Walzer der Liebe
Person sie war, und es tat mir Leid, dass Hugh so drastisch herausfinden musste, in welche Art Familie er geheiratet hatte.
Mir fiel etwas ein, und ich erhob mich. „Ihr müsst mich einen Moment entschuldigen", sagte ich. „Ich komme so schnell wie möglich zurück."
Ich wartete nicht auf irgendeine Äußerung und ignorierte Hughs fragenden Blick. Derweil ich die Treppe hinaufeilte, beglückwünschte ich mich, weil ich daran gedacht hatte, dass dies die perfekte Gelegenheit war, um Louisas Zimmer zu durchsuchen.
Ich fand eine Schriftprobe, eine Liste von Accessoires, und verließ rasch den Raum.
Allerdings ging ich nicht gleich wieder hinunter. Stattdessen lief ich in mein Zimmer, öffnete die Schmuckschatulle und nahm alle Schriftproben heraus, die ich gesammelt hatte. Ich stopfte sie in mein Ridikül und kehrte in den Salon zurück.
Gleich darauf kam Emma Pratt herein. Sie verkündete, Miss Louisa habe ihr am vergangenen Abend gesagt, sie brauche sie nicht.
„Mein Mädchen war in den letzten Monaten nicht glücklich. Nein, das war sie nicht. Und jetzt ist mein Mädchen weggelaufen. Zweifellos wollte sie von jemandem wie ihr da fort." Sie sah mich giftig an. „Warum wurde ihr da erlaubt, meine liebe Herrin aufzuregen? Warum verschwindet die da nicht?"
„Das reicht!" warf Lord Moreston ein.
Vor Entsetzen starr saß ich da. Ich wusste, die Frau mochte mich nicht, aber mich in dieser Weise zu beschuldigen, mir vorzuhalten, ich sei der Grund für Louisas Launen, nein, das war ungerecht! Emma Pratt war sichtlich eifersüchtig auf mich. Erneut überlegte ich, ob sie schreiben könne. Sie hatte sich nicht wie eine gewöhnliche, ungebildete Bedienstete ausgedrückt.
Niemand sprach, bis sie den Raum verlassen hatte.
„Ich entschuldige mich, Constance", sagte Lord Moreston dann, und zwei rote Flecke brannten auf seinen Wangen. „Pratt ist seit Ewigkeiten bei uns, und ich nehme an, dass wir ihr zu viele Freiheiten gestattet haben. Sie war schon die Zofe meiner Mutter, und nach deren Tod hat sie sich um Louisa gekümmert. Offensichtlich muss sie in den Ruhestand geschickt werden."
„Sehr unglücklich", flüsterte meine Tante. „So unangenehm."
„Ich möchte Sie darauf hinweisen", schaltete Hugh sich ein, „dass Miss Langley die Sache geplant hat, ganz gleich, wohin sie verschwunden ist. Sie wurde nicht entführt oder fortgeschafft. Ich bin überzeugt, wir werden sie heil und gesund auffinden."
Lord Moreston nickte düster. „Sie hat genau wie eine Katze das unfehlbare Talent, immer wieder auf den Füßen zu landen."
„Lord Bryce", sagte Hugh unvermittelt.
Das weckte jedermanns Aufmerksamkeit. Der Viscount straffte sich. Meine Tante ließ das feuchte Taschentuch los. Miss Mason hörte auf, ihr Kühlung zuzufächeln.
„Ich vermute, dass Miss Louisa zu Lord Bryce gegangen ist", fügte Hugh erklärend hinzu.
„Zu Gloria Hefferton würde sie nie gehen", warf ich ein. „Die Familie ist zu groß und das winzige Haus bereits überfüllt. Außerdem könnte Miss Hefferton Louisa nicht helfen. Sie ist so arm wie eine Kirchenmaus."
„Glaubst du, dass meine Schwester Geld braucht?" äußerte der Viscount steif. „Darf ich fragen, was dich zu dieser Annahme bringt, Cousinchen?"
Ich wollte nicht unbedingt mehr enthüllen, als ich musste. „Gelegentlich hat Louisa erwähnt, sie habe Schulden", antwortete ich widerstrebend. „Ich dachte, sie hätte dir das erzählt. Ich habe ihr geraten, sich dir anzuvertrauen."
Er schüttelte den Kopf und sah noch grimmiger als zuvor aus.
„Lord Bryce ist nicht mehr in London", sagte Hugh. „Er ist zu seinem Besitz nach Kent gereist. Vielleicht sollten Sie sich erkundigen, ob Miss Louisa sich ein Pferd aus dem Stall geholt hat."
Lord Moreston ging zur Tür und erteilte Hibbert den entsprechenden Befehl.
Hugh raunte mir zu: „Rasch! Die Schriftproben!"
Ich schaute mich um. Meine Tante und Miss Mason hatten die Köpfe zusammengesteckt und flüsterten. Ich griff in mein Ridikül und zog die Papiere heraus. Sie verschwanden unter Hughs Jacke.
„Das oberste Blatt trägt Louisas Handschrift", sagte ich, als der Viscount zurückkehrte. „Ich habe es mir soeben geholt."
„Gutes Mädchen", flüsterte Hugh. „Das wird uns eine unschätzbare Hilfe sein."
Lord Moreston sah aus, als wünschte er Hugh Carlyle meilenweit fort, ein Umstand, den der mir frisch angetraute Gatte tunlichst ignorierte. Tante Lavinia schien Hugh als zur Familie gehörend akzeptiert zu haben. Ich
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