Wanderer zwischen drei Ewigkeiten
stolze Verehrung – „wir aber wissen, daß es einen Gott gibt. Es dauerte mehr als 9000 Jahre, bis der Mensch dieses absolute Wissen erhielt. Und Gott billigt unser Tun, meine Freunde. Denn wisset, daß auch Gott in unserer Wahrscheinlichkeitsebene existiert. Er ist unsterblich, aber eine Änderung der Linie könnte auch ihn wegwischen – wegwischen aus unserer Daseinsdimension! Er würde ewig leben, aber nicht mehr bei uns. Er ist der Anfang und das Ende – niemals prägte der Mensch einen Satz, der wahrer gewesen wäre. Gott ist der Anfang gewesen, und eines Tages wird er auch das Ende für uns sein. Dann nämlich, wenn wir ihn erreicht haben.“
„Gott erreichen …?“ hauchte Günter, nicht begreifend, was der Fremde damit meinte. „Der Mensch will Gott erreichen?“
„Sucht er ihn denn nicht schon immer, solange er auf der Erde weilt? Was tut der Mensch denn anders, als danach zu forschen, ob es diesen Gott gibt? Und wenn er an ihn glaubt, beginnt er mit dem Versuch zu wissen. Und dieses Wissen treibt ihn voran, wenn er es erlangt hat. Alles andere in der Zeit des NurGlaubens war nichts als ein zögerndes Tasten in Richtung auf Gott zu. Seit der Mensch absolut weiß, stürmt er mit Riesenschritten Gott entgegen. Und Gott sieht zu. Schweigsam und abwartend.
Wir forschen die Zukunft ab. In 5000 Jahren steht die Grenze zum Nichts.
Es gibt kein ‚Später’ als das Jahr 12321!“
Diese Zahl stand wie eine Drohung im Universum.
Das Ende der Welt?
„Nein“, sagte der Fremde, als habe er ihre Gedanken erraten. „Nicht das Ende der Welt, sondern ein neuer Beginn. Im Jahre 12321 haben wir Gott gefunden – endgültig gefunden.“
„Und warum das Nichts?“ flüsterte Günter.
„Weil Gott das Nichts ist – und das Nichts ist Gott. Das Nichts aber, wenigstens das sollt ihr erkennen, ist das Gewaltigste, was jemals geschaffen wurde. Es gibt nichts Gewaltigeres als das Nichts – und darum wurde das Nichts Gott.“
Erneut senkte sich Schweigen auf sie herab.
Dann beugte sich Hendra, der Mann mit den schärfsten Augen, ein wenig vor und sah dem Fremden aufmerksam ins Gesicht.
„Ich kenne Sie“, sagte er. „Wer sind Sie?“
Günters Puls begann schneller zu schlagen. Auch Hendra hatte diesen Mann erkannt, diesen Mann, der 8000 Jahre nach seiner Zeit lebte.
„Ich bin ein Mensch – ein sehr weitläufiger Nachkomme von Ihnen. Genügt Ihnen das?“
„Eigentlich nicht“, beharrte Hendra störrisch auf einer genaueren Auskunft. „Sie sehen Fred Günter ähnlich.“
Ja, das war es! Der Fremde sah ihm selbst ähnlich! Daß er nicht gleich darauf gekommen war. Günter schalt sich einen Narren.
„So, tue ich das? Das mag daran liegen, daß ich ebenfalls Günter heiße. Allerdings Max Günter. Alte Tradition, wissen Sie.. „Tradition! Über 8000 Jahre hinweg. Günter schwindelte, als er diese Tatsache urplötzlich erfaßte.
„Das ist doch nicht möglich! Diese unbegreifliche Zeitspanne kann niemals …“
„Sind 800 Jahre viel, wenn man die Möglichkeit besitzt, in die Zukunft zu reisen?“
Günter erstarrte.
Der Fremde hatte 800 Jahre gesagt, nicht 8000 …“
Sollte …?
Er begriff und erschrak.
Leichenblaß hockte er da auf der schimmernden Hülle der FORTUNA und begann, die Zusammenhänge zu sehen, zu denen der Fremde ihnen Schlüssel sein wollte. Um ihn herum lauerte die Unendlichkeit und schien darauf zu warten, daß er sich in sie hineinstürzen würde.
Und was dann?
Würde dann auch die heute existierende Zeitmaschine erfunden werden? Oder würde alles jetzt Bestehende wie ein Spuk verschwinden, als habe es niemals existiert?
Und Gott …?
Günter schauderte zusammen.
Ihm blieb keine Frage mehr.
*
Bewegungslos hing die FORTUNA im Raum.
Die fremden Kugelschiffe waren längst verschwunden und hatten sie allein gelassen. Auch der Fremde, der Max Günter hieß, war gegangen. Lautlos war er hinübergeschwebt zur offenen Luke seines Schiffes, hatte noch einmal zu ihnen gewinkt und war dann verschwunden.
Die Energieblase löste sich auf und die darin eingesperrte Luft verpuffte ins Vakuum, keine Spuren zurücklassend.
Die FORTUNA blieb allein zurück.
Im Maschinenraum stellte Grudat den Transitor auf Rücksprung.
Dieses Mal umgepolt auf 16 Sekunden, also 8000 Jahre.
In der Zeit zurück.
,Von Gott weg!“ dachte Günter und erblaßte.
Dieser Fremde mit seinen Reden von Gott!
Und doch, diese Ähnlichkeit mit ihm, Günter! Nicht alles konnte gelogen sein, was er
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