Wandernde Welten
Paula.
»Ich glaube Ihnen kein Wort.« Lore Smythe trat zurück. »Diese Barbaren sind nicht so raffiniert.«
»Wir sind hier auf Luna«, erinnerte sie Paula und wandte sich zu ihr um, mit auf den Rücken gefesselten Händen. »Jeder Raum wird überwacht.«
»Eigentlich sollte ich Sie töten«, sagte Lore Smythe. »Sie haben uns eine Menge Schwierigkeiten gemacht.«
»Sie meinen der Sonnenlicht-Liga.«
»Stimmt.«
»Sie wissen sicher, daß Dr. Savenia hier ist?« Es kostete sie ihre ganze Willenskraft, nicht zu Saba hinüberzusehen. Verzweifelt versuchte sie, das Gespräch in Gang zu halten. »Aber ich bezweifle, daß Sie sie wiedererkennen.«
»Die werde ich auch mitnehmen«, sagte Lore Smythe. »Und Sie können auch am Leben bleiben, wenn Sie mitspielen.«
»Lieber sterben.«
Das rothaarige Mädchen preßte ihr die Mündung der Pistole unter das Kinn. »Sie halten sich wohl für verdammt stark.« Der Pistolenlauf drückte ihr Kinn nach oben.
»Sie würden Cam wirklich nicht wiedererkennen!« Ihre angespannten Halsmuskeln schmerzten beim Sprechen. Ihre Arme schmerzten von den Daumen bis zu den Schultern. »Sie hat eine Gehirnwäsche hinter sich. Sie ist...«
Saba saß jetzt auf den Knien. Das rothaarige Mädchen hörte ein leises Geräusch hinter sich und fuhr herum. Paula sprang sie an, als sie die Waffe auf Saba richtete. Mit einem klatschenden Geräusch fuhr der Giftpfeil in den Fußboden. Saba taumelte auf die Füße. Lore Smythe schüttelte Paula ab und richtete die Waffe erneut auf Saba. Paula rammte sie mit der Schulter. Wieder hörte sie das ploppende Geräusch des Abschusses. Lore schlug ihr die Handkante an den Hals, und sie ging zu Boden. Aber bevor Lore sich umdrehen konnte, rammte Saba sie mit der Schulter.
Die Pistole flog ihr aus der Hand und segelte in hohem Bogen quer durch den Raum. Paula kroch auf den Knien auf die Waffe zu. Saba war noch immer halb bewußtlos. Er stolperte, und Lore Smythe sprang zurück. Sie lief auf die Pistole zu. Paula ließ sich mit dem Bauch auf die Waffe fallen. Keuchend versuchte Lore, Paula von der Waffe zu wälzen. Saba torkelte auf sie zu. Lore erkannte die Gefahr zu spät. Als sie dem Rammstoß seiner Schulter ausweichen wollte, riß der Stythe sie zu Boden und fiel mit seinem ganzen Gewicht auf sie.
Paula drehte sich auf die Seite, zog die Beine an und führte sie zwischen ihren gefesselten Händen hindurch. Jetzt konnte sie sich wenigstens etwas freier bewegen.
Lore Smythe lag noch immer reglos auf dem Rücken. Saba versuchte sich aufzurichten und schüttelte benommen den Kopf.
Paula trat zu ihm und half ihm aufzustehen.
»Was ist eigentlich passiert?« fragte er benommen.
»Du bist ein Champion.« Der abgebrochene Glaspfeil steckte noch in seiner Brust. Auf dem Hemd war ein feuchter Fleck. »Ich vergebe dir jede Gemeinheit, die du jemals begangen hast. Wie fühlst du dich?«
»Ich fühle...« Er schüttelte den Kopf. »Sie hat auf mich geschossen.«
»Auf mich wollte sie auch schießen, aber bei mir wäre es für immer gewesen. Hast du eine Schere hier?«
Er blinzelte sie an. Sie hob ihre Hände, und er starrte auf die Daumenfessel. Er deutete mit einer Kopfbewegung auf das Bad.
Sie ging hinein. Auf der Glasplatte unter dem Spiegel lag eine Na-gelschere. Als sie ins Schlafzimmer zurückkam, hämmerte eine Faust gegen die Tür.
»Prima!« Es war Ketac.
»Alles in Ordnung«, rief Paula zurück. »Dreh dich um.« Sie trat hinter Saba. Die Scherenblätter waren zu kurz und zu schwach für das harte Material. Sie begann mit einer Klinge daran zu sägen.
»Sie hat auf mich geschossen?« fragte er.
»Mit einem Betäubungspfeil. Sie gehört zur Sonnenlicht-Liga.«
»Paula!« brüllte Ketac. »Lassen Sie mich hinein!«
Saba wandte den Kopf zur Tür. »Bleib draußen, verdammt noch mal!«
Paula stöhnte vor Anstrengung, als sie sich abmühte, die Hartplastik mit dem kleinen Scherenblatt zu zerschneiden. Sie hatte es erst zur Halte geschafft. »Sie wollte dich auf den Mars verschleppen. Als Geisel, vermute ich. Cowboyspielerei. Alle Faschisten sind hoffnungslose Romantiker.« Sie sägte weiter.
Lore Smythe stöhnte. Saba spannte die Muskeln an, und die halb durchtrennte Daumenfessel zerbrach. Auf Händen und Knien kroch er zu dem marsianischen Mädchen.
»Nicht«, sagte Paula. »Heb sie dir für eine Vernehmung auf.«
Er schüttelte den Kopf, umspannte die Kehle der Frau mit beiden Händen und erwürgte sie. Als sie tot war, trat er wieder zu
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