Wandel
Öffentlichkeit.“
„Esteban und Esmeralda also …“ Ich seufzte.
„Die Eebs“, stellte Susan richtig.
„Kann man sagen, dass diese Eebs eigentlich keine Kämpfer sind, sondern eher Planer?“
„Richtig – das kann man genau so sagen.“ Schwang da in Martins Stimme etwa Anerkennung mit?
Ich nickte. „Dann sollten sie und ihre Vampir-Bande euch also nur im Auge behalten, die beiden und ihre Vampirgang. Plötzlich seid ihr jedoch in das Datenzentrum eingedrungen, da reichte bloßes Überwachen nicht mehr. Sie haben einfach versucht, ihre Daten zu schützen. Vollkommen rational.“
Susan wollte schon die Stirn runzeln, nickte dann aber doch zustimmend.
„Natürlich rational“, sagte Martin. „Sie sind schwer vorherzuberechnen, allerdings nie dumm.“
„Wenn sie auf Befehl der Herzogin unterwegs waren, um euch einen Strich durch die Rechnung zu machen, warum haben sie sich dann die Mühe gemacht, einen Mordanschlag auf michzu planen?“
Martin öffnete den Mund, dachte kurz nach, schloss ihn wieder.
„Arianna will mich leiden sehen“, fuhr ich fort. „Das stimmt doch, da sind wir uns einig, ja? Sie will mich leiden sehen, weil ich ihrer Meinung nach an ihrem Gram schuld bin – dem Himmel sei Dank für Hirne, die sich an Klischees halten. Wenn ich tot bin, kann ich nicht mehr leiden. Wenn ich zu früh ins Gras beiße, verdirbt ihr das den Spaß.“
„Der Rote Hof bildet keine geschlossene Einheit“, murmelte Susan nachdenklich. „Es gibt durchaus Spannungen, widersprüchliche Interessen. Anders kann ich mir das nicht erklären. Übrigens spielen sich diese Widersprüche ganz oben in deren Hierarchie ab.“
„Oder das mit dem Mordversuch waren doch nicht die Eebs.“ Martin seufzte.
„Aber von denen, die mich sonst noch umbringen wollen, habe ich in letzter Zeit niemanden zu Gesicht bekommen“, wandte ich ein, „und mit den Eebs bin ich gerade neulich Nacht zusammengestoßen. Sie kommen am ehesten in Frage.“
Martin zog die Brauen hoch. „Zugegeben – aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier von Theorien sprechen, nicht von Tatsachen. Schließlich bist du nicht gerade mit einem Mangel an Feinden gesegnet, Dresden.“
„Harry?“, meldete sich Molly zaghaft.
Ich drehte mich zu ihr um.
„Ich weiß nicht, ob es richtig ist, das jetzt einzuwerfen, aber könnte die Entführung nicht auch Tarnung sein? Falls es im Roten Hof wirklich interne Auseinandersetzungen gibt? Möglicherweise arbeitete Arianna an einer Intrige innerhalb des eigenen Hofes. Vielleicht geht es gar nicht um dich. Oder zumindest nicht nur.“
Ich starrte Molly einen Augenblick lang fassungslos an. „Aber das hieße ja, ich wäre nicht der Mittelpunkt der Welt!“
Molly verdrehte die Augen.
„Ganz im Ernst, Grashüpfer: gut gedacht! Möglicherweise sind wir nur ein Ablenkungsmanöver. Das müssen wir im Hinterkopf behalten.“
„Spielt das denn irgendeine Rolle? Was unsere Interessen betrifft, meine ich?“, wollte Susan wissen.
Ich zuckte die Achseln. „Das werden wir dann ja wohl sehen und erleben.“
„Wenn die Eebs für eine andere Fraktion arbeiten als Arianna, ist unser einziger Hinweis beim Teufel“, fuhr Susan fort. „Ich hatte gehofft, die beiden irgendwie so weit bringen zu können, uns Maggies Aufenthaltsort zu verraten.“
„Einen Versuch ist es trotzdem wert“, sagte Martin. „Sollten wir sie denn erwischen.“
„Klar, das könnten wir.“ Ich nickte. „Natürlich können wir aber auch dafür sorgen, dass wir in Chichén Itzá alles im Griff haben und uns Maggie schnappen, wenn die Roten dort mit ihr auftauchen, um ihren Budenzauber zu veranstalten.“
Susan wirbelte mit weit aufgerissenen Augen zu mir herum. „Was?“
„Sie wollen das Ritual in Chichén Itzá abhalten, planen offenbar eine spektakuläre Zeremonie.“ Ich fing Susans Blick auf und nickte. „Ich habe Maggie gefunden. Sie wird dort sein, und wir werden hingehen und sie uns holen.“
Susans Jubelschrei ließ fast die Wände erzittern. Sie stürzte sich mit einem Satz von der entgegengesetzten Zimmerseite aus auf mich – der Zusammenstoß schleuderte mich gegen eins der Bücherregale, und Susan schlang ihre Beine um meine Taille, während ihre Lippen drängend nach meinen suchten.
Ihre Lippen glühten fiebrig und schmeckten so süß … kaum hatte sie meinen Mund berührt, als sich auch schon ein sanftes, stilles Feuer in meinem Körper ausbreitete, in dem jede Vernunft, jeder Gedanke verbrannte. Susan
Weitere Kostenlose Bücher