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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Jahre Zeit zum Üben gehabt.
    „Mein Herr, darf ich Ihnen Harry Dresden vorstellen, Magier und Wächter des Weißen Rates?“
    Ich nickte Vadderung zu.
    „Magier, das ist Donar Vadderung, Aufsichtsratsvorsitzender von Monoc …“
    „Ich glaube, ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, was er leitet“, unterbrach ich sie leise.
    Die Mundwinkel des Mannes rutschten ein klein wenig in die Höhe. Er wies auf einen Stahlstuhl vor seinem Schreibtisch. „Bitte. Nehmen Sie Platz.“
    „Sind Sie sicher?“ Ich wies auf den Bildschirm. „Wenn ich dem zu nahe komme … wollen Sie wirklich riskieren, dass er den Geist aufgibt?“
    Vadderung warf den Kopf in den Nacken und lachte laut und herzlich. „Das Risiko gehe ich ein.“
    „Wie Sie wünschen. Mir soll es recht sein.“ Ich setzte mich auf den angebotenen Stuhl, den weder Polster noch Kissen zierten, der aber trotzdem erstaunlich bequem war.
    „Kaffee?“, erkundigte sich der Mann hinter dem Schreibtisch. „Eine Kleinigkeit zu essen?“
    Ich holte tief Luft, bevor ich antwortete. Besuche wie dieser beinhalteten für Gast und Gastgeber gleichermaßen Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten. Wenn Vadderung der war, für den ich ihn hielt, dann stellte er seine Besucher von Zeit zu Zeit gern auf die Probe, um herauszufinden, wie gut sie sich mit den Traditionen auskannten und wie gern sie sich daran hielten. Das war bekannt. Wer gut abschnitt, dem winkte generöse Belohung. Wer sich als knauserig, kaltschnäuzig oder grausam erwies, für den stand ein grässlicher Tod auf dem Programm.
    Für die überwältigende Mehrheit der Einwohner der übernatürlichen Welt schienen all die Verpflichtungen, Höflichkeitsregeln und die Einhaltung von Grenzen von entscheidender Bedeutung zu sein. Ich wusste nicht genau, warum dem so war, aber vielleicht hatte es etwas mit der Schwelle aus schützender Energie zu tun, die sich um ein Zuhause herum bildete und die man nur unter bestimmten Bedingungen überschreiten durfte.
    „Nur, wenn es nicht zuviel Mühe macht“, antwortete ich auf seine Frage.
    „Auch etwas zu essen“, sagte Vadderung zu Gard.
    Sie neigte den Kopf und sagte: „Mein Herr.“ Gleich darauf war sie verschwunden.
    Ohne dass Vadderung aufgestanden war, wusste ich, dass ich einen großen Mann, fast schon einen Riesen vor mir hatte. Stehend überragte er mich bestimmt um mehr als fünf Zentimeter, und im Vergleich zu seinen Schultern waren meine eigenen zierliche Buchrücken. Er hatte erneut das Kinn auf den rechten Handballen gestützt und betrachtete mich prüfend aus dem stahlblauen Auge.
    „Nun“, sagte er. „Ich nehme an, Sie glauben zu wissen, wer ich bin.“
    „Ein paar Ideen habe ich“, sagte ich. „Höchstwahrscheinlich liege ich noch nicht mal allzu sehr daneben. Sigrun war schon ein Hinweis. Aber ehrlich: Mit dem, weswegen ich heute hier bin, hat das nichts zu tun.“
    Um das blaue Auge herum kräuselten sich Fältchen. „Ach, nein?“
    Ich betrachtete ihn stirnrunzelnd mit schräggelegtem Kopf. „Wo sollte denn da ein Zusammenhang sein?“
    Er hob die rechte Hand, mit der Handfläche nach oben. „Jemand könnte in weiser und umfassender Voraussicht dafür gesorgt haben, dass einem hitzköpfigen, jungen Magier des Weißen Rats eines Tages jemand helfen kann. Wer ich bin, könnte somit direkt für meine Anwesenheit hier verantwortlich sein.“
    „Das mag sein. Theoretisch wäre es auch möglich, dass altruistische Motive Sie dazu bewegen, mir behilflich zu sein. Andererseits wäre es theoretisch jedoch auch möglich, dass Sie mit gespaltener Zunge reden und es Ihnen nur darum geht, mich auszunutzen, während ich unter Druck stehe.“ Ich zuckte die Achseln. „Ich möchte wirklich niemanden beleidigen, aber da draußen herrscht ein eklatanter Mangel an Altruismus.“
    „So jung und schon so zynisch.“ Wieder betrachtete er mich prüfend von oben bis unten. „Aber natürlich müssen Sie so sein. Das war klar.“
    „Ich habe Fragen“, sagte ich. „Sicher, die sind nicht so tiefschürfend wie ‚wer bin ich ‘ und ‚warum bin ich hier’, aber mir brennen sie momentan stärker unter den Nägeln.“
    Vadderung nickte. „Sie suchen nach Ihrer Tochter.“
    Alle Muskeln in meinem Körper spannten sich an, ich wurde vollkommen steif. „Wie …?“
    Er lächelte, ein reichlich wölfisches Lächeln. „Ich weiß Dinge, Dresden, und wenn ich etwas nicht weiß, dann kann ich es herausfinden. Das ist das, was ich tue. Wie Sie auch. Wir

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