Wandel des Herzens (German Edition)
zu sehen. Ich war mir nur wage bewusst dass jede Bewegung um uns herum eingefroren war.
„Oh“, flüsterte sie und Tränen liefen aus ihren Augen. „Ich bin Delphine.“
„Andrian hat es mir gesagt.“
„Wie ist dein Name?“
„Jin“, antwortete ich.
Sie holte tief Luft. „Kann ich… näher?“
Ich lächelte und sie schmiegte sich an mich, legte ihre Arme um meine Taille und ihr Gesicht an meinen Hals. Ich hielt sie fest umschlungen und spürte voller Überraschung das starke Beben in ihrem Körper.
„Du… hast mich gerettet. Du warst großartig… Ich wollte dich finden und mit Dir reden und Dir danken, aber sie… sie wollten das nicht… und nun bist du hier und du bist noch schöner als ich es für möglich gehalten hätte.“
„Du warst derjenige?“, fragte jemand. „Du hast die Schwester unseres Semel gerettet?“
Natürlich hatte ich es getan. Andrian hatte Crane und mir seinerzeit erzählt, dass sie die Schwester des Semels war, aber jetzt die Ehrfurcht in den Stimmen um mich rum zu hören war fast angsteinflößend.
„Wir müssen Dir angemessen danken“, sagte Delphine, die ihr Gesicht immer noch an meine Schulter gepresst hatte. „Du musst mitkommen und meinen Bruder treffen.“
„Das ist wirklich nicht nötig“, versicherte ich und versuchte sie auf Armeslänge von mir weg zu schieben. „Das war meine Pflicht, die eines jeden Mannes eine Frau zu verteidigen. Die, die dich angegriffen haben sollten bestraft werden.“
„Es ist eine alte Fehde.“ Sie lächelte gepresst. „Eine, die glücklicherweise nicht diesen Berg hochgekommen ist. Die Jagdgründe sind allerdings hier. Du musst uns wirklich Gesellschaft leisten.“
Ich jagte nicht, es war einfach nichts was eine Reah tat. „Na klar“, lächelte ich sie an und grummelte, als der Mann der seine Zähne entblößt hatte sich neben Delphine stellte. „Mal schauen.“
„Bitte, Reah“, sagte der Mann und sank auf ein Knie herab. „Du hast uns deinen Mut gezeigt als du dich gegen mich gestellt hast, den Sheseru des Stammes der Mafdet, und nun stelle ich noch fest, dass du derjenige warst, der unser süßes Mädchen vor den Tieren des Menhit-Stammes gerettet hat. Bitte, Reah.“ Er bot mir seine Hand an. „Nimm meine Entschuldigung an und komm mit uns, damit ich dich Logan Church vorstellen kann, unserem Semel.“
Je länger ich mit ihnen zusammen blieb, desto größer war die Gefahr, dass sie erkannten, dass ich eine Reah ohne Gefährten war. Eine Reah konnte nur mit einem Stammesführer zusammen sein und wenn es keinen Semel gab zu dem ich gehörte, dann könnte man mich – notfalls mit Gewalt – zu jedem Semel schleppen. Wenn wir uns in die Augen sehen würden wäre sofort klar, ob wir Gefährten wären oder nicht. Ich hasste diese ganze Grundidee: ein Gefährte, der vom Schicksal vorbestimmt war. Ich zog den freien Willen vor. Daher hielt ich mich von allen Stämmen und Stammesführern fern. Und aus diesem Grund würde mein größter Wunsch niemals wahr werden. Eine Reah konnte immer nur zu dem Stamm wirklich gehören, der von seinem Gefährten geleitet wurde. Da wohl kein Semel einen männlichen Gefährten wählen würde, würde ich niemals irgendwo ein echtes Zuhause haben.
„Bitte, Reah.“
Ich gab ihm meine Hand und hörte sein deutliches Ausatmen, als er sie an sein Gesicht legte und sie dort festhielt.
„Dein Name ist Jin?“, fragte er und sah mir in die Augen während er sich weiter gegen meine Hand lehnte.
„Ja.“
„Jin und weiter?“
„Rayne.“
Die Augen, die so kämpferisch und wütend gewesen waren, schauten inzwischen warm und sanft drein und hatten schwere Lieder. Er war ein Sheseru und weil ich eine Reah war, wollte er mein Favorit sein. Instinktiv wollte er mein Schild sein, so wie ich Gefährte eines Semels sein sollte. Je länger ich in seiner Nähe wäre, desto stärker würde sein Beschützerinstinkt für mich werden. Das war fest verdrahtet in ihm und ich sah die widerstreitenden Gefühle in seinem Gesicht, die Aufruhr und das dringende Bedürfnis mich zu beschützen. Er wollte mich über seine Schulter werfen und mich zu seinem Semel bringen, damit er dann, von seinem Platz neben dem Anführer, auf mich aufpassen könnte. „Sobald du gehst, wird dieses Gefühl verschwinden“, versicherte ich dem Sheseru.
Er schüttelte seinen Kopf ganz leicht. „Irgendwas stimmt nicht. Ich kann es spüren.“
Der Mann betrachtete intensiv mein Gesicht. Ich musste sie aus dem Laden bekommen
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