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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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sie auch keine wirklichen Menschen, sondern nur die Hülsen von Menschen.«
    Sie goß Milch in ein Glas. Sie war der einzige Anarchist, den er näher kannte.
    »Man muß sich entscheiden«, sagte er. »Du hast deine Entscheidung schon längst getroffen, aber jetzt mußt du für diese Entscheidungeinstehen.«
    »Wovon sprichst du eigentlich?«
    »Die Jefferson und das Komitee haben noch niemals etwas für dich getan. Du, und ich, und Tanoujin, wir gehören zusammen. Fatum, Karma - nenne es, wie du willst. Irgend etwas hat uns zusammengeführt, und wir brauchen einander.«
    »Vielleicht nur ein Zufall.«
    »Es gibt keinen Zufall.«
    Sie fuhr mit dem Handrücken über ihren Mund. »Alles ist Zufall. Man muß nur bereit sein, eine Gelegenheit zu ergreifen.«
    Er schüttelte verzweifelt den Kopf. Sie nahm sich einen Apfel aus der Schale. Was er gesagt hatte, arbeitete in ihrem Gehirn und ärgerte sie. Er versuchte ständig, sie in irgend etwas hineinzuma-növrieren. Sie nahm sich noch einen Apfel und stand auf.
    »Ich gehe schlafen.«
    »Bleib hier und leiste mir Gesellschaft.«
    »Suche Tanoujin, der kann dir Gesellschaft leisten.« Sie ging in den Korridor und stieg die Treppe hinauf.
    Als sie erwachte, war es bereits Sonntag nachmittag. Saba lag nackt und schlafend neben ihr im Bett. Sie stand geräuschlos auf, nahm seinen Gürtel und löste den dünnen Draht von der Schnalle.
    Dann ging sie in die Küche, wo sie den Recorder-Teil versteckt hatte.
    Die Aufnahme war erstklassig. Die Stimmen klangen klar und präzise, und es gab überhaupt keine Nebengeräusche. Sie setzte sich auf die Wiese und hörte zu, wie Saba seine Neffen zusam-mentrommelte.
    »Wo ist Paula?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Kasuk. »Ich habe sie heute noch nicht gesehen.«
    »Falls du sie heute noch sehen solltest, erinnere dich daran, daß sie nichts über Tanoujin erfahren darf.«
    Also war er schon einmal aufgewesen, bevor sie den Draht an seine Gürtelschnalle plaziert hatte. Sie riß ärgerlich eine Handvoll trockenes Gras aus. Die alte weiße Katze des Kochs schlich umher, und ein paar Vögel zeterten aufgeregt in den Ästen der Bäume. Sie hörten mit, wie Saba und ein Mädchen sich bei Halsteads kennenlernten. Sie sprachen kaum miteinander, sie nannten nicht einmal ihre Namen. Es war das Mädchen, das dann den Vorschlag machte, nach draußen zu gehen.
    Eine andere Frauenstimme sagte: »Willst du Hasch rauchen?«
    »Klar«, sagte Saba.
    Junna sagte flüsternd. »Wenn das mein Vater erfährt...«
    »Willst du in den Augen der Mädchen denn wie ein Baby daste-hen?«
    Dann kam das Gespräch mit ihr, über die Schuld, die jeder Mensch an die Allgemeinheit abzutragen hat. Sie streckte sich aus und ließ sich von der milden Nachmittagssonne bescheinen. Die Vögel zeterten noch immer in der Ulme. Auf der anderen Seite des Hauses rief jemand etwas. Sie dachte an David. Sie könnte ihn über das Foto-Relais des Komitees anrufen. Das würde ihm Spaß machen: ein Gespräch von der Erde! Und nur für ihn! Der Ton in dem Gezeter der Vögel änderte sich. Sie hob den Kopf. Tanoujin ging auf die Hintertür des Hauses zu.
    Paula richtete sich auf, ließ die letzten Millimeter des Drahts durchlaufen und löschte dann die Aufnahmen. Tanoujin verschwand im Haus. Sie lief ihm nach, warf das Abhörgerät in eine Küchenschublade und holte ihn ein, als er die Treppe hinaufging.
    »Wo waren Sie die ganze Zeit?«
    Er kämpfte gegen ein Gähnen an. Seine Augenlider waren halb geschlossen. »Ich habe mich im Wald verlaufen.« Am oberen Treppenabsatz trennten sie sich wieder. Er ging nach links in sein Zimmer, sie nach rechts zu Saba, um den Draht wieder in seinen Gürtel zu manipulieren.
    Paula saß mit untergeschlagenen Beinen auf ihrem Stuhl und reinigte ihre Fingernägel mit einem Zahnstocher. Sie hörte Fisher schon seit einer ganzen Weile nicht mehr zu. Er hatte noch zwei andere Marsianer mitgebracht, und die Luft war stickig von den vielen Menschen. Auch Tanoujin machte die Anwesenheit der Marsianer unruhig. Er schlug die Beine übereinander und setzte Sich steil aufgerichtet in seinen Sessel.
    »Ich habe Ihnen schon einige Male erklärt«, sagte Saba zu Fisher, »daß ich nicht hier bin, um mit Ihnen zu reden, sondern mit ihr.« Er deutete mit einem Nicken zum Kopfende des Tisches, wo Sybil Jefferson saß. »Und jetzt halten Sie gefälligst Ihren Mund.«

    Fishers bleiches Gesicht lief gelblich an. Empört wandte er sich an die Jefferson: »Muß ich mir das

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