Wallenstein (German Edition)
Bank sitzende alte Mann auf: »Wenn ich das noch sehen kann für meine Kinder! Bassewi, was sollen unsere Kinder Euch Liebes tun.«
Als die Judenschaft Prags eine riesige Summe Geldes dem Kaiser vorgestreckt hatte und ihr durch besonderen Gnadenerlaß gestattet wurde, sich in Böhmen anzusiedeln auf Märkten Städten Dörfern Flecken, wo sie wollte, um Handel und Gewerbe zu treiben, erzitterte der böhmische Volkskörper, eine weißglutende Stange bohrte sich in sein Fleisch. Dies war der größte Schimpf. Nun sollten sie die Bösewichter und Verbrecher unter sich dulden, deren Nährmutter das böse Schwein war, die mit dem Wucherspieß liefen, die das Kreuz schändeten, denen die Falschheit auf der Stirn stand. Ausgesogen das Land, nun sollten sie sich nicht einmal ruhig in ihrer Bettelarmut hintrollen dürfen. Der Giftmord sollte über den reinen Boden des Märtyrers Johann Huß spreizbeinig spazieren, der Brunnentod. Die Sieger hatten dies getan. Wessen sollten sich unschuldige Säuglinge und Kinder versehen von dem übergegorenen Haß dieser Spinnen, dieser uranfänglichen Malefizer. Oh, wie sie sich wanden.
DIE WELLE der Kaiserlichen und Ligisten wühlte sich in ihr Bett. Ersäuft unter ihrem Bauch das Wahlkönigreich Böhmen, die Pfalz; der Bund der Fürsten zerdrückt, sein Haupt, der glanzvolle Friedrich, über die französische Grenze geschleudert. Steinern die katholische Macht vom Main bis zur Adria. Truppen hatte der Kaiser in Böhmen, Mähren, Elsaß; Heere hielten am Rhein, Neckar, in der Oberpfalz. Vierzehn Regimenter zu Fuß, sechs zu Pferd standen für die Liga, gefürchtete Regimenter: Herberstorff, Graf zu Fürstenberg, das gräfliche Zollersche, Aldringensche, Pechmannsche, Schönberg, Lindlo, del Maestro, Erwitte, Eynatten, Desfours, Cratz, Pappenheim; Infanterie: Anholt, Herliberg, Schmidt, Mortaigne, Truchseß, Haimhausen.
Wie sich der übermächtige Sieger bedrohlich reckte, erstikkend über sein Opfer fiel, ging der englische König Jakob mit sich zu Rat. Mit Digby, dem verbrühten bösen Lord, fuhr der Prinz von Wales, Karl, heimlich nach Spanien. Prinz Karl sollte um Doña Maria, die Infantin, werben; so wollte der spintisierende Graukopf vom spanischen Habsburg auf das österreichische Habsburg drücken, daß es den Pfalzgrafen wiederherstellte. Alles sollte ausgeglichen werden durch eine Heirat. Und dann spann er das schläfrige Märchen, gab es den beiden über das Meer mit: der älteste Sohn des Pfälzers solle am Kaiserhof erzogen werden, die Tochter des Kaisers solle ihn heiraten, dann solle er den Kurhut erhalten, spätestens nach dem Tode Maximilians, und wieder im schönen Heidelberg am Neckar residieren. Dem König war katholisch wie lutherisch, jeder sollte etwas abgeben, es war alles so leicht.
Das Volk in England raste, als es von dem bald mißglückten Ehevorschlag des Königs Jakob hörte; mit Steinen wurden Digby und der Prinz empfangen, als sie in Southampton landeten. Tief verblüfft sagte der König: »Ich habe meine helle Freude an dem Volk. Wie hat es das gemacht! Steine auf meinen Gesandten, auf meinen Sohn! Es hätte nicht viel gefehlt, so hätten sie mir den Kopf abgeschlagen. Es steckt doch viel in den Briten.«
Er knurrte vergrimmt: »Sie nehmen ein schlimmes Ende; dumm sind sie, sie sind dumm. Mit dem Protestantismus allein kommt man nicht durch die Welt.« Er war schwer enttäuscht; hinter allen Widerwärtigkeiten steckte der ekle elegante Springer Buckingham; Prinz Karl sollte ihn scharf beobachten und bei Gelegenheit beseitigen lassen.
Stolz rollten die Reden im Parlament: »Der Katholizismus hat gewettet, in zwei Jahren alles wiederzugewinnen, was er in hundert verloren hat. Rettet Böhmen! Rettet das Land des Huß!« »Man schickt eine Britin, die Tochter des Königs, nach Deutschland und läßt es zu, daß sie ihres calvinischen Glaubens wegen von Hof und Herd gejagt wird.« »Die Götzendiener kommen in Rudeln; sie wollen von Spanien übers Meer. Man will sie noch locken. Schlagt die Ratten tot.« »Der König verrät uns. Er kann seine Tochter schänden lassen, er darf einer Britin nicht den Rechtsschutz verweigern.« »Das Neue Indien! Die spanischen Bekehrungen! Inquisition! Rettet Böhmen!« »Die deutschen Protestanten sind feige. Wir müssen ihnen zu Hilfe kommen.« »Der König verrät uns. Die Stuarts sind Papisten. Buckingham verrät uns.«
Es war in den letzten Wochen König Jakobs, wo der Prinz Karl stundenlang an seinem Bett saß,
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