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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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finden Dinge heraus.“
    Ich starrte den Mann fast eine Minute lang schweigend an. „Wissen Sie, wo sie ist?“, fragte ich schließlich leise.
    „Nein“, antwortete er mit ebenso leiser, fester Stimme. „Aber ich weiß, wo sie sein wird.“
    Ich starrte auf meine Hände. „Was kostet es mich, wenn Sie es mir verraten?“
    „Chichén Itzá“, sagte Vadderung.
    Mein Kopf zuckte hoch. „Ich …“
    „Verstehen Sie denn nicht?“, sagte Vadderung. „Dabei ist es doch gar nicht so schwierig. Ich bin auf Ihrer Seite, Junge.“
    Ich fuhr mir mit allen zehn Fingern durchs Haar, dachte angestrengt nach. „Warum dort?“
    „Der Rote König und sein innerer Kreis, die Herren der äußeren Finsternis, brauen gerade eine ziemlich große religiöse Veranstaltung zusammen. Dazu brauchen sie einen Ort, dem eigene Kraft innewohnt, und in diesem Fall gehen sie nach Chichén Itzá.“
    „Warum dort?“
    „Sie bringen ein Opfer. Wie in den alten Tagen.“ Ein Anflug von Wut klang in seiner Stimme mit, die sich mit einem Mal furchterregend anhörte. „Sie bereiten einen Stammbaumfluch vor.“
    „Einen was?“
    „Todesmagie“, sagte er. „Konzentriert auf den Stammbaum des Opfers. Vom Opfer ausgehend erstreckt sich der Fluch auf dessen Geschwister und Eltern, von den Eltern auf deren Geschwister, Eltern und so weiter und so fort. Der Fluch breitet sich über den gesamten Stammbaum aus, bis niemand aus der Familie mehr am Leben ist.“
    In meinen Eingeweiden nistete sich ein eisiges Gefühl ein. „Ich … von Todesmagie in diesem Ausmaß habe ich noch nie gehört. Dazu braucht man doch gewaltige Energien.“ Ich schwieg einen Augenblick lang. „Dumm ist es außerdem in diesem Fall obendrein“, fuhr ich fort. „Susan war Einzelkind und hat ihre Eltern schon verloren. Das gleich gilt für mich …“
    Vadderung hob eine Braue. „Ach ja? Diese alten Monster sind normalerweise gern gründlich.“
    Ich verzog keine Miene, versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Wenn es den Roten gelang, ihn richtig zu wirken, würde dieser Zauber mich umbringen, und vielleicht auch den einzigen Verwandten, der mir verblieben war, meinen Halbbruder Thomas. „Wie funktioniert der Zauber?“, erkundigte ich mich mit verhaltener Stimme.
    „Er reißt einem das Herz heraus“, sagte Vadderung. „Reißt es bei der Gelegenheit auch gleich noch in Stücke. Kommt Ihnen das bekannt vor?“
    „Heilige Scheiße“, brummte ich leise. Schon jahrelang hatte ich nicht mehr an Victor Sells und seine Opfer gedacht. Sie hatten lange Zeit die führende Rolle in meinen Alpträumen gespielt, bis sie aufgrund neuerer Ereignisse anderen Bildern gewichen waren.
    Vadderung beugte sich zu mir vor, das blaue Auge erstrahlte hell. „Es hängt alles zusammen, das ganze Spiel. Nur erfahren Sie erst langsam, wer eigentlich die Spieler sind.“ Er ließ sich zurückfallen und schwieg einen Moment, um seinen nächsten Worten größeren Nachdruck zu verleihen. „Der Hexer, der diesen Zauber damals in Chicago angewandt hat, verfügte nicht über die Kraft, ihn über die eigentliche Zielperson hinaus auszuweiten. Der Rote Hof verfügt über diese Kraft. Kräfte diesen Ausmaßes hat in den vergangenen tausend Jahren niemand mehr eingesetzt.“
    „Die richten sie ausgerechnet gegen mich?“
    „Es heißt ja, man könne einen Mann nach seinen Feinden beurteilen.“ Er lächelte, mehr noch: Hinter den nächsten Worten lauerte, ohne je ganz zum Tragen zu kommen, fast schon ein Lachen. „Sie legen sich mit Kreaturen an, deren Anblick Sie eigentlich vor Angst verstummen lassen müsste. Sie leisten Widerstand gegen Kräfte, die eigentlich fünf Nummern zu groß für Sie sind, und das nur, weil man sich denen Ihrer Meinung nach widersetzen muss. Sie neigen weder vor Dämonen noch vor Engeln Ihr Haupt und riskieren Leib und Leben, um die zu schützen, die sich nicht selbst verteidigen können.“ Er nickte langsam. „Ich glaube, ich mag Sie.“
    Ich hob eine Braue und musterte ihn einen Augenblick lang. „Dann helfen Sie mir.“
    Vadderung schürzte gedankenvoll die Lippen. „In dieser Frage werde ich Sie höchstwahrscheinlich enttäuschen, Dresden. Ich bin nicht mehr, was ich … einst war. Meine Kinder sind in alle Welt verstreut. Die meisten von ihnen haben vergessen, warum wir hier sind. Als sich die Jötunns zurückzogen …“ Er schüttelte den Kopf. „Aber Sie müssen verstehen, dass Sie es in diesem Kampf mit Wesen zu tun bekommen, die so sind wie ich.“
    Ich

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