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Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Wallner beginnt zu fliegen (German Edition)

Titel: Wallner beginnt zu fliegen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas von Steinaecker
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auch“ und verabschiedet sich.
    Er sitzt auf dem Schreibtischstuhl und hat die Hände auf der Tischplatte gefaltet.
    59
    26. März
    16:15 Uhr. Friseur.
    60
    Der hellrote Peugeot in seinem Rückspiegel folgt ihm bereits eine ganze Weile. Gleich nachdem Wallner, nur um zu sehen, was passiert, den Blinker setzte, blinkte auch der hellrote Peugeot hinter ihm. Als Wallner doch nicht abbog, fuhr auch der hellrote Peugeot geradeaus. Der Fremde aus dem Kaufhaus in Nürnberg und eine Frau, seine Frau?, haben darin gesessen. Aha, denkt Wallner, einer reicht nicht mehr aus.
    „Wenn möglich, bitte wenden“, wiederholt die Frauenstimme des Navigationssystems.
    Wallner ist es egal, ob er zu dem Termin um vier in der Leopoldstraße zu spät kommt. Er biegt in ein Wohngebiet ein, beschleunigt und behält dabei die rosa Spur, die er auf der Straßenkarte des Bildschirms zieht, sowie den Rückspiegel im Auge. Unabsichtlich ist er jetzt in eine Sackgasse gefahren, die Straße endet vor einer Hecke. Wallner hält den Wagen an.
    Dann wird er nun also sehen, wer in dem roten Peugeot sitzt.
    Es ist still geblieben. Wallner wartet, holt den Fotoapparat aus dem Sakko. Diesmal muß das mit dem Fotoapparat funktionieren, das letzte Mal, im Kaufhaus in Nürnberg, waren die drei Fotos, die er gemacht hatte, völlig schwarz. Er spürt wieder diesen stechenden Schmerz in seinem Kopf, in letzter Zeit hat er das Gefühl, daß dieser Kieselstein, oder was auch immer es ist, in seinem Kopf größer geworden ist, handtellergroß.
    Der hellrote Peugeot ist nicht gekommen. Wallner setzt sich in den Wagen, startet und schaltet das Navigationssystem ein, um die Zielführung fortzusetzen. Auf dem Gewirr aus gelben Rechtecken und grauen Linien ist nach ein paar Momenten eine rote Linie erschienen, ein Faden.
    61
    Bereits von weitem kann er die kleine Gruppe von Gerademal- beziehungsweise Gerade-noch-nicht-Teenagern sehen, am Gatter hängen Luftballons, davor liegen Teddys. Eigentlich müßten die Kinder schon längst die Alarmanlage ausgelöst haben. Ana wird sie wie immer ausgeschaltet haben. Sie ertrage das ständige Piepen nicht, sagt sie.
    Als er mehrmals hupt und sich das Gatter automatisch öffnet, sind die Mädchen – es sind nur Mädchen, vielleicht sechs, sieben – zu den Seiten ausgewichen und haben, jetzt aber anders als eben, wütend oder traurig, wie es scheint, nicht mehr dem Haus, sondern dem Auto zugewandt, obwohl sie sehen können, daß nur er und niemand sonst darin sitzt, ihre Sprechchöre mit „C-O, C-O, C-O“ fortgesetzt. Für einen Augenblick befürchtet er, daß eines der Kinder sich an seinem Auto vorbei aufs Grundstück zwängen und bis zur Haustür laufen könnte. Zudem stellt sich die Frage, was passiert, wenn die Mädchen die zwei Tage, an denen Costin hier auf Besuch ist, weiter ihre Show abziehen und dabei womöglich noch Verstärkung bekommen sollten. Eines von ihnen könnte nachts ins Haus einbrechen, die Alarmanlage würde natürlich ausgelöst werden, jetzt lohnen sich endlich die eigentlich viel zu hohen Ausgaben für das satellitenüberwachte System. Aber allein die Vorstellung, 48 Stunden unter Belagerung zu sein, ist Wallner in diesem Moment unerträglich. Man könnte im Büro schlafen.
    Er geht, die Stimmen der Mädchen im Hintergrund wie Anfeuerungsschreie, von der Garage zum Haus. Die Mädchen starren ihn mit diesen Augen an, sie glotzen regelrecht.
    Als er die Tür öffnet, kommt ihm gerade im Eilschritt Costin entgegen, er trägt einen dieser ockerfarbenen Nadelstreifenanzüge mit T-Shirt darunter, das Outfit, in dem die männlichen Models auf den Werbeeinlagen in der Zeitung abgebildet sind, Costin sieht tatsächlich genauso aus wie das männliche Model aus der Werbeeinlage, er ist braungebrannt.
    Wallner sagt: „Hey.“ Er kann für einen Moment nicht sprechen, er bringt kein Wort heraus. „Hast du eigentlich auch normale Fans? Die stürmen mir ja bald mein Haus. Wann bist du denn angekommen?“
    Costin, der im Begriff ist, die Treppe in den Keller herunterzulaufen, sagt: „Hallo, Tata. Ich hab’s gerade super-eilig, sorry, ich habe was mit Quirin und Britney ausgemacht. Muß noch duschen und das alles. Streß, Streß, Streß. Wollen wir mal reden?“
    Costin ist im Keller verschwunden.
    Er hat Wallner nicht zur Begrüßung umarmt oder auf die Wangen geküßt. Wallner möchte, daß ihn Costin zur Begrüßung umarmt und auf die Wangen küßt.
    Vor der Küchentür, die einen Spalt weit geöffnet ist,

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