Wandernde Welten
dem Nebenraum tönte ein Glockenschlag, und überall in der Stadt schlugen Glocken verschiedener Tonhöhe einmal an. »Du wirst zu spät zu deiner Verabredung mit Tye kommen«, erinnerte sie ihn.
»Achja. Die habe ich völlig vergessen.« Er nahm einen letzten Schluck Whisky, stellte die leere Flasche auf den Tisch und verließ das Zimmer. Paula zerrte einen Stuhl zum Fenster und stieg hinauf, um die Fensterläden erreichen zu können. Irgendwo in Machous schmutziger, übervölkerter Stadt heulte wieder eine Sirene auf. Sie lehnte sich gegen den Fensterrahmen und blickte hinaus.
Saba stand an dritter Stelle der rAkellaron-Rangliste. Mit etwas Geschick und Glück würde er es auch noch zum Prima schaffen.
Mit Glück, Arbeit und Geld, korrigierte sie sich.
Sie schloß die Fensterläden, löschte die Lampe, zog sich im Dunkeln aus und ging zu Bett.
Bei zwei Glasen gingen Saba und Tanoujin ins rAkellaron Haus, wo eine Sitzung des Zentralrats des Imperiums stattfand. Paula wollte in die Stadt gehen, aber Sril sagte ihr, sie dürfe die Büro-Suite nicht verlassen.
»Ich habe Hunger«, sagte sie.
»Und ich habe einen Befehl«, antwortete er. Er saß am Schreibtisch, ein Bein über die Armlehne des Schreibtischsessels gelegt.
»Und ich habe noch nie in meinem Leben einem Befehl zuwidergehandelt.«
Bakan trat herein. »Gibt es schon etwas Neues?«
»Nein«, antwortete Sril. »Sie müssen warten, bis Machou seine eigenen Geschäfte erledigt hat. - Sie hat Hunger«, setzte er hinzu.
»Dann geh doch mit ihr ins Colorado.«
Paula trat in den Computerraum. Sie wollte von dort ins Schlafzimmer und aus dem Fenster klettern. Aber Sril war wachsam. Er erwischte sie, bevor sie den Computerraum verließ und schloß die Tür zum Schlafzimmer. »Der Akellar hat mir verboten, Sie hinausgehen zu lassen.«
»Hat er Ihnen auch verboten, mich etwas essen zu lassen? Sie können doch mitkommen. Ich laufe Ihnen nicht weg.«
Sril hatte noch immer die Hand auf der Klinke. Er sagte zu Bakan: »Bokojin hat ihm fünfzigtausend Dollar für sie geboten. Nun verstehst du vielleicht, wovor er Angst hat.« Er führte sie ins Büro zurück.
Der andere Mann trat auf sie zu. »Hier. Versuchen Sie das.«
Er reichte ihr einen flachen, orangefarbenen Streifen.
»Wer ist Bokojin?« Das Zeug war wie die Proteinstreifen an Bord der Ybix und zäh wie Leder. Sie spuckte es aus.
»Pfui Teufel!«
Die beiden Männer lachten. Bakan klatschte sich dabei mit der Hand auf den Schenkel. »Mendoza, sie sind nicht so hart, wie Sie glauben«, sagte er, wandte den Kopf und spuckte zielsicher in den Papierkorb in der Ecke.
Paula fuhr mit der Zunge über die Lippen, um den ekelhaften Geschmack loszuwerden. Sril grinste amüsiert, ging aber ins Schlafzimmer und brachte ihr ein Glas Wasser. Sie trank es dankbar.
Sril setzte sich wieder auf den Schreibtischsessel und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Bokojin war mal Kadett bei Saba«, sagte er. »Jetzt ist er Vizekapitän der Uranus-Patrouille und Machous Liebling. Er ist ein richtiger Senkrechtstarter. Er ist zur gleichen Zeit wie Tanoujin ins rAkellaron eingetreten, hat ihn aber längst überholt.«
Bakan spuckte wieder in den Papierkorb. »Und dann ist er an Saba geraten.«
»Hat er mit Saba gekämpft?«
Sril schüttelte den Kopf. »Aber der Alte hat ihm erklärt, was ihm passieren könnte, nachdem er Tanoujin nun geschlagen hatte.« Er blickte Bakan an, der auf der Schreibtischkante saß.
»Glaubst du, daß Tanoujin mit Ymma fertig wird?«
»Wahrscheinlich.« Bakan zuckte die Achseln. »Aber wenn du mich fragst: Ich glaube, er schlägt sich nicht gerne. Er könnte viel weiter sein, wenn er mehr kämpfen würde.«
Paula ging unruhig im Zimmer auf und ab. Die beiden Männer sprachen über Kämpfe und Kämpfer. Sie konnte nicht stillsitzen.
Sie versuchte sich vorzustellen, was jetzt oben im rAkellaron geschah, worum es bei dieser Sitzung gehen mochte, wie so ein Zweikampf in der Grube ablief. Sie fragte sich, ob ihre Meinung über Machou zutreffend war. Seine überlegene Position als Prima Akellar war natürlich seine beste Verteidigung. Falls Tanoujin mehr kämpfte, um vorwärtszukommen, würde er auch öfter verletzt werden, und dann würden die anderen sehen, daß er mehr war als nur ein Blutstiller. Was war er eigentlich? Allein durch die Berührung seiner Hände waren ihre Wunden innerhalb von Sekunden geheilt.
»Ich habe immer noch Hunger.«
»Geh und besorge ihr etwas zu essen«, sagte
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