Wandernde Welten
Paula und befreite sie von ihrer Fessel.
»Dieser verdammte Newrose.« Er riß ihre Hände auseinander.
»Ich habe doch gesagt, daß er ein falscher Hund ist.«
»Er hat nichts mit der Sache zu tun.«
Er wollte sich an die Brust fassen. Sie hielt seine Hand fest.
»Vorsichtig. Da steckt noch ein Ende von der Glasnadel drin.«
Er fuhr mit der Hand über die Augen und schüttelte den Kopf.
»Ich traue dem Faschistenhund trotzdem nicht.«
»Sei nicht dumm, Saba. Jetzt haben wir ihn am Haken. Mit dieser Sache können wir ihn unter Druck setzen.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Du wirst es schon verstehen, wenn du wieder ganz aufgewacht bist.«
Lore Smythe lag auf dem Tisch, mit einer roten Decke zugedeckt.
Paula setzte sich auf einen der drei Stühle, die vor dem Tisch standen, den Rücken der Leiche zugewandt. Das einzige Licht in dem Raum kam aus zwei Deckenleuchten in der Nähe der Tür, und dieser Teil lag im Dunkeln. Die Stythen schritten wie Schatten an ihr vorbei. Tanoujin trat hinter sie an den Tisch und zog die Decke zurück.
»Warum haben Sie sie getötet?«
»Das war Saba.«
Ketac und David traten hintereinander herein, und Ketac sagte förmlich: »Der Prima.« Saba kam ins Zimmer, und David rückte einen Stuhl für ihn zurecht.
»Ich sage dir, dieser Marsianer will uns aufs Kreuz legen.« Er setzte sich. »Die ganze Sache ist sinnlos.« Ketac und David stellten einen kleinen Tisch neben ihn, brachten eine Tasse, löschten eine Lampe, deren Schein ihm direkt in die Augen fiel, und schalteten eine andere an. Junna kam herein, um Tanoujin zu bedienen.
Der riesige Stythe ging im Raum auf und ab, die Hände in die Hüften gestemmt. »Falls er wirklich nichts von diesem Anschlag weiß, können wir damit vielleicht etwas aus ihm herausholen.«
Und selbst, wenn Newrose davon gewußt haben sollte, konnte man Lore Smythe als Werkzeug benutzen. Aber Paula hoffte, daß er nichts davon wußte. Sie begann sich Wege zu überlegen, wie sie die Stythen dazu bringen könnte, die Verhandlungen mit ihm durchzuführen, selbst wenn er den Anschlag selbst geplant haben sollte. Tanoujin ging an der Wand auf und ab. Saba sagte: »Setz dich endlich hin. Du machst mich nervös.«
Tanoujin blieb bei der Schalttafel stehen und drückte einen der Knöpfe ein. Die ganze Wand leuchtete auf, ein riesiges Illusionsbild von einer mondbeschienenen Klippe, an deren Fuß die Wellen des Ozeans anbrandeten.
»Wir brauchen auch Geräusche«, sagte Paula.
Er drückte auf einen anderen Knopf, und man hörte das Rauschen der Brandung.
»Was ist das?« fragte Saba.
»Diese Leute leben in einer Phantasiewelt«, sagte Tanoujin. Er ging durch den Raum zu seinem Stuhl.
»Wo ist Newrose?« erkundigte sich Paula bei Ketac.
»Im Nebenzimmer.«
»Er soll warten«, sagte Saba.
Tanoujin streckte sich auf seinem Stuhl aus. »Alles auf Luna ist Imitation«, sagte er, »genau wie auf Mars. Sie haben die Erde verlassen, sie aber in ihren Köpfen mitgenommen. Sie haben nirgends etwas wirklich Neues geschaffen. Aber sie haben die Erde auch vergessen. Als sie zurückkamen und sie eroberten, wußten sie nicht einmal mehr, wie man dort lebt. Sie haben Ihre Stadt aus reiner Dummheit zerstört, weil sie nicht wußten, wie sie funktioniert.«
Paula kaute an ihren Fingernägeln. Jetzt hing alles von Newrose ab. »Eure Lebensweise ist doch auch nur eine Illusion, genau wie die ihre.«
Saba schnaubte verächtlich durch die Nase. »Aber die meine funktioniert.«
»In deiner Vorstellung«, sagte Paula.
Saba gab Ketac einen Wink. »Hole Newrose herein.«
»Sie brauchen eine Schaufel«, sagte Tanoujin zu Paula. »Es gibt nur ein Gesetz.«
»Es gibt überhaupt kein Gesetz.« Sie stand auf und blickte zu der Tür, durch die Newrose eintreten mußte. »Sie glorifizieren Ihren Aberglauben zu Gesetzen, genau wie die Marsianer.«
Newrose trat herein, gefolgt von Ketac. Paula sagte zu ihm in der lingua franca: »Der Prima hat Sie in einer sehr ernsten Angelegenheit herbitten lassen.«
Er trat auf sie zu, blinzelte in dem trüben Licht und blickte Paula an. »Dann frage ich mich, warum man mich fast dreißig Minuten lang hat warten lassen.«
»Ich warne Sie«, sagte Paula hart. »Alles, was Sie hier sagen, könnte gegen Sie ausgewertet werden. David, schalte das Licht ein.« Sie deutete auf die Lampe, die über dem Tisch hing. »Kommen Sie her, Newrose.«
Er trat an Sabas Stuhl vorbei zum Tisch, einen unwilligen, fragenden Ausdruck im Gesicht. Die
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