Wandernde Welten
aß, den Blick auf seinen Teller gerichtet. Der jüngere Mann fuhr herum und blickte ihn verärgert an.
»Für dich hätte ich schon ein paar Neuigkeiten«, sagte er aggressiv. »Du sollst dich vor einigen deiner Freunde hüten.«
»Alles nur Geschwätz«, sagte Tanoujin ruhig und ohne das Essen zu unterbrechen.
»Hoffentlich wirst du satt.«
»Sicher. Magst du etwas abhaben?« Tanoujin schleuderte ihm den noch halbvollen Teller ins Gesicht.
Paula sprang auf. Auf der anderen Seite des Raums fing jemand schallend an zu lachen.
Alle wandten sich um, damit ihnen nichts entginge. Ymma wischte sich einen Brei von Suppe und Gemüse aus dem Gesicht.
Paula drängte sich hinter Sabas Rücken, um außer Gefahr zu sein, falls sie sich schlagen sollten.
Tanoujin trat einen Schritt auf Ymma zu. »Falls du dich mit mir prügeln willst, in der Grube.« Er wandte sich um und ging zur Tür.
Ymma wollte ihm nachstürzen, doch Saba vertrat ihm den Weg.
»Du solltest dir vor allem das Gesicht waschen, Akellar.« Ymma wich einen Schritt zurück und wischte wieder den klebrigen Essensbrei aus seinem Gesicht. Saba gab ihm einen leichten Stoß vor die Brust. Der jüngere Mann wich zurück.
»Paula. Wir wollen gehen.« Saba wandte sich an das Mädchen mit dem bemalten Gesicht. »Komm mit uns zum Akopra.«
»Das geht leider nicht«, sagte Tye. »Ich bin schon verabredet.
Aber ich werde sehen, daß ich ihn bald loswerde, wenn du es willst.«
»Ich treffe dich hier.« Er zog einen Geldschein aus dem Armelaufschlag und gab ihn ihr. »Kauf dir etwas zu trinken.« Er drängte Paula zur Tür.
Als sie auf der Straße waren, fragte sie ihn: »Wer ist dieser Ymma?«
»Der Akellar von Lopka.« Saba blickte sich nach allen Seiten um. »Er ist ein Protege Machous. Und irgend etwas ist im Busch.«
Er legte eine Hand an den Mund und stieß einen schrillen Ruf aus, dann begann er rasch die Straße hinunterzugehen. Er ging so schnell, daß sie laufen mußte, um mit ihm Schritt zu halten. An der nächsten Kreuzung wartete Tanoujin auf sie.
»Kommst mit uns zum Akopra?« fragte Saba.
Tanoujin zog die Schultern hoch. »Siehst du nicht, was passiert, Saba? Sie wollen uns ans Leder wegen dieses verdammten Vertrags. Nur, daß diesmal nicht du das Opfer sein sollst, sondern ich.«
Sie gingen in normalem Tempo weiter. Trotzdem hing Paula einen guten Schritt zurück und mußte sich anstrengen, um überhaupt mitzukommen.
Voraus, auf der rechten Seite der Straße, standen Menschen Schlange. Saba führte sie an ihr entlang und um die Ecke. Hier standen die Menschen noch dichter. Auf der anderen Straßenseite war eine ähnliche Reihe Wartender, alle in Weiß gekleidet: Sklaven. Beide Menschenströme führten zu den Stufen eines großen runden Gebäudes, dessen Dach von einer riesigen Kuppel gebildet wurde. Saba führte Paula an der Spitze der Stythen-Kolonne vorbei zu einer Seitentür.
»Die Leute vom rAkellaron brauchen nicht zu zahlen«, hörte Paula eine neidische Stimme sagen.
»Dafür zahlen wir die Defizite, die das Akopra jedesmal macht«, knurrte Saba leise, nur für Paula hörbar.
Als sie die Halle des Theaters betraten, eilte ein fetter Mann auf sie zu. »Akellar«, sagte er ehrerbietig, »es ist schon geraume Zeit her, daß Sie uns die Ehre gegeben haben, Sie unterhalten zu dürfen.« Er führte sie eine Treppe hinauf, wobei er ununterbrochen Komplimente murmelte. Der Teppich auf den Stufen der Treppe war abgetreten. Die kleine Halle im oberen Stockwerk war dunkel. Der kleine, fette Mann watschelte vor ihnen her und zog einen Vorhang zur Seite. Saba drängte sie durch die Öffnung.
Sie betraten einen kleinen Balkon. Tanoujin saß bereits in einem der Sessel, mit dem Rücken zum Eingang. Paula trat an ihm vorbei zum Geländer. Ein Stock tiefer füllte sich der große Parterreraum des Theaters mit Menschen. Uber der runden Bühne flammten ein paar Lampen auf. Saba hob Paula hoch wie ein Kind und setzte sie in einen Sessel, in dem sie fast versank. »Kannst du sehen?« Er setzte sich an ihre linke Seite. Sie saß zwischen ihm und Tanoujin.
»Ja, danke.«
»Ist dir warm genug?«
»Ja.«
»Warum bemutterst du sie wie ein Kind?« sagte Tanoujin mit seiner tiefen, klangvollen Stimme.
»Weil sie mich reich macht.«
»Hast du ihr auch gesagt, auf welche Weise? Sieh mal dort hin-
über. Machou ist auch da, und er hat Ymma bei sich.«
Saba wandte den Kopf und blickte zu einem Balkon, der dem ihren genau gegenüberlag. Drei oder vier
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