Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)

Titel: Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes (German Edition)
Autoren: Uwe Post
Vom Netzwerk:
die Vampir-WG echauffieren soll.
Mbu nutzt diese Unentschlossenheit und redet weiter. »Die Teilnehmer der Show ernähren sich ausschließlich von Blut, und jede Woche wird einer in ein Häufchen Asche verwandelt. Wer das ist, bestimmen die Zuschauer.«
»Interessantes Konzept«, gibt Walpar zu, »allerdings mag ich leider überhaupt kein Blut.«
Mbu wiehert los, als hätte jemand ein »Laut lachen«-Schild hochgehalten.
»Sehr gut, sehr gut. Sie gefallen mir. Aber im Ernst: Es kommt natürlich nur darauf an, dass die Zuschauer glauben, dass die Promis sich ausschließlich von Blut ernähren. In Wirklichkeit gibt es ganz normale Mahlzeiten hinter den Kulissen, und das Blut, das vor der Kamera verzehrt wird, ist Erdbeersirup.«
»Ah«, kapiert Walpar. »Der Zuschauer wird verarscht.«
»Selbstverständlich«, nickt Mr. Mbu und klopft Walpar auf die Schulter.
»Schließlich können wir nicht ernsthaft einen Teilnehmer in ein Aschehäufchen verwandeln, oder? Wer aus der Sendung gewählt wird, steht ohnehin vorher fest. Bei den dichten Terminkalendern heutzutage ergibt sich die Reihenfolge des Ausscheidens ohnehin fast von selbst.« Mbu nimmt einen Schluck Energydrink und guckt Walpar glasig an.
»Und an einer Live-Suche nach einem verlorengegangenen Familienmitglied wären Sie nicht interessiert?«
»Familienquark!«, entfährt es dem Produzenten. »Ernsthaft, Herr Tonnraffir, wer interessiert sich heute noch für Familiendramen? Familie sind Leute, mit denen man nie einen trinken gehen würde, wenn man nicht zufällig mit ihnen verwandt wäre. Ein verschwundener Onkel ist ein guter Onkel, weil man sich keine Vorwände mehr einfallen lassen muss, um seiner Geburtstagsfeier fernzubleiben!«
Walpar seufzt. Ob Kerbil dasselbe empfindet? Er nimmt sich vor, das bei Gelegenheit herauszufinden.
Hier hat er jedenfalls nichts mehr verloren. Es war den Versuch wert, findet er. Immerhin hat er einen Energydrink gratis bekommen und fühlt sich jetzt wacher als vorher, obwohl er abgesehen von einem kurzen Schlummer im Taxi seit gut zwei Tagen auf den Beinen ist.
In diesem Moment zwitschert Walpars Pinguin. »Sicher mein Agent«, sagt er grinsend als Entschuldigung, dann verlässt er den Stand von TV Every12 .
»Ja bitte?«
»Hallo Walpar«, grüßt eine knarzige Stimme. »Ich wollte mich nur nach dem Zustand meiner Organe erkundigen.«
»Blutig?«, versucht Walpar. »Wer ist denn da?«
»Mario Costello natürlich. Sie wissen schon, der Kerl, dem derzeit Ihre Leber gehört. Und das ganze andere Zeug.«
»Nicht mein Penis!«, entfährt es Walpar.
»Ich wollte mich nach dem Fortschritt der Nachforschungen erkundigen«, tut Costello geschäftig.
»Äh ja«, stottert Walpar, »es tut sich was, Signore Costello. Ich verfolge gerade eine, äh … heiße Spur.«
»Gucken Sie in ein Kanonenrohr oder wieso drucksen Sie so herum?«
»Nein«, gibt Walpar zu, »ich kann frei reden.«
»Details, Kerl, geben Sie mir Details!«
Walpar seufzt. »Ich befinde mich in Santa Monica. Südkalifornien.«
»Und da befindet sich der Rest des Fingers?«
»Davon gehe ich nicht aus«, entgegnet Walpar.
»Puh«, macht Costello, »die Mehrheit der Aktien der All Com wäre ziemlich teuer geworden.«
»Was wollen Sie eigentlich mit … dem Rest?«
»Junge«, blafft Costello, »haben Sie's immer noch nicht kapiert? Die ganze Welt ist geil auf den Leib Gottes. Jeder will ihn zuerst haben und für seine Zwecke missbrauchen, um verdammt viel Geld damit zu machen. Capito?«
»Ja«, sagt Walpar. »Sie wollen derjenige sein, um Ihren unzähligen Milliarden ein paar weitere hinzuzufügen.«
»Siiii!«, kommt es langgezogen aus dem Schnabel des Pinguins, »ja, Mr.
Tonnraffir, Sie haben die Sache endlich verstanden, wie es scheint. Wann kann ich mit Ihrer Erfolgsmeldung rechnen?«
»Würde es Ihnen morgen passen?«, fragt Walpar zurück.
»Hm«, macht Costello, »ich esse gegen eins mit der Innenministerin zu Mittag, danach hätte ich Zeit.«
»Bis dann also«, sagt Walpar und beendet das Gespräch. Er macht sich nicht die Mühe, Mr. Mbu für den Energydrink zu danken, und verlässt das Messegelände.
Draußen stellt sich heraus, dass sich das Messegelände quasi im Innenhof der All-Com-Zentrale befindet, die demzufolge ganz schön riesig sein muss.
Walpar wählt einen Eingang, der die Bezeichnung »Süd 235« trägt. Das ist ebenso gut wie jeder andere. Die Frage ist nur, wie er an der Zugangskontrolle vorbeikommt, die einige Meter weiter den Weg versperrt: ein massives
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher