Wanderer zwischen drei Ewigkeiten
Märchen werden …“
Und es wurde ein gutes Märchen.
Günter sah von dem Buch auf, als Maxwell eintrat.
Der ehemalige Kommandant der FORTUNA lächelte ihm zu und zeigte aus dem Fenster hinaus auf die Kuppeln der Stadt.
„Der Auftrag ist genehmigt. Wir erhalten ab morgen die notwendigen Mittel, mit unseren Versuchen zu beginnen. Auf Regierungskosten wird eine Anstalt errichtet, die zu unserer Verfügung steht. Das Märchen von unserem Zeitsprung – das nur deshalb ein Märchen ist, weil wir ihnen zu wenig erzählten – hat gewirkt. Man wurde neugierig. Wir – hören Sie, Günter – wir sollen versuchen, eine Zeitmaschine zu bauen!“
„Ich habe es nicht anders erwartet“, bekannte Günter ohne eine Spur von Erstaunen. „Damit beginnt heute die Geschichte jener Entwicklung, deren Ende wir bereits kennen. In 800 Jahren haben wir die Zeitmeister – und in weiteren 5000 Jahren das Ende.“
Maxwell machte eine unwillige Bewegung.
„Glauben Sie doch das nicht, Günter. Ich habe mich zwar an Ihre Ratschläge bisher gehalten, aber nur deswegen, um keine Schwierigkeiten zu bekommen. Man hätte uns die Wahrheit niemals geglaubt. Aber ich bin auf der anderen Seite davon überzeugt, daß jener Fremde gelogen hat. Wir werden mit Hilfe von Grudat die Zeitmaschine noch einmal erfinden, wie wir sie bereits erfunden haben, und in die Vergangenheit zurückkehren. Sie werden sehen.“
Günter lächelte.
„Die Geschichte in 800 Jahren berichtet davon, daß die fünf Begründer der Zeit-Kommission krampfhaft versuchten, in die Vergangenheit zu gelangen. Aber sie berichtet auch weiter, daß ihnen nur die Reise in die nahe Zukunft gelang, und die Rückkehr in ihre eigene Gegenwart. Die aber ist das Heute für uns, Maxwell! Merken Sie denn immer noch nicht, daß wir unabänderlich diese fünf Männer sind? Niemals werden wir einen anderen Weg gehen können als den, den sie gelebt haben, damals vor 800 Jahren. Die Geschichte sagt es, jene Geschichte, die in 800 Jahren geschrieben wird …“
Maxwell sah hinab auf die Kuppeln und Flachdächer der großen Stadt. In seinen Augen war plötzlich ein Leuchten. Es hatte ein ganz klein wenig mit Hoffnung zu tun Doch dieses Hoffen war nicht in die Vergangenheit gerichtet, sondern in die Zukunft.
Grudat kam, sie abzuholen. Der Regent wollte sie sehen. Der Gravitationslift brachte sie hinab zur Plattform der nächsten Schwebestraße, per Gleiter erwartete sie. Webbs und Hendra standen auf dem breiten Band, das wie ein Balkon aus dem Gebäude herausragte. Die Transportgleiter bewegten sich auf den Energieebenen ihrer Frequenz von Haltepunkt zu Haltepunkt, ohne die Gefahr eines eventuellen Zusammenstoßes.
Die fünf Männer begrüßten sich und begannen, auf den Gleiter zuzuschreiten. Einige Passanten sahen ihnen neugierig nach. Jeder kannte ihr Schicksal, und auch das der unglücklichen Besatzung, die man vorerst isoliert hatte.
Maxwell wollte gerade den letzten Schritt tun, um den Gleiter zu besteigen, da löste sich ein Mann aus der nahen Gruppe der unbeteiligten Zuschauer und kam auf sie zu.
Günter gerann das Blut in den Adern, als er ihn erkannte.
Zwar trug er die jetzt übliche Kleidung, aber das Gesicht war unverkennbar.
„Sie haben richtig gehandelt“, sagte er, mehr zu Günter als zu den anderen gewandt. „Ich kann Ihnen nun auch den Rest sagen.“
Er machte eine winzige Pause, in der Günter Gelegenheit hatte, das Gesicht genauer zu studieren. Die Ähnlichkeit mit seinem eigenen schien ihm viel markanter zu sein als damals – welch ein Begriff in dieser Situation! Ja, es schien fast, als blicke er in einen unmerklich verzerrenden Spiegel. Der Max Günter der Zukunft war älter.
„Sie werden morgen offiziell die Zeit-Kommission ins Leben rufen, Günter, und Sie werden der Leiter dieser Kommission sein. Damit beginnt die Geschichte der Zeitmeister, die Geschichte einer grandiosen Paradoxe, die nur deshalb nicht paradox ist, weil sie so unglaublich paradox ist.“
Wieder eine kurze Pause.
Die schwarze Uniform damals – oder später, in Zukunft – hatte ihm gut gestanden, dachte Günter flüchtig. Erst jetzt bemerkte er den breiten Metallreifen um den Leib des Zeitreisenden. Die Finger der rechten Hand lagen auf winzigen Knöpfen.
„Leben Sie wohl, Fred Günter. Und verzeihen Sie mir meine einzige Lüge. Ich mußte sie aussprechen, um Ihnen nicht den Verstand zu rauben, bevor Sie Ihren Weg vor sich sahen. Jetzt haben Sie Zeit, darüber nachzudenken. Und
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