Wandernde Welten
blickte die Frau entgeistert an.
»Hallo, Cam«, sagte Paula.
»Oh, Paula«, antwortete Cam Savenia kühl. »Sie sehen sehr gut aus.« Sie wandte sich Newrose zu. »Hallo, Alvers. Ich habe gehört, daß Sie hier sind, um über eine Unterwerfung zu verhandeln.«
Newrose räusperte sich. »Ichbin nicht... Wir haben noch nicht abgesprochen, über was wir verhandeln werden.«
»Natürlich über die Unterwerfung«, sagte Cam Savenia irritiert. »Was könnt ihr denn sonst tun? Die Stythen sind uns genetisch überlegen und deshalb unsere naturgegebenen Herren. Das ist der Wille der Vorsehung. Was also können wir tun, als ihn zu befolgen?«
Paula lehnte sich zurück. Newrose kratzte sich verzweifelt an der Nase. »Sie scheinen Ihre Einstellung sehr gründlich geändert zu haben, Dr. Savenia.«
»Ich habe nur meine Fehler erkannt.«
Tanoujin sagte in der lingua franca: »Dr. Savenia, Sie können sich ein wenig um Newrose kümmern, solange er hier auf Luna ist.«
»Danke, Akellar. Das tue ich gern.«
Saba wandte sich an Paula: »Sage ihm, daß wir ihn später noch einmal rufen lassen werden.« Er wandte sich hinter Paulas Rücken zu Tanoujin. »Kannst du ihn erreichen? Was denkt er?«
»Nein. - Nur zu Anfang, als er die Tote sah, waren seine Gedanken so deutlich wie ein scharfer Geruch.«
Ketac und Marus führten Newrose und Cam Savenia hinaus.
Paula stützte das Kinn in die Hände und dachte nach.
Sie fuhr mit dem Lift zur Mondoberfläche hinauf. In einem uralten Beobachtungsraum, der außerhalb des künstlichen Gravitätsfeldes lag, blickte sie zur Erde hinauf, bis Newrose kam, um mit ihr zu sprechen.
Cam Savenia begleitete ihn. Newrose setzte sich Paula gegenüber an den Tisch. Paula sagte: »Sie können jetzt gehen, Cam.«
»Der Akellar...«
»Dies ist keine Besprechung des Akellar.«
»Wie Sie wünschen«, sagte Cam Savenia und verließ den kleinen Raum. Paula hörte ihre Schritte auf der nach unten führenden Treppe.
»Sie erzählt ihm alles«, sagte Paula. »Sogar das, was sie vergißt.«
»Sie scheinen Rätsel zu mögen.« Newrose öffnete seine Briefmappe und legte sich einen Notizblock und mehrere Styli zurecht.
Paula nahm die kleine Tasche, aus der er die Styli gezogen hatte, und öffnete sie. Auf der Innenseite war ein knopfgroßer Sender befestigt, von dem ein kurzes Stück Draht heraushing. Sie löste ihn mit den Fingernägeln und schob Newrose die Tasche wieder zu. Er wirkte bedrückt. Seine kurzen Finger trommelten nervös auf die Tischplatte.
»Was ist mit Dr. Savenia geschehen?« fragte er.
»Nichts, was sie sich nicht selbst angetan hat.« Paula stützte die Unterarme auf den Tisch. Hören Sie zu, Newrose, Sie brauchen jetzt den Frieden. Wenn dieser Krieg weitergeht, wird die Sonnenlicht-Liga uns alle vernichten.«
»Sie sprechen immer nur von der Liga. Was ist denn mit den Stythen? Sie scheinen doch wirklich Experten im Zerstören zu sein.«
»Das hängt doch allein von Ihnen ab, nicht wahr?« Sie griff nach seinen Styli. »Sie scheinen einen günstigen Augenblick erwischt zu haben. Sie scheinen willens zu sein, den Krieg zu beenden, bevor sie so viele Gefangene machen, daß ein Uberangebot an Sklaven eintritt.«
»Sklaven«, sagte er steif.
Sie malte mit dem Stylus Punkte auf die Tischplatte und verband sie mit den Linien. »Ich hoffe, Sie werden dagegen nicht aus Prinzip Protest einlegen, Newrose. Schließlich hatten Sie während des ganzen Krieges Arbeitslager auf der Erde.«
»Ich kann einfach nicht glauben, daß Sie auf der Seite der Stythen stehen, nach allem, was sie auf Ihrem Planeten angerichtet haben.«
»Und deshalb sollte ich Sie unterstützen?« »Wir sind doch von der gleichen Art«, sagte er ernsthaft.
»Von der gleichen Art...« Sie blickte auf ihre sinnlosen Krakel.
»Auf welcher Seite stehen Sie eigentlich?«
Sie hob den Kopf. »Haben Sie Richard Bunker gekannt?«
»Natürlich.«
»Und Sybil Jefferson?«
»Selbstverständlich.«
»Auf deren Seite stehe ich.«
»Aber die sind tot.«
»Deshalb stehe ich ja auf ihrer Seite.«
»Schon wieder ein Rätsel.«
»Ich bin ihr Zeuge«, sagte sie. »Ich bin der letzte Zeuge der Vorgänge auf der Erde, die Sie vergessen haben, und die die Stythen vergessen wollen.« Ihre Hände zitterten. Sie preßte sie flach auf die Tischplatte.
»Aber Sie arbeiten für die Stythen«, sagte Newrose.
Sie lächelte. »Ich habe gelernt, meinen Feinden zu vergeben.«
Sie hielt noch immer den Minisender in der Hand, der wie ein
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