Wandel
Kofferraum. Die Schwerter waren noch fein säuberlich an beiden Seiten festgeschnallt. Ich schulterte die Sporttasche. „Danke.“
Glenmael verneigte sich lächelnd. Ich hätte ihm zu gern Trinkgeld zugesteckt, nur um zu sehen, was dann passieren würde. Aber meine Brieftasche befand sich in meiner Jeans beziehungsweise irgendwie verwandelt in diesem Outfit. Wahrscheinlich tauchte sie erst um die Mittagszeit wieder auf – falls ich dann noch am Leben war und sie brauchte.
„Ich warte hier“, sagte Lea. „Wenn ihr fertig seid, bringt uns Glenmael zum Tor des ersten Wegs.“
„Gut“, sagte ich. „Gehen wir, Prinzessin?“
„Natürlich, Herr Ritter“, sagte Susan. Sie strahlte mich an. Seite an Seite gingen wir in die Kirche.
39. Kapitel
S anya schob an der Tür Wache. Bei unserem Anblick riss er sie weit auf, wobei er Susan mit beifälligem Grinsen musterte. „Manchmal liebe ich meinen Job.“
„Komm schon!“ Ich drängte mich an den beiden vorbei. „Wir haben nicht mehr viel Zeit.“
Sanya schlug die Hacken zusammen, küsste aber Susan schnell noch charmant die Hand. „Ihr seid schöner als schön, meine Dame.“
„Danke.“ Susan lächelte. „Aber wir haben nicht mehr viel Zeit.“
Ich verdrehte die Augen und eilte weiter.
Im Wohnzimmer war eine leise Unterhaltung im Gange, die sofort verstummte, als ich in die Tür trat. Ich blieb einen Moment stehen und sah mir die Leute an, die mir helfen würden, meine Tochter zurückzubekommen.
Molly trug ihren Kampfanzug, der unter anderem aus einem engmaschigen Kettenhemd bestand, das ihre Mutter ihr aus Titaniumdraht gehäkelt hatte. Dieses Kettenhemd steckte zwischen zwei langen Kevlarwesten, darüber trug sie immer eins von mehreren Kleidungsstücken, in diesem Fall einen langen, mittelbraunen Feuerwehrmantel. Ihr Haar – ausnahmsweise in der Originalfarbe honigblond und zu festen Zöpfen geflochten – hatte sie eng hinten am Kopf festgesteckt. Auf dem Tisch lag ein Hockeyhelm. Sie hatte ein Dutzend kleinerer Foki bei sich, deren Herstellung sie bei mir gelernt hatte, von denen aber eigentlich keiner richtig für Kampfsituationen geeignet war. Sie wirkte ernst und ein wenig blass.
Mouse hatte groß und zuverlässig neben ihr gesessen, rappelte sich aber auf, als er mich kommen sah, und ließ mir eine gedämpfte Begrüßung zuteilwerden. Ich kauerte mich nieder und kraulte ihn ein bisschen hinter den Ohren, was er mit einem milden Schwanzwedeln quittierte. Ihm war nicht nach großer Begeisterung, sagten seine klugen braunen Augen, er wusste durchaus, wie ernst die Lage war.
Martin trug eine einfache schwarze Armeehose, ein langärmliges schwarzes Hemd und eine Armeeweste, alles Sachen, die man in jedem Militärbekleidungsladen beziehungsweise jeder Waffenhandlung kaufen konnte. Er war gerade dabei, drei verschiedene Sätze Feuerwaffen zu säubern und zu inspizieren: Sturmgewehre, taktische Schrotflinten und schwere Pistolen. Am Gürtel trug er eine Machete in ihrer Scheide, eine zweite ruhte in einem Nylonbeutel vor ihm auf dem Tisch, daneben ein Schleifstein. Er sah nicht auf, als ich eintrat, und legte auch die Pistole nicht aus der Hand, die er gerade reinigte.
Am äußersten Ende des Tisches, weit von Molly entfernt, war neben Martins Kriegsausrüstung ein kleines Schachbrett aufgebaut, vor dem sich mein Bruder lümmelte. Zwischen ihm und dem Mädchen saßen absichtlich noch Martin und Mouse, der sofort nach unserer Begrüßung an seinen Platz zurückgekehrt war. Thomas trug eine lilienweiße Seidenhose, die zweifellos sehr teuer gewesen war, dazu eine ebenfalls weiße Lederweste. Über der Couchecke neben ihm hingen ein Waffengürtel mit einem großkalibrigen Colt und ein Schwert mit einer alten, nach innen gebogenen, spanischen Falcata, einer Sichelklinge. Thomas saß lässig zurückgelehnt, die Augen halb geschlossen und beobachtete den Zug, den seine Gegnerin gerade machte.
Murphy trug ähnlich wie Martin schwarze taktische Kampfkleidung, nur saß ihre besser und war abgetragener. Ausrüstung dieser Art kaufte man nicht von der Stange, wenn man so klein war wie Murphy, sie schaffte sich nur selten eine neue an. Allerdings besaß sie zusätzlich noch dieselbe Kevlar-Kettenhemd-Kombi, die Molly trug – Mollys Mutter hatte sie ihr im vergangenen Jahr zu Weihnachten geschenkt, als Dank für die zahlreichen Gelegenheiten, bei denen sich Murphy für die Familie aus dem Fenster gelehnt hatte. Sie trug sie über der Kampfweste. Ihre
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