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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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Stimme wurde lauter. Paula legte die Füße auf die zerfranste Couchlehne. Keiner der Stythen war schon wach. Eine flache Lichtbahn fiel durch das verhängte Fenster. Die scharfe Diskussion über Junna ging weiter. Paula hob einen Faden von der abgescheuerten Couch.
    »Du und Paula, ihr seid beide gleich. Ihr nehmt alle Kleinigkeiten zu ernst.«
    »Du bist ein solcher Heuchler...«
    Sie drehte die Tonstärke ihres kleinen Abhörgeräts leiser, als eine Aufnahme ihres Gesprächs mit den beiden während der Fahrt nach New York folgte. Irgend etwas fehlte, überlegte sie. Es mußte doch ein Gespräch zwischen den beiden gegeben haben, nachdem Tanoujin einen ganzen Tag verschwunden gewesen war. Wahrscheinlich hatten sie sich über dieses Thema unterhalten, bevor Saba sich angezogen hatte, überlegte sie.
    »Wir versuchen nur, diesen bleichhäutigen Marsianer loszuwerden« , hörte sie Saba zu Leno sagen. Sie drehte die Lautstärke wieder etwas auf.
    Der Zeitmesser an der Wand zeigte zehn Minuten vor Mittag.
    Um vier Uhr mußten sie wieder in New York sein. Große Stapel der stündlichen Nachrichtendienste lagen auf dem Boden. Wieder bedeutungslose Unterhaltung während der Rückfahrt von New York nach New Häven. Vielleicht sollte sie Tanoujin auch so ein Gerät anhängen. Oder zumindest einen Homer, damit sie immer wußte, wo er war, falls er wieder einmal für längere Zeit abwesend sein sollte. Aber das war zu riskant. Sie fragte sich, was sie tun würden, wenn sie herausfanden, daß sie sie bespitzelte.
    »Was ist mit Fisher?« fragte Saba. »Hast du ihn erreicht?«
    »Wenn er wütend wird, ist er so leicht zu durchschauen wie Wasser. Während der Ruhetage hat er sich mit Savenia in Verbindung gesetzt. Es ist alles vorbereitet. Ich möchte wirklich gerne wissen, wieviel die alte Frau davon weiß.«
    »Paula muß ihr gesagt haben, daß sie sich nicht von dir berühren lassen darf.«
    »Nein. Darauf ist sie selbst gekommen. Oder Bunker hat sie gewarnt.«
    »Weiß Paula Bescheid? Über den Coup, meine ich.«
    Ihre Nerven waren plötzlich gespannt wie Drahtseile.
    »Nein, noch nicht«, sagte Tanoujin.
    »Ich mag sie nicht als Gegner behandeln.«
    »Ein Teil von ihr ist jedermanns Gegner. Du warst doch dabei, als sie der Jefferson klarmachte, daß sie nur an Sachen interessiert ist, die ihr Vorteile verschaffen. Diese Hure. Nach allem, was wir für sie getan haben.«
    »Ich habe auch gehört, wie sie mich als wirklichen Herrscher des Imperiums bezeichnet hat.«
    »Da siehst du, wie sie dich leimen will. Es klingt etwas anders, wenn sie mit der Jefferson spricht.«
    »Natürlich. Hast du die Ybisca kontrolliert?«
    »Saba, wir können nicht in jeder Wache zwischen hier und dem Gleiter hin und her pendeln. Ich habe sie in einer Schlucht versteckt. Niemand wird sie dort finden. Außerdem will die Sonnenlicht-Liga den Coup erst an dem Tag starten, an dem wir die Erde verlassen. Sie werden erst die Mitglieder des Komitees festnehmen, bevor sie sich mit uns befassen. Wir brauchen nur abzuwarten. Wir lassen ihnen freie Hand, bis sie das Komitee ausgeschaltet haben, und dann greifen wir ein und retten die Erde vor den Marsianern. Gibt es etwas Einfacheres?« Er lachte.
    Paula schaltete das winzige Gerät ab und starrte an die Wand.
    Es paßte alles zusammen. Sie hätte es früher erkennen müssen, zumindest zu dem Zeitpunkt, als Saba ihr sagte, sie müsse bald ihre Wahl treffen und wissen, auf welcher Seite sie stehe.
    Sie starrte an die Wand und überlegte, was sie tun sollte. Es gab nicht viele Möglichkeiten. Die Sonnenlicht-Liga war anscheinend überzeugt, ihren Coup durchziehen zu können, ohne daß sich daraus ein größerer Krieg entwickelte, und Tanoujin glaubte, alles durch einen Gegencoup abfangen zu können. Aber es waren zu viele Faktoren im Spiel, zu viele Verbindungen und Querverbindungen, zu viele Menschen. Der Coup konnte leicht außer Kontrolle geraten wie eine Atomexplosion. Der Konflikt würde erst aufhören, wenn alles andere im System ins Gleichgewicht mit sich selbst gebracht war. Sie verließ das Zimmer und ging in die Bibliothek, in der das Videone stand. Sie rief das Komitee-Büro in New York an.
    Es dauerte lange, bis sie Sybil Jefferson auf dem Bildschirm hatte, oder vielleicht kam es Paula auch nur so lange vor. Ungeduldig stand sie vor dem Gerät und trommelte mit den Fingern gegen den Bildschirm. Das rot-weiße Rufsymbol auf dem grünlichen Schirm verschwand endlich, und Sybil Jeffersons Gesicht

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