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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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an.
    »Nein.«
    »Ich kannte ihn - bevor Sabas Vater starb -, als wir in Vribulo lebten. Tanoujin hat mehr oder weniger bei uns gewohnt. Nachdem Melleno ihn hinausgeworfen hatte.« Boltiko stand ächzend auf, ging zum Herd und füllte ihre Tasse nach. »Er ist von geringer Herkunft, er ist ehrgeizig und böse. Ich fühle das.«
    »Woher willst du wissen, daß er von geringer Herkunft ist?
    Niemand kennt doch seine Eltern.«
    »Sieh dir doch diese gelben Augen an. Er ist ein Abkömmling von Sklaven. Mir auch noch eine Tasse, Boltiko.«
    Boltiko brachte die Teekanne und füllte die Tassen der beiden anderen Frauen nach. »Er ist kein Sklave. Er ist eine Mißgeburt. Man hätte ihn sofort nach der Geburt vernichten müssen. So befiehlt es das Gesetz.« Sie sank auf ihren Stuhl. »Statt dessen hat sich irgendeine weichherzige Frau seiner angenommen. Und sie hat dafür leiden müssen. Jeder, der ihm jemals geholfen hat, mußte dafür leiden. Melleno hat ihm einen guten Posten verschafft, und zum Dank dafür hat Tanoujin seine Tochter verführt. Yekaka hat sich dann um ihn gekümmert, und Tanoujin hat ihn an Melleno verraten.«
    »Die Tochter verführt?« fragte Paula. »Wessen Tochter?«
    »Mellenos.« Uly nahm einen Schluck Tee. »Als der noch Prima war, und Tanoujin bei ihm arbeitete. Warte, ich werde dir zeigen, wie man die Zukunft deuten kann.« Sie kippte ihre leere Teetasse um.
    Paula beugte sich zu Boltiko hinüber. »Du kennst ihn viel länger als ich«, sagte sie. »Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß Tanoujin irgend jemanden verführt.«
    »Er hat sie vorher betäubt.« Uly hob die Tasse. Sie hinterließ eine feuchten Ring auf der Platte des Küchentisches. »Seht ihr?
    Er ist ohne Unterbrechung. Das bedeutet, daß ich eine treue Frau bin. Wenn er irgendwo eine Lücke hätte, würde es beweisen, daß ich Liebhaber habe.«

    »Er hat sie betäubt?« sagte Paula zu Boltiko. Die Geschichte faszinierte sie. Tanoujin mußte damals noch ein sehr junger Mann gewesen sein, noch ein halbes Kind.
    Boltiko zuckte ihre fleischigen Schultern. »Sie war sehr jung. Warum sollte ein bildhübsches, guterzogenes Mädchen wie Diamo ihren Vater wegen eines Mannes wie Tanoujin so verletzen?«
    »Diamo.« Ein sehr hübscher Name. Er bedeutete >Ich-liebe-dich<.
    »Trink deinen Tee aus«, sagte Uly. »Ich möchte sehen, ob du ihm auch treu warst.«
    Auf dem Markt am Seeufer drängten sich die Menschen von Matuko um einen Stand, an dem Illusions-Helme verkauft wurden.
    Paula preßte sich durch die Menge, den kleinen David auf ihrer Hüfte tragend. Lautes Gelächter klang auf. Wie eine Flagge wehte eine weiße Unterhose von einem hochgereckten schwarzen Arm.
    Paula blickte umher. Sril stand in einer Schlange von Menschen, die Marsianisches Tuch kaufen wollten. In eine anderen Richtung blickend sah sie drei Männer, die sie kannte, aus einem Laden treten, alle schwer mit Paketen beladen. Sie wandte sich nach rechts, ging ein paar Schritte eine schmale Gasse entlang und stieß die Hintertür eines Ladens auf. Der Raum war bis zur Decke mit großen Packkisten gefüllt.
    »Hallo, Junior.«
    Ein halbverstelltes Fenster ließ ein wenig Licht herein. Sie drängte sich zwischen zwei Kistenreihen hindurch. »Sie haben ziemlich viel riskiert«, sagte sie. »Ein Glück, daß Sie Ihre Nachricht zufällig dem richtigen Sklaven übergeben haben.«
    Er schloß die Tür hinter ihr und knipste das Licht an. »Wieso habe ich etwas riskiert? Soviel ich davon verstanden habe, ist er Ihr Eigentum.« Er trat zum Fenster und zog einen Vorhang davor.
    Paula setzte sich auf eine Kiste und stellte David vor sich auf den Boden. Bunker war schmal geworden, stellte sie fest. Er hockte sich ihr gegenüber auf einen Haufen Verpackungsmaterial.
    »Trotzdem hätten Sie nicht herkommen sollen«, sagte sie. »Ich kann mich immer mit Ihnen in Verbindung setzen, wenn ich etwas brauche.«
    »Wie kommen Sie zurecht?« Er kreuzte die Arme vor der Brust.
    Sein Blick ruhte auf dem kleinen Jungen. David amüsierte sich damit, ein Stück dicker Schnur auseinanderzuzupfen. Auf seinem Kopf zeigte sich wieder ein dichter, schwarzer Haarteppich. Er mußte bald wieder geschoren werden. Er hob den Kopf, blickte Paula an und lächelte breit.
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß Sie seine Mutter sind, Paula«, sagte Bunker.
    Sielachte. »Sehen Sie sich doch seine Augen an.« Die Kiste, auf der sie saß, war hart, und sie legte eine Schicht weiches Füllmaterial

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