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Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Titel: Wallner beginnt zu fliegen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas von Steinaecker
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aber keinen Ton heraus, macht ein Foto und versucht dabei gegen die Fahrtrichtung der Rolltreppe und zwischen den Leuten hindurch, die ihm den Weg versperren, nach unten zu laufen, dem Fremden hinterher. Schon ist der Mann am Ende der Rolltreppe angekommen, eilt weg. An einem Stand für Armbanduhren ist er mit dem Rücken zu Wallner stehengeblieben, beugt sich über eine der Glasvitrinen. Er schreibt etwas auf einen Notizzettel. Wallner klopft das Herz bis zum Hals, er zögert, dann tippt er dem Mann auf den Rücken.
    „Was soll das?“ fragt Wallner, außer Atem.
    Der Mann hat sich umgedreht.
    „Wie bitte?“ fragt der Mann.
    „Warum folgen Sie mir immer? Auf der Rolltreppe eben . . .“
    „Entschuldigung. Aber . . . Sie müssen mich verwechseln.“
    Der Mann deutet auf das Namensschild an seinem Hemd, auf dem Herr Geiger steht.
    „Aber eben auf der Rolltreppe . . .“
    Wallner stutzt. Hat er den Falschen erwischt? Möglich, daß der Mann von der Rolltreppe weitergelaufen ist. Vielleicht war Wallner für einen Moment unachtsam.
    „Entschuldigung . . .“, stammelt Wallner.
    Langsam geht er zur Rolltreppe. Oben wartet Ana.
    „Was war denn?“ fragt sie, als Wallner auf die Kante von einem der Ausstellungsbetten gesunken ist.
    „Kennst du den Mann da unten, den Verkäufer in dem karierten Hemd? Kennst du den?“ fragt Wallner erschöpft. Ana reckt den Kopf.
    „Aber das ist doch der, bei dem wir die Couch gekauft haben; der sich damals für uns so eingesetzt hat, daß wir das Modell in Grün bekommen. Weißt du das nicht mehr? Greier, Geiber oder so ähnlich . . .“
    „Geiger“, sagt Wallner.
    „Geiger, ja.“
    Es entsteht eine Pause.
    „Soll ich dir ein Wasser bringen? Du bist ja ganz bleich, ich bring dir ein Wasser, warte mal“, hat Ana gesagt und ist gegangen.
    Während Wallner sich vorsichtig zurückfallen läßt und sein Blick auf die Neonleuchtröhren an der Decke hoch über ihm fällt, ist er beinahe erleichtert. Er hat zwar den Mann auf der Rolltreppe nicht mehr erwischt, aber Wallner weiß jetzt mit Sicherheit, daß er tatsächlich unter Beobachtung steht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis man sich das nächste Mal begegnet. Wallner braucht sich keine Gedanken darüber zu machen, daß er keine Beweise dafür hat, daß man ihn verfolgt. Die Beweise für eine Verfolgung werden ihm geliefert werden.
    53
    Witte sitzt im Eßzimmer und ißt Suppe, Wallner stellt sich vor, daß die Wittes dasselbe Set benutzen wie die Wigets, weil ihm das tatsächliche Set der Wittes gerade nicht präsent ist: Auf der weißen Keramikfläche sind konzentrische hellgrüne Kreise aufgemalt. Das Eßzimmer mit dem Bauernschrank und dem PVC-Boden ist das der Wellenhofers. An der Wand neben dem Durchgang zur Küche hängt ein Votivbild, das die in einen blauen Mantel gehüllte Mutter Gottes zeigt. Witte trägt das gelbbraun karierte Sakko, das er angehabt hat, als er heute vormittag mit Wallner gesprochen hat. Nein. Wallner stellt sich vor, daß Witte zu Hause eine Trachtenjacke trägt. Da kommt Wittes Frau, Ines oder Vera. Wallner kann sich jetzt nicht mehr daran erinnern, wie sie aussieht. So ist es die Schauspielerin aus dem Mehrteiler über das Leben einer Familie, die in einem Dorf im Voralpenland wohnt, Wallner hat die zweite und dritte Folge ungefähr vor einem halben Jahr gesehen.
    Wallner kann hören, was Witte jetzt denkt: „Vielleicht komme ich mit dem Naturell von Herrn Wallner nicht zurecht. Gut. Aber wie der die Firma führt, wie der die hochgebracht hat, das nötigt einem Respekt ab. Die Firma, die ist ein Ort, wo ich bleiben werde. Ich könnte dem Herrn Wallner schon ein bißchen öfter zeigen, wie dankbar ich ihm bin. Weil eigentlich er es ja ist, der die Firma führt. Nicht so sehr der Herr Wiget. Der Herr Wiget organisiert eher und hält den Betrieb am Laufen. Aber sein Naturell.“
    54
    Wallner geht zum Bett. Er ist nackt. Sein Rücken und sein Gesäß wirken muskulös. Er hat dichtes schwarzes Kopfhaar. Auf dem Bett sitzt Ana mit angezogenen Beinen. Auch sie ist nackt. Wallner legt sich mit dem Rücken aufs Bett, den Kopf am Kopfende. Ana kniet über Wallner, sie nimmt sein Glied und führt es sich ein. Ana sitzt auf Wallner. Wallner reckt den Kopf und sagt etwas zu Ana.
    Wallner geht zum Bett. Er ist nackt. Neben dem Bett steht Ana mit an die nackten Hüften gestützten Händen. Wallner legt das Kissen an die Längsseite des Betts und legt sich auf den Rücken, mit dem Kopf auf das Kissen. Ana setzt

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