Wandel des Herzens (German Edition)
den großen Mann zu und lächelte ihn an, wobei ich nicht meine normalen Zähne, sondern meine Reißzähne zeigte. Ich bedauerte diesen Schritt in der gleichen Sekunde als ich ihn ausführte. Wenn ich einen klaren Kopf gehabt hätte und nicht vollkommen übermüdet gewesen wäre, dann hätte ich wohl eine bessere Entscheidung getroffen, aber so hatte mein Instinkt übernommen als meine Vernunft mich verließ.
Mein Lächeln hatte den gewünschten Effekt. Der Mann trat einen Schritt zurück, sichtlich erschüttert. Er war nicht wie ich, er war keine Reah. Er hatte nicht meine Kräfte. Er konnte Mann sein oder Biest, aber sich nicht nach Belieben nur teilweise verwandeln. Er konnte kein Werpanther sein. Diese Fähigkeit hatten nur Semel oder Reah.
„Ich… ich weiß nicht…“ Er verstummte weil er sich nicht sicher war, was ich war. Ich war kein Semel, das wusste er. Die Macht eines Semel war nicht zu verkennen und diese Form von roher Energie ging nicht von mir aus. Was in Wellen von mir kam war anders, wärmer und sanfter, aufgrund dessen, was ich war. Eine Reah war das Ying zum Yang des Semel. Beide vervollständigten sich und passten perfekt zusammen, wobei die Reah dem Semel Sanftheit und Mitgefühl mitgab, wo der Semel die Reah mit Stärke und Logik ergänzte. Jeder Semel strahlte Stärke und Dominanz aus, aber das tat ich nicht und daher wusste der Mann der vor mir stand ganz einfach nicht was er mit mir anfangen sollte.
„Wie kann das sein?“
Ich verstand seine Verwirrung. Soweit ich wusste, war ich die einzige männliche Reah die existierte. Vielleicht gab es irgendwo noch mehr, aber ich hatte niemals von einem gehört, geschweige denn einen getroffen. Und obwohl ich die Existenz weiterer männlicher Reah gerne mit Crane diskutierte, konnte er sehr gut Recht haben und ich wäre die einzige.
„Reah“, keuchte er, lauter diesmal, weil er sich nun sicher war. Seine Augen waren weit als er mich anstarrte.
Wo vor wenigen Augenblicken noch laut herumgeschrieen wurde, hörte man nun nur noch den Wind der vom See herein blies.
„Wie kannst du es wagen deinen Stamm zu entehren indem du deine Zähne gegen einen Fremden fletschst?“, fragte ich mit eisiger Stimme, in der Hoffnung, dass ich ihn mit meinem Ärger vertreiben konnte bevor er anfing weitere Fragen zu stellen. „Bist du wahnsinnig? Was wolltest du als nächstes tun? Wolltest du dich in diesem Restaurant verwandeln, vor den Augen aller Gäste?“
Seine Augen klebten an mir.
„Das schickt sich nicht. Du bist eine Schande.“
„Verzeih mir“, sagte er und kniete sich vor mir nieder. „Bitte, Reah.“
Ich nickte kurz.
„Bring mich zu deinem Semel damit ich bei ihm um Entschuldigung bitten kann.“
Es gab keinen Semel zu dem ich ihn bringen konnte, da ich keinen festen Gefährten hatte, aber das brauchte er nicht zu wissen. „Es ist schon in Ordnung“, sagte ich kurz angebunden und trat noch einen Schritt zurück. „Sieh einfach zu, dass du hier verschwindest.“
Er kniff seine Augen zusammen. „Was tust du hier?“
„Es steht Dir nicht zu mich zu befragen“, schnappte ich. „Nimm deine Freunde und geh.“ Nachdem ich den Befehl gegeben hatte, drehte ich mich demonstrativ weg und machte damit unmissverständlich deutlich, dass ich ihn nicht fürchtete und auch nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Er schnappte vor Überraschung nach Luft.
„Reah!“
Als ich die Tür fast erreicht hatte, legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ich drehte mich um und sah in ein paar riesige meergrüne Augen. Eine Frau stand vor mir wie angewurzelt.
„Hey“, sagte ich ruhig und versuchte zu atmen. Dabei strich ich mit der Zunge über meine wieder normalen Zähne. Ich wusste, dass meine Kontrolle über diese Verwandlungen beeindruckend war und dieses eine Mal war ich froh, dass es so war. Es wäre nicht gut wenn ich als der Werpanther der ich nun mal war, in das gut gefüllte Restaurant zurückgehen würde.
„Hey“, brachte sie atemlos heraus. Sie hob eine zitternde Hand und strich mit den Fingern über meine Brust. Sie war anbetungswürdig wie sie da stand, der Mund offen, die Augen weit.
Es hatte einen Augenblick gebraucht, weil ich aus Schlafmangel quasi auf Reserve lief, aber die Frau war genau die, die ich vor zwei Monaten in Reno gerettet hatte.
„Du hast mich gerettet“, hauchte sie.
„Das stimmt.“ Ich zwang mich zu einem Lächeln und schob ein paar Strähnen hellbraunen Haars aus ihren Augen um ihr wunderschönes Gesicht
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