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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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Reisepapiere vom Dom-Sekretariat haben, darf ich Ihnen keine Tickets verkaufen. Aber Sie brauchen ja nur...«
    Nur Kopf und Schultern der Frau ragten über die Stuhllehne hinaus. Paula schlich sich hinter ihrem Rücken durch die Tür.
    Drei oder vier andere Menschen waren in dem Warteraum auf der anderen Seite der Trennwand. Paula duckte sich zu Boden, um nicht gesehen zu werden.

    »Aber meine Frau ist in Vancouva!« schrie Bunker. »Ich muß einfach hin! Sehen Sie das denn nicht ein?«
    »Ich kann Ihnen leider auch nicht helfen«, sagte die Frau nervös. »Tut mir leid.«
    Bunker spielte sein leidenschaftliches Theater weiter. Die Blicke der Frau waren auf seine wild gestikulierenden Hände gerichtet. Paula schlich sich an den Stuhl der Frau heran und nahm die Geldbörse aus der Handtasche der Marsianerin, die an der Stuhllehne hing.
    Im Korridor vor dem Reisebüro standen marsianische Soldaten und unterhielten sich. Paula schritt rasch an ihnen vorbei, den Kopf gesenkt. Sie trug An Chus Kleider, sogar Schuhe von ihr, die ihre Füße malträtierten. Sie zog die Geldbörse aus der Tasche und nahm ein Zehn-Cent-Stück aus dem Münzenfach. Sie kaufte einen Stündlichen Nachrichtendienst. Die Marsianer kauften belegte Brötchen und Minjis von einem Wagen. Paula ließ ihr Nachrichtenblatt fallen und bückte sich, um es aufzuheben. Dabei klaute sie Brötchen und Minjis von dem unteren Fach des Wagens und stopfte sie in ihre Taschen.
    Der Lautsprecher an der Ecke des Gebäudes plärrte widerlich laut Marschmusik. Sie ging an der Seitenfront des Gebäudes entlang, vorbei an der langen Menschenreihe, die vor dem Eingang des Reisebüros anstanden. Bunker hatte fast zwei Stunden warten müssen, um seine dreiminütige Ablenkungs-Show abziehen zu können. Der Gehsteig war mit weggeworfenen Nachrichtenblättern bedeckt. Sie warf das ihre dazu.
    Bunker holte sie ein. Aus reiner Gewohnheit gingen sie zwanzig oder dreißig Schritte voneinander getrennt. Ein Air-Car surrte über sie hinweg. An seiner Brust trug er den blauen Stern der Regierung. Sie gingen über das verwüstete Land auf das Nikolas-Building zu.
    An Chu steckte die Kerze an. Beide Enden des langen, schmalen Raums blieben im Dunkel. Die kleine Tür, die ins unterirdische Gebäude führte, stand offen, und Paula sah die Rohre und Kanister des Müll-Vernichters in Jennie Morrisons Küche. Die dahinterliegende Wohnung bestand aus nur einem Raum, der kaum größer war als der, den sie daneben in den Boden gegraben hatten.
    Sie hatten einfach ein quadratisches Stück aus der Plastikwand herausgeschnitten, um die Verbindung zu dem geheimen Raum herzustellen. Das Plastikstück stand neben der Öffnung an der Wand. An Chu drückte es wieder in die Öffnung.

    Bunker zog eine Arbeitskarte aus der Geldbörse.
    »Sie haben ja eine«, sagte An Chu. »Wie?«
    »Gestohlen«, antwortete Paula. »Die Marsianer machen es einem sehr leicht. Sie nahm die Brötchen und Minjis aus ihren Jackentaschen und legte sie auf die Liege.
    »Hatjemand eine Lupe?« fragte Bunker. Er nahm ein Brötchen und biß hinein. Paula aß ein Schinken-Minji.
    An Chu holte eine Taschenlupe aus dem Schrank und reichte sie Bunker. Sie schloß die Schranktür, setzte sich auf die Liege und nahm ein Brötchen. »Hm. Kalter Braten. Wunderbar.«
    Während sie aßen, untersuchte Paula die verschiedenen Ausweiskarten in der gestohlenen Geldbörse. Bunker betrachtete die Arbeitskarte durch die Lupe.
    »Die grünen Karten sind für Frauen, die weißen für Männer, stimmt das?«
    »Grün für weibliche Zivilisten, weiß für männliche Zivilisten, blau für das Militär, rot für die marsianischen Bonzen.« An Chu setzte sich neben Paula. Paula entdeckte drei Dollarscheine in der Geldbörse. Sie waren wertlos. Alles Papiergeld war wertlos.
    Es klopfte an die Verbindungstür zur Küche. An Chu kniete sich auf den Boden und hob den eingesetzten Wandteil heraus.
    Jennie Morrison kroch herein. Paula hatte sie bei ihrer ersten Begegnung nur flüchtig gesehen. Sie trug ein hellgrünes Kleid und hatte ihre Arbeitskarte am Kragen festgesteckt.
    »Ich wurde auf dem Weg hierher aufgehalten«, sagte sie. »Sie haben alle Leute durchsucht.« Sie sah die restlichen Minjis auf der Liege. »Ihr habt etwas zu essen!«
    »Reg dich nicht auf.« Paula reichte ihr ein Minji. »Wir sind gerade zurückgekommen.«
    Jennie biß in das Minji. »Ihr habt fast alles allein gefressen. Ich muß den ganzen Tag arbeiten, und ihr sitzt den ganzen Tag

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