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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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dem sie alle Zähne zeigte. „Fürchte dich nicht, Halbkind. Ich habe keinen Grund, dich erneut zu bändigen – es sei denn, du möchtest sehen, wohin das diesmal führt.“ Sie warf einen Blick zum Nachthimmel, den man allerdings wegen der Smogglocke und der Lichter der Stadt kaum sehen konnte. „Um deine Neugier zu befriedigen, müssten wir uns allerdings, fürchte ich, einen anderen Zeitpunkt aussuchen.“
    „Patin.“ Ich konnte immer noch nicht glauben, was gerade geschah. „Was hast du für ein großes Auto.“
    Sie drohte mir mit dem Finger. „Damit ich dich schneller zum Haus der weinenden Mutter fahren kann, Kind. Auf dass wir endlich zu deiner Queste aufbrechen können. Glenmael, hilf den beiden in den Wagen, wenn ich bitten darf. Wir liefern uns hier einen Wettlauf mit der Zeit.“
    Der junge Sidhe deutete galant auf das hintere Ende der Limo und bot mir den Arm.
    Ich knurrte ihn an, wurde mit einer weiteren lächerlich kleinen Verbeugung belohnt, half Susan ins Auto und kletterte ganz ohne fremde Hilfe hinterher. Kaum saßen wir, mit Blick nach hinten, meiner Patin gegenüber, als Glenmael den Wagen auch schon mit Schwung in den Verkehr einfädelte und auf die Interstate 55 lenkte.
    „So geht das nicht!“ Lea musterte mich kritisch. „Du siehst absolut lächerlich aus.“
    Wie meinte sie das? Gut, ich war mit Wundsekret beschmiert und hatte mich in Schutt und Dreck wälzen müssen. An meiner rechten Hand blutete eine kleine Wunde – das sorgte nicht gerade für geschniegeltes und gebügeltes Aussehen. Meine Jeans konnte man bei näherem Hinsehen nur noch als Ruine bezeichnen, meinem T-Shirt winkte eine Zukunft als Putzlappen, und selbst mein Ledermantel wirkte nur noch alt und schäbig. Susan sah nicht viel besser aus. Aber wieso war das wichtig?
    „Ich gehe nicht auf einen Staatsempfang, Patin“, sagte ich.
    „Kommt darauf an, wer die Schlacht gewinnt.“ Lea musterte mich kopfschüttelnd von oben bis unten. „Nein. Nein, so geht es nicht. Meine Königin hat einen Ruf zu wahren. Dein erster Einsatz als Winterritter verlangt nach etwas weniger … Postapokalyptischem.“ Ihr Blick wanderte weiter zu Susan, die sie ebenfalls einer kritischen Musterung unterzog. „Hm, und deine Konkubine darf dir keine Schande machen, auch das fällt auf die Königin zurück.“
    Ich spuckte Unverständliches.
    „Konkubine?“ Susan lüpfte die rechte Braue.
    „Habe ich den falschen Begriff gewählt, Liebes? Wollen mal sehen: sein Liebchen, die Mutter seines Kindes, aber nicht seine Gattin – doch, Kind, Konkubine trifft es. Ach, die Worte, die Worte. Aber jetzt wollen wir mal sehen …“
    Sie sah mich an, den Kopf leicht schräggelegt, Zeigefinger an der Nase. „Lass uns mit Seide anfangen!“
    Sie murmelte ein Wort, ließ ihre Hand über mich gleiten, und meine Kleider fingen an, sich zu winden, als wären sie aus einem einzigen, flachen Organismus, und zwar aus einem, der noch nicht die Höflichkeit besessen hatte, sich von der Bildfläche zu verabschieden. Ein verdammt unangenehmes Gefühl – ich stieß beim Zusammenzucken mit dem Kopf an die Limodecke.
    Ein paar Sekunden später hatte ich mich wieder berappelt, aber der Schädel tat mir weh. „Ich brauche keine Hilfe“, zischte ich meine Patin an.
    „Harry“, sagte Susan mit halberstickter Stimme. „Sieh dich doch an!“
    Verdammt – Lea hatte mich von Kopf bis Fuß in Seide gehüllt. Aus meinem T-Shirt war eine aufgeblasene Affäre in Dunkelgrau geworden, die sich mit Hilfe einer ziemlich langen, mitternachtsschwarzen, mit grün und blau schimmernden Opalen und blassen, exquisiten Perlen bestickten Weste eng an meinen Oberkörper schmiegte. Auch die enge, blütenweiße Hose war aus Seide. Dazu gab es noch graue Lederstiefel, passend zum Hemd, die mir bis zu den Knien reichten.
    Ich starrte meine neuen Klamotten an. Dann blickte ich Susan an. Ich war sprachlos.
    „Irre!“, sagte Susan. „Bei dir hat ja echt eine gute Fee Patin gestanden.”
    „Wie selten durfte ich mich an meiner Rolle erfreuen“, brummte Lea ein wenig geistesabwesend. „Aber so geht es leider auch nicht.“ Sie wedelte schon wieder mit der Hand. „Vielleicht eher in Richtung …“
    Auch die neuen Kleider schlängelten sich wie eben mein vertrautes Outfit. Das war so seltsam und unangenehm intim, dass ich mir fast wieder den Kopf gestoßen hätte.
    Meine Patin war schwer zufriedenzustellen: Innerhalb von zwölf Minuten gingen wir ein Dutzend Outfits durch. Ein Frack

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