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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Tummelgarten bei den Barfüßern; seinen Aufwand trug er in drohender Weise zur Schau. Die Gemahlin, eine Schwester des bayrischen Max, hatte er wider ihren Willen nach Regensburg geschleppt, sie fürchtete ihren Bruder; Wolfgang Wilhelm setzte ihr mit schmähenden Äußerungen zu, daß sie geboren sei zum Aschenputtel, zur Winkelsteherin; hätte nicht an ihren Bruder zu denken, sondern an ihn, und an ihren Bruder mit Bitternis, denn er wolle ihm das Recht streitig machen, ihm, ihr, ihren unmündigen Kindern. Da saß die unschöne kränkliche Frau, in italienische Kostbarkeiten gehüllt, in dem heißen Empfangssaal an der Grube. Vor die Angesichter aller Kurfürsten wurde sie geschleppt, bald sollte sie zur Audienz erscheinen bei den kaiserlichen Majestäten, bald sollte Maximilian aus München in Regensburg landen.
    Der kaum dreißigjährige Pfalzgraf, braunlockig, in französische Schillerseide gekleidet, hatte schmutziggraue Farben an den Backen bekommen, seitdem ihn der Kurfürstenteufel ritt; sein Blick, ehemals flüchtig, jetzt steif und abwesend; die Haltung ohne Zusammenhang, bald versunken, bald kalt abweisend und herrscherisch. Der Alte hatte noch von der Universität Löwen ein ausführliches Gutachten anfertigen lassen zur Begründung seiner Rechtsansprüche; das Gutachten verbreitete der Sohn in Abschriften; vergnügt lasen der spanische wie französische Botschafter, Mainzer Kölner Trierer Räte, sächsische Abgeordnete, die Vertreter Maximilians von Bayern, wie gut fundiert die Neuburger Ansprüche waren. Die Goldene Bulle war zitiert, Titula sieben, Paragraph fünf, worin stand, daß beim Erlöschen einer Kurlinie über die Neubelehnung der Kaiser unter Hinzuziehung der Kurfürsten zu entscheiden habe. Die nahe Verwandtschaft, ehemalige Mitbelehnung war angerufen und daß keiner aus der Linie Neuburg die geringste Schuld an dem böhmischen Kriege habe.
    Erschreckend wirkte es auf alle, die dem Schauspiel beiwohnten, daß plötzlich ein regelrechter Buckelhans auf der Bildfläche erschien, im Quartier des Mainzer Kanzlers anrückte, sich offenbarend als Friedrich von Zweibrücken-Birkenfeld und, da er stumm war, durch seine dämonisch erregte Frau und einen imperatorischen Kammerdiener bekundend: er und kein anderer sei nächstberechtigt bei einer Neubelehnung. Man hatte Mühe, mit diesem Prätendenten fertig zu werden, vor allem, da er ersichtlich von Geist schwach, vielleicht völlig blöde war und auch die Möglichkeit bestand, daß er gar nichts wußte von den Dingen, die man mit ihm machte. Aber der gute vielgequälte Schweikhard sah schließlich keine Rettung vor den drei Birkenfeldern: die verwandtschaftlich begründeten Ansprüche mußten protokolliert werden, ihren Weg laufen. Es gab eine Szene von großer Peinlichkeit, als Schweikhard es dann nicht verhindern konnte, daß bei einem Schauessen im Kartäuserkloster vor der Stadt der pompöse stocksteife Neuburger mit der Birkenfelder pfalzgräflichen Trias zusammentraf. Aus dem Konventsaal, in dem Truchsesse und Pagen speisten, kamen die drei geirrt in das feierliche Refektorium, in dem feine Geigenmusik erscholl, Kaiser und Fürsten hinter einer langen Tafel saßen, darauf ein zinkerner Berg Parnaß Wasser und Wein verspritzte, ein Pegasus aus Zucker die Flügel schwang. Neben Wolfgang Wilhelm setzte man den tauben blöden Buckelhans ab; rechts und links blieben Sessel frei. Man lächelte drüben, flüsterte sich ins Ohr; dies waren die beiden Prätendenten. Aber manche wandten sich betreten und ergriffen ihrem Mahl zu; Schweikhard, weißhaarig, Gesicht einer fetten, alten Frau, mit mächtigem Kehlbraten, zittrigen Lippen, sah schmerzlich vorwurfsvoll zum Obersthofmeister herüber. Verschwunden war die nächsten Tage der Neuburger; man erzählte von Duellen, die zwei seiner Kavaliere mit Franzosen hatten, die in einem Atem Neuburg und Birkenfeld besprachen. Der Leidensweg Wolfgang Wilhelms wäre so lang wie der Fürstentag geworden, hätte Graf Oñate, der spanische Gesandte, nicht die beiden Prätendenten zusammengeführt, einen Vertrag zwischen ihnen veranlaßt und den stark geduckten Wolfgang Wilhelm als seinen Kandidaten ausgerufen. Die drei Birkenfelder waren bereit, sich mit Geld abfinden zu lassen, blieben aber böswillig in Regensburg, lauerten; sie saßen dem Neuburger auf den Fersen, zähneknirschend mußte er sich umwenden, lieb Kind mit ihnen spielen; die vulgäre Dienstmagd, Birkenfelds Weib, wagte sich hausfraulich neben die

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