Wallenstein (German Edition)
Malern Bildhauern aus München, Florenz, den Niederlanden zur Ausstattung der Departements.
Erzherzog Leopold, der Projektenmacher, ging in dem Rausch seiner Allmacht umher; plante zu heiraten, um sich in Wien zu konsolidieren; war in leidige Geldgeschichten vertieft, von denen er sich jetzt rapid erholte; dirigierte rechts, dirigierte links; die Ehrfurcht der berühmten Staatsmänner, der Eggenberg Meggau Kremsmünster blendete ihn. Als man ihm den Reichshofratsbeschluß betreffs Kollegialtag vorlegte, krähte er Beifall; Ordnung müsse sein, bravo, dazu schlau gehandelt, hinterlistig, echt diplomatisch, dächte gewiß niemand daran, daß der Kollegialtag gegen den Bayern sein könnte.
Lange vor dem festgesetzten Termin brach man von Wien auf. In den schönen braunen Herbst fuhr man hinein. In dem ersten Schiffe Ferdinand und die Mantuanerin, einsam. Sie dachte nur, wie sie dem Gemahl, der ihr von Gott zugeführt war, dienstbar sein könne; war ängstlich, ihr Beichtvater führte sie behutsam; sie hatte eine feine verschwiegene verschlagene Art; öfter hatte einer Lust, ihr Politisches zu suggerieren; er erkannte leicht an ihrer Art zuzuhören, den verlegenen Blick zur Erde, den Mund sehr streng, daß sie nichts damit anzufangen wußte und sich nicht stören lassen wollte auf ihren Wegen. Ferdinand schien es ausnehmenden Spaß zu machen, solchen Unterhaltungen beizuwohnen; es war manchmal, als ob er den und jenen aus seiner Umgebung ermunterte zu einer politischen Attacke auf seine Gemahlin. Er träumte währenddessen und mischte sich nicht ein.
Bevor die Flottille in Regensburg landete, machten der Fürst Eggenberg und Graf Trautmannsdorf einen letzten Versuch, den Kaiser zu sprechen. Und zu ihrem großen Erstaunen nahm er sie auf seiner Kammer an. Schalt sie freundlich, in weißem Anzug herumgehend, sich setzend, daß sie durch Geschäfte seine Lustreise verderben wollten; ob sie es vor seiner Gemahlin verantworten könnten. Die Herren durften sich zu ihm in dem ebenholzbekleideten, sehr weiten, sehr niedrigen Gemach setzen, in das die Sonne blitzte, Ruderschläge hineinklangen. Eggenberg, nachdem er seine Freude über das Wohlbefinden des Herrschers ausgesprochen hatte, wies auf die Unklarheit der kommenden Situation und daß noch ein endgiltiger Entscheid fehle über die Taktik, die Wien auf der Tagung befolgen wolle. Ruhig, ohne die Beine zu wechseln, meinte Ferdinand, vornübergebeugt an seiner Sessellehne vorbeiblikkend, es sei doch alles klar und gegeben. Oder seien neue Ereignisse eingetreten, die ihm nicht zu Ohren gekommen wären. Eggenberg, mit dem stummen Trautmannsdorf Blicke wechselnd, vermochte nicht von dem Affront zu reden, den Maximilian dem Hause erwiesen hatte; er lispelte undeutlich, man müsse wissen, wie weit man Wittelsbach, respektive dem Herzog in Bayern folgen wolle. Der Kaiser wandte sich rasch an Trautmannsdorf: »Was meint mein Herr?« Trautmannsdorf, verblüfft über die scharfen Blicke Ferdinands, versicherte, seine Worte zählend, es sei so. Nun, rekelte sich der Kaiser, ihm sei da nicht ersichtlich, wo Schwierigkeiten entstehen sollten; Maximilian erhält die Kur. Die beiden Herren schwiegen. »Ja, mein«, hob Ferdinand, plötzlich sich geradesetzend, die Hände, »wo liegen denn für die Herren Schwierigkeiten? Und seit wann machen sich die Herren Bedenken? Was ist diese Fahrt? Wir belehnen unsern Schwager Maximilian. « Es sei beschlossen, bemerkte Trautmannsdorf vorsichtig, seitens des Rates, und so verkündet, daß die Entscheidung der Pfälzer Frage in die Hände der Kurfürsten gelegt werde; so stehe man auf dem Boden der Grundgesetze des Reiches. Wieder hob der Kaiser die Hände: »Ja, dazu eben fahren wir. Das Kolleg muß hinzugezogen werden. Wir werden die Kurfürsten zu unserer Meinung bewegen; sie werden sich unsern Gründen nicht verschließen. Die Belehnung erfolgt nach den Reichsgesetzen.« Man dachte, artikulierte Trautmannsdorf weiter, seitens der kaiserlichen Gewalt ganz von einer Teilnahme oder Beeinflussung abzusehen; man dachte, ganz, auch ganz den Kurfürsten die Schwere der Entscheidung aufzubürden.
»Ohne die Kaiserliche Majestät?« Die Herren bejahten.
Da stand Ferdinand auf, ging einige Male in dem rollenden, leicht schwankenden Gemach hin und her. Rauhe Stimme: »Wo ist Erzherzog Leopold? Ach, in Wien.« Nach einigem Herumwandern stand der Kaiser vor ihnen: »Bleibt sitzen. Ist etwas eingetreten inzwischen?«
Trautmannsdorf verneinte mit fingiertem
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