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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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sich eine von einem französischen Offizier begleitete Deputation der Bürgerschaft melden, welche der General von York auch empfing. Alles harrte neugierig des Ausganges der Unterredung.
    Endlich kam es zur Kapitulation und speziell unsere Brigade, die jetzt vom Prinzen Wilhelm geführt wurde 48 , rückte tags darauf in die Reimser Vorstadt ein, wo man (wie am Abend vorher in der Vorstadt St. Mihiel) volle Champagnerkeller fand und die schäumende Flüssigkeit, die man für Weißbier hielt, gierig hinunterstürzte. Die Folgen blieben nicht aus, und unter einem wilden Gejauchze drang man endlich in die Stadt selber ein.
    Am 6. Februar sollte der Marsch in der Richtung auf Montmirail fortgesetzt werden. Die 8. Brigade blieb in Chalons. Mit ihr unser Regiment. Hier sollte nunmehr dem Champagnerrausch eine sehr unangenehme Ernüchterung folgen; General von York ließ nämlich um zehn Uhr vormittags Generalmarsch schlagen und die Truppen bis nach eingetretener Dunkelheit beim ärgsten Regen unter dem Gewehr stehen.
    Mitte Februar war die ganze Blüchersche Armee im »Lager von Chalons« vereinigt; sie zählte jetzt, nachdem auch General von Bülow eingetroffen war, vier Korps. Am 18. brach man auf. Es ging auf Paris.
    Unter Gefechten wurde Laon erreicht. Am 9. März früh nahmen die Korps der Blücherschen Armee die durch das Terrain gebotene Aufstellung, das Yorksche Korps in zwei Treffen. Man hörte die Schlacht auf dem rechten Flügel, dem Yorkschen Korps gegenüber aber zeigte sich kein Feind. Endlich nachmittags vier Uhr erschien Marschall Marmont auf der Straße von Reims. Die Batterien begannen ihr Spiel und gegen Abend kam Befehl zum Angriff. Prinz Wilhelm, der jetzt eine Division führte, ging im Sturmschritt gegen das brennende Dorf Athies vor, das Bataillon Borcke mit seinen Schützen in der Front. Es ward immer finsterer; nur das flammende Athies, die auflodernden Biwakfeuer, die brennenden Lunten bei den in Position gebliebenen feindlichen Kanonen und die Sterne leuchteten. Unser Bataillon Blücher folgte links dem Bataillon Borcke; beide drangen in die nordwestliche Ecke des Dorfes ein, stießen erst auf Tirailleure, dann auf Massen. Kein Schuß fiel, aber unter Trommelschall und Hurraruf stürzte man auf den Feind. Rechts weithin, immer ferner und ferner, antworteten andere Bataillone des Prinzen sowie der Division Horn und des Kleistschen Korps im wilden Echo. Der überraschte Feind floh im wilden Durcheinander. Man fand neben den eingestürzten Balken der brennenden Häuser die kurz zuvor erst aufgesetzten Feldkessel. Einzelne Abteilungen suchten sich hinter Hecken und Gartenmauern zu retten und schossen aus ihren Verstecken hervor. Aber zu ihrem Unheil. Sie wurden aufgespürt und über den Haufen gerannt. Der Mond ging auf und goß seine Streiflichter, gemischt mit denen des brennenden Dorfes, auf ein kurzes aber wildes Handgemenge; der fliehende Feind, seines Weges unkundig, war ohne Wissen und Wollen in unsere Bataillone hineingeraten. Eine Meile weit ging die Verfolgung.
    Nach diesem Tage (9. März) hatte man auf ein rasches Vorwärts gerechnet. Aber es unterblieb und man ging bis in das Biwak bei Athies zurück. Erst am 18. kam wieder Bewegung in den großen Heerkörper. Eine Woche später empfand jeder: nun geht es wirklich auf Paris, und am 19. standen die Spitzen unserer Armeen angesichts der französischen Hauptstadt. Das Yorksche Korps hatte beim Vormarsch die Tete gehabt, die ihm zukam, denn bei ihm war der eigentliche Ernst des Krieges.
    So kam der 30.
     
    Schlacht vor Paris, 30. März
     
    Schon um sechs Uhr hörte man Kanonendonner von Pantin und Romainville her, und um zehn Uhr stand die Avantgarde des Yorkschen Korps in Höhe von Pantin. Eine feindliche, hinter der Meierei Le Rouvray stehende Batterie beherrschte die Straße, darauf wir anrückten, und unser Musketierbataillon Blücher wurde zur Unterstützung der Avantgarde vorgezogen. Im Laufschritt, um dem Kartätschfeuer der bei Le Rouvray feuernden Batterie möglichst zu entgehen, ward eine eiserne, über den Ourcqkanal führende Brücke passiert und Le Rouvray selbst von unserem Bataillon Blücher besetzt, während andere Bataillone in Pantin einrückten. Die feindliche Batterie ging zurück. Mit ihr verschiedene Bataillone, die bis dahin die Position gehalten hatten.
    In diesem Augenblick erhielt Major Blücher Befehl, dem sich zurückziehenden Feinde zu folgen. Aber dieser war minder erschüttert, als man diesseits erwartet

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