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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Nevada zu Gesicht bekommen hatten, nur zeigten die Federn in diesem Fall sämtlich die satten, kalten Farbtöne des Winterhofs: das Indigo der Gletscher, das tiefe Grün eines Bergsees und das fast schwarze Lila der Dämmerung.
    „Komm schon – bring einen Spruch über Showgirls in Vegas!“ Susan sah mich herausfordernd an.
    Mein Mund brauchte noch einen Augenblick, bis er sich wieder mit meinem Hirn verbunden hatte. Aber zu einem Spruch langte es nicht. „Du siehst umwerfend aus“, sagte ich leise.
    Susans spöttisches Grinsen erwärmte sich, wurde langsam richtig heiß. Der Blick ihrer dunklen Augen ruhte unverwandt auf mir.
    „Beeindruckend.“ Ich räusperte mich. „Aber nicht besonderes praktisch gekleidet.“
    Lea, die sich von Glenmael aus dem Wagen hatte helfen lassen, beugte sich vor und wisperte Susan etwas ins Ohr.
    Die hob die rechte Braue. „Gut, wenn du meinst.“ Sie schloss die Augen und runzelte die Stirn.
    Dann verschwand sie. Einfach so. Sozusagen gänzlich. Nicht hinter einem schwer auszumachenden Schleier. Nein: Sie war einfach nicht mehr da.
    Meine Patin lachte. „Das gleiche noch einmal, Kind“, rief sie heiter. „Aber diesmal rot.“
    „Gut“, kam Susans Stimme von irgendwoher, und plötzlich war sie wieder da. Einfach so. Grinsend wie ein Honigkuchenpferd. „Wow!“
    „Mit dem Umhang kann man dich, wenn du es willst, weder sehen noch mit anderen Sinnen wahrnehmen, Kind“, erklärte meine Patin, „und in diesen Schuhen kann man deine Schritte nicht hören, noch hinterlassen sie irgendwelche Spuren.“
    „Schön und gut“, sagte ich. „Aber mir wäre eine Kevlarweste zusätzlich lieber. Für alle Fälle.“
    „Glenmael!“ Meine Patin nickte ihrem Fahrer zu.
    Der Chauffeur zückte in aller Seelenruhe eine Neun-Millimeter-Pistole, richtete sie aus nächster Nähe auf Susans Schläfe und drückte ab. Die Pistole bellte auf.
    Susans Kopf zuckte zur Seite. „Au!“ Sie hielt sich die Hand ans Ohr, geriet ins Schwanken, fing sich wieder und wandte sich wutentbrannt an den jungen Sidhe. „Die Dinger sind laut , du Trottel, das hat wehgetan! Ich sollte dir einen Tritt in den Arsch geben, dass dir Hören und Sehen vergeht.“
    Als Antwort bückte sich Glenmael vollendet anmutig, um etwas vom Boden aufzuheben, das er erst Susan, dann mir zeigte.
    Es war eine Kugel. Mit ihrer eingedrückten Spitze erinnerte sie vage an einen kleinen Pilz.
    Susan und ich machten Stielaugen.
    „Die guteFee.“ Lea strahlte uns an.
    Noch konnte ich das alles nicht ganz fassen. Ich hatte Jahre gebraucht, um mir den Schutzzauber für den Ledermantel auszudenken, zu erschaffen und zu verfeinern, und selbst jetzt erstreckte sich der Schutz nur auf die Körperteile, die das Leder bedeckte. Lea hatte innerhalb von Minuteneinen Ganzkörper-Schutzzauber gewirkt.
    Da fühlte ich mich doch glatt wieder um einiges bescheidener. Was mir wahrscheinlich nur gut tat.
    Aber irgendwo steckte ein Pferdefuß. Den Geschenken meiner Patin wohnte enorme Kraft inne, ebenso viel Kraft war erforderlich gewesen, sie zu erschaffen. Das Universum aber neigte nicht zu Gaben ohne Gegenwert, meistens fand irgendwo ein Ausgleich statt, das galt in der Magie ebenso wie in der Physik. Höchstwahrscheinlich konnte ich Leas Geschenke nachmachen, wenn ich mich ein paar Jahre lang fleißig konzentrierte, denn die Sidhe arbeiteten mit derselben Magie wie ich, auch wenn sie zugegebenermaßen ein anderes Verhältnis dazu zu haben schienen. Soviel Kraft an einem Ort – dafür musste man an anderer Stelle bezahlen.
    Vielleicht mit Lebensdauer?
    „Patin?“, fragte ich vorsichtig „Wie lange funktionieren diese Geschenke?“
    Leas Lächeln wurde ein bisschen bekümmert. „Ach, Kind. Ich bin eine gute Fee, nicht wahr, und ich bin deine Patin. Solche Dinge sind nicht von Dauer.“
    „Jetzt sag nicht: Mitternacht!“
    „Natürlich nicht! Ich gehöre nicht zum Sommer.“ Lea schnaubte. „Mittag.“
    Langsam kam Sinn in die Sache. Die Zauber in meinem Ledermantel hielten Monate. Mehr noch: Ich war mir ziemlich sicher, herausgefunden zu haben, wie sie nach der nächsten Bearbeitung des Mantels ein ganzes Jahr halten würden. Mein Selbstbewusstsein erholte sich ein wenig: Leas Geschenke, auch wenn sie scheinbar mühelos erschaffen wirkten, beinhalteten denselben Krafteinsatz wie meine Sachen, waren jedoch nicht so haltbar wie das, was ich erschuf.
    „Hast du an meinen Beutel gedacht?“, fragte ich meine Patin.
    Glenmael holte ihn aus dem

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