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Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Titel: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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sagt Lang X.
»Ich habe keine Lust mehr. Ich bin ausschließlich von Idioten umgeben«, ärgert sich Nera. »Ich will wissen, was der Kerl da vorne mit meinem Sohn gemacht hat. Was ist, wenn in seinem tollen Fahrplan stand, dass Tilko vorgestern um Viertel vor eins verstirbt, und er nachgeholfen hat, damit's auch stimmt?«
»Nicht so laut«, gebietet Lang X. »Sein Fahrplanbuch ist riesige Sammlung voll mit Buchstaben und Zahlen. Da alles drinsteht.«
»Alles?«
»Alles, was er lesen will darin.«
»Auch eine Scheidung drei Minuten nach der Hochzeit?«
»Er seine Gründe hat, vermutlich.«
»Vermutlich kassiert er dafür auch noch zweimal eine Gebühr.« Nera schüttelt den Kopf. Sie ist eine ziemlich geduldige Person, aber Geisteskrankheiten gehen ihr gegen den Strich. Es gibt total wirksame Pillen gegen so was, hat sie gehört. Wobei man diesen Hohepriester vermutlich besser direkt an einen Tropf anschließen würde, vorzugsweise mit Tollkirschmarmelade oder Düsseldorfer Senf, extrascharf. Der Kerl hat nicht nur Tilko, sondern auch Kerbil aus dem Weg geräumt. Vermutlich sind sie ihm auf irgendeine Weise in die Quere gekommen, und daraufhin stellte er fest: Schau an, in meinem Fahrplan steht, dass ihr eigentlich schon vorgestern von uns gegangen seid. Tja, dann werden wir dem Willen des Obersten Neunfingrigen Fahrdienstleiters mal fix Geltung verschaffen, bevor der noch was merkt.
Die Verwandten filmen eifrig die Scheidung, das Paar geht in entgegengesetzte Richtungen auseinander, die jeweiligen Familien werfen sich noch ein paar Verwünschungen an die Köpfe. Dann verläuft sich die Menge langsam und tröpfelt nach und nach aus dem Tempel, vermutlich zu ein oder zwei Hochzeitsscheidungskaffeetrinken.
X und Nera halten sich unauffällig in der Nähe der Familie der Braut auf und tun so, als wären sie furchtbar ungehalten über das ungehörige Verhalten des Bräutigams, das zu der unwürdigen Scheidung geführt hat. In Wirklichkeit beobachten sie sehr genau, wie der Hohepriester mit ein paar Kuttenträgern palavert, bevor er seinen Stab längs auf den Altar legt und in Richtung Seitengang marschiert.
»Jetzt«, zischt Lang X, nimmt Neras Hand und folgt dem Hohepriester.
»Wieso?«
»Er alleine.«
»Vielleicht muss er mal für kleine Fahrdienstleiter.«
»Ich das hoffe«, grinst der Asiate.
Sie folgen Gern den Wool unbemerkt in den Seitengang und sehen gerade noch, wie er hinter einer weißen Tür verschwindet, auf der ein eindeutiges Symbol prangt.
»Da geh ich nicht rein«, bockt Nera.
»Weil das ist Herrenklo?«
»Ich bin eine brave Frau, schon vergessen?«
»Wir jetzt böse«, legt Lang X fest und schneidet eine Grimasse.
»Wurde auch Zeit.«
Der Abenteurer legt die flache Hand auf die Tür. »Wir jetzt rein. Sie dafür sorgen, dass kein anderer reinkommt.« Und schon huscht er in den gefliesten Waschraum. Nera entfährt ein Seufzer, folgt ihrem Söldner, dann stellt sie fest, dass der Schlüssel von innen steckt. Das macht die Sache vorläufig leicht.
Lang X langt in seine Westentasche und hat plötzlich ein kleines Schächtelchen in der Hand, das er direkt neben die Türklinke der einzigen verschlossenen Klokabine klebt. Das bleibt nicht ungehört.
»Hallo?«, kommt es aus der Kabine.
»Herr den Wool«, sagt Lang X, »ich soeben Sprengladung mit Bewegungssensor an Tür von Ihre Kabine geklebt. Sie jetzt unsere Geisel.«
Einen Moment herrscht Stille, dann scharrt jemand mit den Füßen und zieht sich die Hose hoch.
»Das heißt, wenn ich versuche die Tür zu öffnen, geht sie in die Luft?«
»Richtig«, bestätigt Lang X.
»Dann geht ihr Idioten mit drauf.« Der Hohepriester versucht fröhlich zu klingen, aber es geht schief.
»Wir Selbstmordgeiselnehmer.«
Nera kneift die Augen zu. Das ist doch alles nicht wahr.
»Aber abziehen darf ich?«, fragt der Mann in der Kabine.
»Ich darum bitte«, entgegnet X freundlich.
Die Spülung wird betätigt, dann räuspert sich Gern den Wool, sagt aber nichts. »Er fragt sich gerade bestimmt, ob wir im Fahrplan standen«, flüstert Nera gehässig.
Lang X geht nicht darauf ein. »Wir nun stellen unsere Forderungen«, sagt er laut.
»Sie haben mein Ohr. Bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig«, brummt der Hohepriester.
»Erstens wir fordern Herausgabe von Junge namens Kerbil Routwegen.«
»Kenn ich nicht«, behauptet Gern den Wool sofort.
»Zweitens«, fährt Lang X ungerührt fort, »wir wollen erfahren alles was Sie wissen über Person namens Tilko Zerhunnin.«
Keine

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