Wandernde Welten
rAkellaron-Hauses. In der Arkade trat Ketac ihnen entgegen.
Er trug ein langes Messer am Gürtel.
»Was ist passiert? Wir haben gehört, ihr hättet im >Colorado< Streit bekommen.« Er ging neben ihnen die Arkaden entlang.
Tanoujin sagte: »Welche Wache haben wir?«
»Ungefähr dreißig Minuten bis zum ersten Glasen.«
Sie gingen durch Sabas Büro und durch den kleinen Computerraum ins Schlafzimmer. Eine Kristallampe brannte, und der Raum war relativ warm. Paula zog ihre Jacke aus.
»Ymma und Machou haben Saba eben im Akopra gezwungen, ihnen die Tür zu öffnen«, sagte Tanoujin.
»Was?!« Ketac fuhr herum und starrte seinen Vater an.
Saba setzte sich auf das Bett und griff nach seiner Whiskyflasche. »Er ist der Prima Akellar. Ich sehe nicht ein, warum ich mich rttit ihm darüber streiten sollte, wer von uns den Vortritt hat. Wor-
über regst du dich eigentlich so auf?« Er sprach zu seinem Lyo.
Seine Stimme klang weich und freundschaftlich. »Wenn Ymma dich herausfordert und du verlierst und ich eingreife, muß auch Machou Stellung beziehen. Das einzige, was dabei herauskommt, ist, daß wir alle ein paar Zähne verlieren. Aber ich denke nicht daran, die Sache einfach zu vergessen.«
Auf dem Tisch neben dem Bett stand eine Tasse. Paula nahm Saba die Flasche aus der Hand und goß sich zwei Finger breit Whisky ein. Dann nahm sie die Tasse und trat zum Fenster.
Draußen erstreckte sich die laute, schmutzige Straße wie ein riesiger Tunnel in der Nacht. Mehrere Sirenen heulten.
Ketac sagte: »Du solltest ihn zum Kampf in der Grube heraus-fordern.« Seine Stimme klang hell vor Erregung. Tanoujin trat neben Paula ans Fenster, ignorierte sie jedoch.
»Vielleicht«, sagte Saba.
Tanoujin sah aus wie immer, dünn wie ein Rohr, das graue Hemd ohne jede Verzierung, Paula wandte den Kopf und blickte Saba an. Sie stellte die Tasse auf das Fensterbrett. »Machou hat Angst vor ihm«, sagte sie zu Tanoujin.
Er starrte aus dem Fenster. »Bei Ihnen sind anscheinend ein paar Gehirnwindungen abgestorben«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Machou hat es in sechzig oder siebzig Sitzungsperioden nicht mehr nötig gehabt zu kämpfen.«
»Wenn ich die Regeln richtig verstanden habe, so kann Machou Jederzeit in die Grube springen und Ymma helfen, falls der verlieren sollte?«
»Ja. Er kann eingreifen.«
»Deshalb also hat er diese Farce im Akopra aufgeführt. Jetzt kann er sich heraushalten, und niemand kann behaupten, daß er sich vor Saba fürchte. Das heißt nur, daß er vor ihm Angst hat.«
Er verzog die Mundwinkel und blickte sie noch immer nicht an.
Seine rechte Hand spielte mit den Schnurrbartenden. »Sie wissen ja nicht, wovon Sie reden.«
»Wie stehen Sie wirklich zu Ymma?«
»Er war mal Kadett bei mir. Jetzt steht er einen Rang unter mir.
Wenn er mich schlägt, nimmt er meinen Platz ein.«
Saba trat hinter Tanoujin und legte einen Arm um seine Taille.
Er war ziemlich angetrunken. »Warum regst du dich denn so auf?« sagte er. »Du wirst doch jederzeit mit Ymma fertig.«
»Ich kann Machou nicht schlagen.«
»Dann werde ich es tun.«
Saba blickte sich zu Ketac um, der gerade dabei war, das Zimmer zu verlassen. Als sich die Tür hinter dem Jungen geschlossen hatte, sagte Saba leise zu Tanoujin: »Versuche nur nicht, den Helden zu spielen. Wenn du verletzt wirst, bleibe liegen.«
»Ich kann mich doch nicht selbst zum Bluten bringen.«
»Sie wissen, daß du ein Blutstiller bist, aber das macht nichts, solange sie nicht erfahren, daß du noch mehr kannst.« Er stieß Tanoujin in die Rippen. »Und jetzt schlaf ein bißchen.«
»Ich rufe dich bei zwei Glasen«, sagte Tanoujin, als er den Raum verließ.
Saba nahm wieder einen Schluck aus der Whiskyflasche. Paula holte ihre Tasse vom Fensterbrett. Machou war ein alter Mann, Saba war noch jung, jung und stark. Sie dachte wieder an die Szene im Akopra. Machou hatte gewußt, daß Saba es nicht wegen einer Höflichkeitsgeste zum Streit kommen lassen würde. Noch so ein Ritual.
»Was meinst du, kann er Ymma besiegen?« fragte sie.
»Klar«, antwortete Saba. »Er ist nur ein bißchen in Panik. Bei seinem letzten Kampf in der Grube hat er eine Menge Schläge ein-stecken müssen. Bokojin hat ihn regelrecht auseinandergenommen.« Er goß ihr Whisky in die Tasse. Sie merkte, daß seine Hand zitterte. »Ich möchte jedenfalls um keinen Preis in Ymmas Schuhen stecken. Und für Tanoujin steht viel auf dem Spiel. Trink das Zeug und halte nicht nur die Tasse fest.«
Aus
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