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Wanderer im Universum

Wanderer im Universum

Titel: Wanderer im Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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den am meisten betroffenen Gebieten – dachten nicht einmal an Flucht.
     
    Barbara Katz warf einen bedauernden Blick auf ihren Teller, auf dem noch immer ein halber Buttermilchpfannkuchen mit Ahornsirup lag, mußte aber zugeben, daß sie selbst bei bestem Willen nicht mehr davon essen konnte. Das war allerdings kein Wunder, denn sie hatte bereits eine reichliche Portion Rührei mit Schinken verschlungen. Jetzt schob sie ihre Kaffeetasse über den Tisch in der gemütlichen alten Küche, um sich von Hester nachschenken zu lassen. Der verschnörkelte Zeiger der Pendeluhr wies auf acht Uhr dreißig. Daneben hing ein farbenprächtiger Kalender mit einer Ansicht von Miami.
    Hester lächelte Barbara freundlich zu, während sie ihr die Tasse vollschenkte, und sagte dann: »Ich bin wirklich froh, daß der alte KKK sich jetzt ein nettes Mädchen zugelegt hat, anstatt nur mit der Puppe zu spielen, die Sie auf seinem Bett gesehen haben.«
    Helen, die jüngere Negerin, kicherte und drehte sich dann verlegen um, aber Barbara ließ sich keineswegs erschüttern.
    »Die Puppen heißen doch alle ›Barbie‹, nicht wahr?« meinte sie. »Mein Name ist zufällig auch Barbara – Barbara Katz.«
    Hester lachte herzhaft, und Helen kicherte nochmals.
    »Warum nennen Sie ihn den alten KKK?« erkundigte Barbara sich.
    »Sein zweiter Vorname ist Kelsey«, erklärte Hester ihr. »Knolls Kelsey Kettering III. Sie sind also das vierte K.« Dann lachte sie nochmals.
    Hinter ihnen quietschte etwas leise. »Mach die Fliegentür zu, Benjy«, sagte Hester scharf, aber der riesige Neger bewegte sich nicht, sondern blieb in der geöffneten Tür stehen. Benjy trug ein weißes Hemd und silbergraue Hose mit einem dunklen Streifen entlang der Naht.
    »Eine so niedrige Ebbe habe ich hier noch nie erlebt«, stellte er jetzt ernsthaft fest. »Die Leute gehen hinaus, als könnten sie die Bahamas erreichen, ohne nasse Füße zu bekommen. Manche schleppen sogar ganze Körbe mit Fischen zurück!«
    Barbara richtete sich auf, setzte die Kaffeetasse ab und runzelte die Stirn.
    »In der ganzen Nachbarschaft funktioniert kein einziger Fernsehapparat – und kein Radio«, fügte Benjy hinzu. Hester und Helen starrten Barbara fragend an.
    »Wissen Sie genau, wann die Ebbe den tiefsten Stand erreicht?« fragte Barbara.
    »Ungefähr um halb acht«, antwortete Benjy sofort. »Vor einer Stunde. Das steht alles auf den Rückseiten der Kalenderblätter.«
    »Reißen Sie das oberste Blatt ab und nehmen Sie es mit«, wies sie ihn an. »Was für einen Wagen hat Mister K.?«
    »Nur die beiden Rolls«, antwortete Benjy. »Ein Kabriolett und eine Limousine.«
    »Machen Sie die Limousine für eine längere Fahrt fertig«, sagte Barbara rasch. »Nehmen Sie alles Benzin mit, das zur Verfügung steht – auch aus dem Tank des Kabrioletts! Wir brauchen Decken, Mister K.'s Medizin, eine Menge Essen und Kaffee in Thermosflaschen ... und mindestens zwei Dutzend Tafelwasserflaschen!« Sie machte eine Pause und fügte dann hinzu: »Geben Sie mir das Kalenderblatt, Benjy.«
    Die drei starrten sie fasziniert an. Ihre Aufregung war ansteckend, aber nicht ganz erklärlich. »Was soll das alles, Miß Katz?« wollte Hester wissen. Helen kicherte wieder einmal.
    Barbara starrte sie ernst an. »Wir müssen fort von hier, weil eine hohe Flut kommt!« sagte sie nachdrücklich. »So hoch, wie die Ebbe jetzt niedrig ist – und höher!«
    »Ist daran der ... Wanderer schuld?« erkundigte Benjy sich, während er ihr das Kalenderblatt gab.
    Barbara nickte und las gleichzeitig die Rückseite. »Mister K. hat ein kleineres Teleskop«, stellte sie dann fest. »Wo bewahrt er es auf?«
    »Teleskop?« wiederholte Hester ungläubig. Dann grinste sie breit und sagte: »Ja, natürlich – Sie und Mister K. sind doch Astronomen. Ich nehme an, daß er das kleinere in das Gewehrzimmer zurückgebracht hat.«
    »Gewehrzimmer?« fragte Barbara mit blitzenden Augen. »Wie steht es mit Bargeld?«
    »Das muß in einem der Wandsafes liegen«, antwortete Hester.
     

21
     
     
    Die Untertassen-Beobachter spürten ihre Lebensgeister endlich wieder erwachen, nachdem sie sich völlig durchnäßt ans Ufer gerettet hatten, wo sie vor den Brechern sicher waren. Die Männer hatten Treibholz gesammelt und am Rand der Brücke über dem ausgetrockneten Flußbett ein großes Feuer entzündet. Jetzt trockneten sich alle daran, teilten sich die Decken aus dem Lieferwagen und die wenigen anderen Kleidungsstücke, die nicht durchnäßt

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