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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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kann. Wir müssen schließlich schnell sein, und dieser Aufzug ist zweifellos bleischwer und behindert mich.“
    Lea hob spöttisch die Brauen: „Ach, ja?“
    Ich knurrte sie wütend an, versuchte mich dann aber an einem Schulterzucken, drehte und wendete mich ein bisschen. Das Material der Rüstung machte jede Bewegung mit, es war flexibel und federnd, wie Stahl nie sein konnte. Im Grunde spürte ich, wenn ich mich bewegte, kein Gewicht. Ich hätte genauso gut einen bequemen Pyjama tragen können.
    „Mit normalen Waffen dringt kein Sterblicher durch diese Rüstung“, erklärte Lea gelassen. „Sie wehrt sogar Angriffe von Wesen wie den Vampiren des Roten Hofes ab, zumindest eine Weile, und sie dürfte helfen, deinen Verstand gegen den Willen der Herren der äußeren Finsternis zu schützen.“
    „Dürfte helfen?“, hakte ich nach.
    „Diese Herren sind eine uralte Macht, Patensohn.“ Lea warf mir ihr Katzenlächeln zu. „Noch hatte ich keine Gelegenheit, meine neuen Kräfte an ihnen zu messen.“ Ein letztes Mal musterte sie mich abwägend von oben bis unten. „Jetzt siehst du präsentabel aus.“ Mit einem glücklichen Nicken wandte sie sich an Susan. „Nun zu dir, Kind. Wollen mal sehen, was wir für dich tun können.“
    Susan ging mit der ganzen Sache viel besser um als ich. Man könnte sagen, sie stieg voll ein.
    Während die beiden arbeiteten, sah ich aus dem Fenster. Wir fuhren gerade an einem Wagen der Autobahnpolizei vorbei, als stünde er still und rase nicht mit Blaulicht und heulenden Sirenen den Highway hinunter. So schnell, wie wir ihn hinter uns ließen, lag unser Tempo unter Garantie höchst illegalerweise irgendwo im dreistelligen Bereich.
    Die Bullen reagierten nicht auf unser Überholmanöver – Glenmael hatte den Wagen anscheinend verschleiert. Überhaupt schlängelte er sich mit einer Geschicklichkeit durch den dichten Verkehr, die nicht mehr von dieser Welt war, und mehr als einmal entkamen wir nur um Haaresbreite dem Kontakt mit den Stoßstangen anderer Verkehrsteilnehmer, was diese gar nicht mitzubekommen schienen. Aber damit nicht genug: Hinten in der geräumigen Passagierkabine der Limousine spürte ich nichts von seinen waghalsigen Fahrkünsten. Von rechts wegen hätten wir alle von einem Fenster zum anderen fliegen und immer wieder mal mit dem Kopf an der Decke landen müssen, aber es war, als führe das Auto gar nicht.
    Um es kurz zu machen: Leas Chauffeur brachte uns in weniger als fünfzehn Minuten ans Ziel und bescherte mir im Laufe dieser Höllenfahrt mehrere Dutzend funkelnagelneuer grauer Haare.
    Schwungvoll fuhren wir vor der Kirche vor. Kaum hatte die schwere Limousine den Bremsen gehorcht, da stand Glenmael auch schon draußen und riss unsere Wagentür auf. Ich hatte mir die Kapuze meines Umhangs übergezogen. Als ich ausstieg und mein Schatten auf den Bürgersteig fiel, kam mir der verdammt groß und furchteinflößend vor.
    Wodurch ich mich völlig irrationaler Weise gleich ein bisschen besser fühlte.
    Als ich Susan aus dem Wagen helfen wollte, blieb mir der Mund offen stehen.
    Ihr Outfit war – wie soll ich sagen? Unter dem Strich verdammt heiß.
    Zunächst stach der goldene Kopfschmuck ins Auge, mit Federn und Jade, in die Sigillen und Symbole wie die, die ich auf Mabs Steintisch gesehen hatte, eingeritzt waren, verziert. Ach ja: und mit funkelnden, eisblauen und grünen Edelsteinen. Ihr Gesicht bedeckte etwas, was ich eine Schrecksekunde lang für ihre Tätowierungen hielt – hatte der Vampirteil ihres Wesens die Oberhand gewonnen? Aber das Muster war ein ganz anderes und aufgemalt wie eine Henna-Tätowierung, sehr präzise, aber doch auch wild und primitiv. Die Farben variierten von Tiefschwarz bis Purpur, mit allen möglichen Schattierungen dazwischen. Aus dem Muster um die Augen herum stach deren Dunkelbraun scharf hervor.
    Dazu trug sie ein Kleid aus einfachem, weißem Hirschleder, das an den Seiten der besseren Beweglichkeit halber aufgeschlitzt war, und mit Federn verzierte Schuhe aus ähnlichem Material. Das Lilienweiß von Mokassins und Kleid bildete einen scharfen Kontrast zu den satten, dunklen Farben in ihrem Gesicht und brachte die glatten, festen Muskeln an Armen und Beinen sehr wirkungsvoll zur Geltung.
    Am Gürtel aus schneeweißem Leder hing an der einen Seite ein leerer Holster für eine Handfeuerwaffe, an der anderen ein Aufhänger für eine Scheide, und über all dem trug sie einen langen Umhang aus Federn, ganz ähnlich wie die, die wir in

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