Walzer der Liebe
Raum."
„Begreife ich Sie richtig, Sir? Ist es möglich, dass Sie einen der Anwesenden beschuldigen, der Verfasser dieser Briefe zu sein?" wollte Lord Bryce verärgert wissen. Ich erinnerte mich daran, dass er und Hugh nie Freunde gewesen waren.
„Ja, genau das tue ich", bestätigte Hugh freundlich.
16. KAPITEL
Die Stille, die im Salon geherrscht hatte, war jäh zu Ende. Meine Tante schrie und brach auf dem Sofa zusammen. Miss Mason rief nach Cognac. Der Earl of Bryce bekundete seine Entrüstung. Louisa versicherte ihm wortreich, sie wisse, er habe nichts mit der Sache zu tun.
Nur Hugh und ich schwiegen. Es schien sehr lange zu dauern, bis der Tumult sich legte.
„Also dann! Können wir weitermachen, nachdem ich jetzt wieder Ihre Aufmerksamkeit habe?" fragte Hugh, ging zum Mitteltisch und schob die halb leere Servierplatte mit den restlichen Biskuits beiseite. Er breitete die Briefe aus, die ich erhalten hatte, und legte alle von mir beschafften Schriftproben daneben. Alle Anwesenden drängten sich um den Tisch, selbst meine Tante Lavinia, die, gestützt von ihrer getreuen Gesellschafterin, herbeigewankt kam.
„Es gäbe noch mehr Beispiele, doch wie ich hörte, hat Miss Langley ihre Briefe verbrannt", erklärte Hugh. „Stimmt das, Miss Langley?"
Sie nickte und biss sich auf die Unterlippe.
„Wie schade!" fuhr Hugh fort und schob einen der Briefe etwas zur Seite. „Ich hätte die an Sie gerichteten Schreiben gern mit denen verglichen, die Miss Ames bekommen hat."
„Was wollen Sie damit sagen?" fragte Louisa in kaltem Ton.
„Was glauben Sie, was ich damit sagen will?"
Ehe sie antworten konnte, hielt Cameron ein Blatt Papier hoch und erkundigte sich: „Hast du das aus meinem Schreibtisch in der Bibliothek genommen, Cousinchen? Ich bin erschüttert, feststellen zu müssen, dass du meine Schubladen durchwühlt hast! Erschüttert!"
„Nanu! Hier ist der Brief, den ich an Ann Mannering angefangen hatte", warf meine Tante ein. „Den ich weggeworfen hatte und dann neu geschrieben habe. Siehst du, Henny? Der Klecks, den ich gemacht habe. Nun, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Nichte! Ich weiß es wirklich nicht. Es zeugt von sehr schlechten Manieren, wenn man in anderer Leute Räumen herumstöbert und persönliche Unterlagen an sich nimmt."
„Wie ich sehe, hast du auch eine Liste, die ich aufgestellt habe, Connie", bemerkte Louisa und starrte auf die letzte Schriftprobe, die ich mir besorgt hatte. „Denkst du, dass ich diejenige bin, die dir geschrieben hat? Wie fehl am Platz meine Zuneigung zu dir gewesen ist! Du bist eine Leisetreterin! Eine diebische, dreckige kleine Leisetreterin! Ich vermute, du selbst hast die Briefe an dich geschrieben, um Aufmerksamkeit auf dich zu lenken, ja, und die an mich, um mir wehzutun. Nun, du hattest Erfolg. Ich hasse dich jetzt. Hast du gehört? Ich hasse dich!"
„Das reicht!" sagte Hugh.
Der gebieterische Ton, den er angeschlagen hatte, brachte Louisa dazu, nachzugeben, und eilig kehrte sie zu ihrem Sessel zurück. Ich schluckte den Kloß herunter, den ich im Hals hatte. Es war abscheulich, mit Schimpfworten belegt, beschuldigt zu werden. Ich fühlte mich elend.
„Nachdem Miss Ames sich mir anvertraut und mich um meinen Rat gebeten hat, riet ich ihr, sie solle die Schriftproben besorgen", erklärte Hugh. „Sie wollte das nicht tun, doch ich habe darauf bestanden."
Lord Bryce war sehr still gewesen. Jetzt schaute er von einem der Briefe auf, den er mit den Schriftproben verglichen hatte, und äußerte: ,Ja, aber ich sehe nicht, dass es von Nutzen war. Keine dieser Schriftproben hat Ähnlichkeit mit der Handschrift in den Briefen, die Miss Ames erhalten hat."
„Vielleicht nicht auf den ersten Blick. Nach sorgfältiger Prüfung habe ich jedoch einige Ähnlichkeiten mit einem der Schreiben festgestellt", erwiderte Hugh.
Meine Tante schwankte, und Miss Mason überredete sie, sich wieder auf das Sofa zu setzen. Niemand sprach, bis meine Tante Platz genommen hatte. Sie umklammerte ihr Taschentuch.
Erst dann fuhr Hugh fort: „Auch das Papier, auf dem die Briefe geschrieben wurden, das scheußliche Gänseblümchen-Siegel und der grässliche blaue Siegellack sind Beweise. Wir müssen nicht allein auf die Schriftproben zurückgreifen."
Er hielt inne, und ich fragte mich, ob er darauf warte, dass jemand zusammenbrach und ein Geständnis ablegte.
Da nichts dergleichen geschah, fuhr er fort: „Das Papier ist billig und gewöhnlich. Es kann bei jedem
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