Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
Vom Netzwerk:
ausgedrückt. Die Verbindung wurde dann in der linqua franca weitergeführt. Das ist alles, was ich weiß.« Er trat an die nächste Tonne. »Hier, das können Sie brauchen.« Er zog einen alten, dicken Mantel aus dem Müll. Ein Ärmel fehlte.
    Sie aßen, bis sie satt waren, dann gingen sie weiter. Ohne die Bäume wirkte das Land fremd, flach, nackt, verwundbar. Bunker legte ein ziemlich flottes Tempo vor. Es war völlig windstill, und die Luft roch trocken, staubig und bitter. Sie kamen zu einem riesigen Trichter. Ein unterirdisches Bauwerk war hier in die Luft gesprengt worden.
    »So, das war's«, sagte Bunker und hockte sich neben dem Trichter auf den Boden. Wahrscheinlich hatte er hier gewohnt, sagte sich Paula. Sie setzte sich neben Bunker und legte ihm den Arm um die Schultern.
    Er hob den Kopf. »Was soll das?«
    »Finden Sie es nicht tröstlich?«
    »Junior. Der Trost verdirbt den Charakter.«
    Es wurde Tag. Am Ostrand des Doms fielen die ersten Sonnenstrahlen herein. Bunker löste ihren Arm von seiner Schulter. Sie legte die Hand in ihren Schoß.
    Sie verkrochen sich in den Ruinen des unterirdischen Hauses.
    Sie erwachte, als das Sonnenlicht voll in ihr Gesicht fiel. Bunker lag neben ihr. Er hatte ihr das Hemd aufgeknöpft, und eine Hand umfaßte ihre Brust. Sie legte ihm die Arme um den Hals und zog die Knie an. Er wälzte sich auf sie.
    »Das tat gut«, sagte er hinterher. »Ich hatte mir die ganze Zeit geschworen, das erste was ich nach der Flucht tun würde, ist, mal wieder richtig bumsen.«
    Paula sammelte schwarze Schlackestückchen von ihrer Kleidung und aus ihrem Haar. »Wollen wir zusammenbleiben?«
    fragte sie.
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Magst du?«
    Sie setzte sich auf und breitete den Mantel aus, den er für sie aus der Mülltonne geklaubt hatte. Er war fleckig und zerrissen.
    »Für eine Weile schon. Bis wir herausgefunden haben, was hier eigentlich los ist.«
    Er stand auf und zog seine Hose wieder an. Sein Körper war schlank, fast knochig, das Haar auf seiner Brust ergraut wie sein Kopfhaar.
    »Okay«, sagte er, »gehen wir weiter.«
    Bei Tageslicht schien der ganze Dom verändert. Von dem Wald war nichts übriggeblieben, als die Stümpfe der Bäume. Von dem Bergzug östlich des Campus konnte sie bis zum See und den gelblichen Hügeln südlich des Sees sehen. Alles wirkte viel kleiner.
    Viele der Häuser waren gesprengt worden, und Rudel von Hunden streunten umher. Die einzigen Vögel, die sie sah, waren Krähen.
    Tony Andreas Haus war noch bewohnt. Sie verließ Bunker, der eine Abfalltonne am Rand der Wiese durchwühlte, und ging vorsichtig zu der kleinen Seitentür. An der Wand des unteren Treppenabsatzes hing ein großes Poster: HELFT DEM STAAT - HALTET ZU UNS! Daneben war in roter Farbe auf die Wand geschmiert: STREIK! STREIK! STREIK! Eine Frauenstimme rief:
    »Wer ist da?« Paula verdrückte sich eilig.
    Sie erinnerte sich an An Chus Nachricht und ging zum Nikolas Building. Es lag unter der Erde. Sie zögerte etwas, bevor sie das Gebäude betrat, das so wenige Ausgänge hatte. Schließlich aber nahm sie ihren Mut zusammen und ging hinein. Sie fand die Etage, auf der An Chu wohnte, aber sie hatte die Nummer des Apartments vergessen. Neben dem Lift hing eine Tafel mit den Namen der Bewohner. Sie stand davor und las die Namen mehrere Male, ohne An Chus Namen entdecken zu können. Als sie es noch einmal versuchte, sagte eine Frauenstimme: »Kann ich Ihnen helfen?«
    Sie fuhr herum. Es war eine große, dunkelhaarige Frau, zu braun, um eine Marsianerin zu sein. Paula schluckte. »Ich suche An Chu.«
    »Wen?«
    Plötzlich bekam sie Platzangst. Sie fuhr herum und lief den Korridor entlang.
    »Warten Sie doch!«
    Paula traute sich nicht, auf den Lift zu warten. Sie lief bis zum anderen Ende des langen Flurs, wo sie die Treppe bemerkt hatte, und hetzte sie hinauf.
    Sie gingen am Ufer des austrocknenden Sees entlang. Am anderen Ende des Sees schien eine Art Abgrenzung zu sein, die den Dom in zwei Hälften teilte. Südlich von dieser Grenze stand nicht ein einziges Haus mehr. Da und dort sah sie noch ein paar Bäume, aus deren Zweigen gerade die ersten Blätter sprossen. Das Seeufer war mit trockenem Kraut bedeckt. Sie sah kein einziges Tier.
    Erst kurz vor Dunkelwerden lief ihnen ein brauner Hund über den Weg und folgte ihnen.
    »Dick.«
    »Ich habe ihn gesehen. Geh du dort entlang.« Er deutete nach rechts.
    Sie trennten sich. Der Hund folgte Paula. Sie ging am Ufer entlang und

Weitere Kostenlose Bücher