Walzer, Küsse und Intrigen - Michaels, K: Walzer, Küsse und Intrigen
Geschrei. Glas splitterte, und schwere Gegenstände landeten mit dumpfem Krach zu Boden.
„Was geht da vor? Wo ist die Wache? Die sollte hier sein! Mein Haus … meine Sachen … Mein Gott, das ist Revolution! Habe ich es nicht gesagt? Habe ich nicht gesagt, dass es so weit kommen wird?“
„Wenn ich Sie berichtigen darf, Mylord?“, sagte Nicole maliziös, da der Zustand des Mannes sie zusehend zuversichtlicher stimmte. „Sie hatten geplant , dass es dazu käme, nur sollte die Revolution nicht hier stattfinden! Nicht wahr? Andere sollen es zu spüren bekommen, fremde Häuser, fremdes Besitztum, anderer Leute Leben sollten dem Mob anheim fallen. Nicht Ihres! Das nicht! Lucas ist brillant, nicht wahr?“
„Still!“ Frayne wirbelte herum, mit wildem Blick, die Hände zu Fäusten geballt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Drohend kam er auf sie zu. „Still! Still! Still!“
Nicole war impulsiv, eigensinnig und immer auf Abenteuer aus, doch sie war nicht dumm. Hastig sprang sie auf und brachte mit ein paar Schritten das Sofa zwischen sich und den tobenden Mann; im gleichen Augenblick flogen die Salontüren krachend auf, und Lucas stürmte ins Zimmer.
„Lucas, ich kann dir erklären …“, begann sie, klappte jedoch klugerweise den Mund wieder zu, als sie bemerkte, dass er ihr kaum einen Blick gönnte.
Durch die geöffneten Türen sah sie draußen in der Halle Männer, die Silbertabletts, Silbergeschirr und Leuchter, sogar kostbare Teppiche schleppten, und einer blieb vor der Tür stehen, hob einen eleganten Biberhut von seinem struppigen Haarschopf und schwenkte ihn grüßend, mit einer schwungvollen Verbeugung, vor Nicole, ehe er weiterlief.
„ Sie !“, fauchte Frayne und wirbelte zu Lucas herum. „Das ist Ihr Werk! Dafür werden Sie hängen!“
„Warum so empört, Frayne? Sie wollten doch Aufruhr heute Nacht, und nun haben Sie ihn! Nur zu Ihrem Leidwesen nicht auf der Westminster Bridge. Nicole, geh hinaus zu deinem Bruder, sofort!“
Natürlich liebte sie ihn bis zur Verzweiflung, aber war er verrückt? Dachte er wirklich, sie würde jetzt gehen? Besonders, da sie gerade die perfekte Lösung für alles, für all ihre Probleme gefunden zu haben glaubte.
„Nein, Lucas. Ich bleibe. Ich möchte doch zu gern hören, wie Seine Lordschaft hier es bewerkstelligen will, dass du baumelst, wo er doch derjenige war, der diesen Aufstand anzettelte. Weißt du, eigentlich sollte Phineas Mamas Briefe aufstöbern, aber wir sagten ihm, dass er an Korrespondenz alles mitnehmen sollte, was sonst noch zu finden wäre, vor allem schriftliche Beweise für Mylords Verbindung zu den Bürgern für Gerechtigkeit . Und diese Schriftstücke könnt nun ihr, du und Rafe, den zuständigen Ministern aushändigen, die vermutlich nicht besonders froh sein werden, zu hören, dass Frayne auch ihren Sturz geplant hatte. Damit ist dann diese Geschichte erledigt. Ist das nicht die perfekte Lösung? Ich finde, ja.“
Innerlich flehte sie, sie möge richtig geraten haben, doch Fraynes zusehends entsetztere Miene sagte ihr, dass er in seinem Arbeitszimmer tatsächlich eindeutige Beweise aufbewahrt haben musste. Vielleicht gar stapelweise Flugblätter, wie Lydia eines bei ihrer Zofe gefunden hatte.
Dass Phineas auch nach solchen Dingen suchen sollte, war allein ihre, Nicoles, Idee gewesen. Ha, und da dachte Lydia, sie hätte den ganzen Verstand der Familie geerbt!
Plötzlich begann der Kronleuchter oben an der Decke zu schaukeln, und ein Rumpeln und Poltern ertönte, als würde über ihnen irgendetwas Schweres über den Boden gezerrt. Verdutzt schauten sie alle nach oben, nur einen Moment zwar, doch der genügte Frayne. Ihm musste klar geworden sein, dass es mit seinem Glück vorbei war. Vehement stürmte er los und stürzte sich so heftig auf Lucas, dass beide Männer zu Boden gingen.
„Lucas!“, schrie Nicole und rannte zu den Kämpfenden, die am Boden rollten und beide versuchten, einen Schlag anzubringen, jedoch so ineinander verkrallt waren, dass die Hiebe wirkungslos verpufften.
Allerdings war Lucas jünger und stärker und außerdem sportlich gestählt, sodass bald klar war, wer siegen würde. Also stellte Nicole die Statuette wieder fort, mit der sie sich bewaffnet hatte, um vielleicht Frayne eins damit auf den Kopf zu geben. Erleichtert seufzte sie auf. Es mochte doch besser sein, Lucas allein mit der Lage fertig werden zu lassen; Männer waren in ihrem Stolz sehr empfindlich.
Und schon hatte Lucas seinen Gegner beim
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