Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Regiment mit, ohne in das Gefecht selbst mit verwickelt zu werden. So schritt man auf Leipzig zu, dem blutigen Tage von Möckern entgegen.
Die Schlacht bei Möckern, 16. Oktober
Napoleon, von dem Heranrücken der schlesischen Armee unterrichtet, stellte derselben das 6. Korps unter Marmont entgegen. Marmont lehnte seinen linken Flügel an Möckern und die Elster, den rechten an den Rietschkebach bei Eutritzsch. Der linke Flügel war der strategisch wichtigere, weil er die nächste Straße nach Leipzig deckte. Um Dorf Möckern und die hart daneben gelegene Höhenposition drehte sich denn auch recht eigentlich der Kampf. Hier setzte das Yorksche Korps seine beste Kraft ein, speziell auch unser Regiment. Das 2. Bataillon focht in der Avantgarde, und war unter den Truppen, die Dorf Möckern nahmen und behaupteten. Das 1. und 3. Bataillon aber richteten, wie das Gros des Korps überhaupt, ihre Angriffe gegen die östlich vom Dorf gelegene Höhe von Möckern. Über beide Kämpfe ein kurzes Wort.
Das 2. Bataillon im Dorfe Möckern
Alle Häuser und Scheunen waren verrammelt und mit Schießscharten versehen; die Tirailleurs prallten ab. Jetzt wurden unsererseits vier Bataillone zum Angriff vorgezogen.
Unser 2. Bataillon und ein Landwehrbataillon hatten die Tete. Der Feind, sechs Bataillone stark, stand hinter den Ziegelscheunen des Dorfes. Trotzdem avancierten die Unsern bis auf hundertundfünfzig Schritt und wechselten Bataillonssalven mit dem Gegner. Nunmehr ging dieser zum Angriff über und unser 2. Bataillon mußte zurück. Inzwischen aber waren die Bataillone der zweiten Linie nachgerückt, und mit diesen vereint gingen wir aufs neue gegen Möckern vor. Das Dorf wurde mit dem Bajonett genommen, verloren und wieder genommen. Ein Häuserkampf folgte. Chaotisches Getümmel. Alle Bataillone, die hier vorgegangen waren, fochten aufgelöst durcheinander.
Das 1. und 3. Bataillon
gegen die Höhe von Möckern
Gegen die östlich vom Dorf gelegene Höhe von Möckern waren inzwischen die Brigaden Steinmetz und Karl von Mecklenburg avanciert. Die Bataillone fielen rottenweise. Jetzt erging Befehl auch an die Brigaden Horn und Hünerbein, sich von Lindenthal aus (das sie vorher besetzt hatten) rechts zu schieben und bei Wegnahme der Höhe von Möckern mit einzugreifen. Eine allgemeine Begeisterung ergriff die Gemüter; Generale, Offiziere, Soldaten, alle waren von dem Gedanken beseelt, daß hier nur zwischen Sieg und Tod zu wählen sei. Unser 1. Bataillon drängte mit anderen aus der zweiten in die erste Linie vor, die feindliche Stellung wurde durchbrochen und Viereck auf Viereck niedergemacht. Leutnant und Adjutant des 3. Bataillons von Johnston 47 zeichnete sich hierbei durch glänzende Bravour aus, und Leutnant Goßler vom 1. Bataillon folgte, wiewohl verwundet, mit seiner Schützenabteilung dem weichenden Feinde.
Diesem jungen Offizier – später Oberst und Kommandant von Schweidnitz – verdanken wir eine glänzende Schilderung des Tages von Möckern, soweit unser Regiment in Betracht kommt.
»Die Reveille am 16. Oktober brachte uns die Gewißheit, daß es heute zur Schlacht kommen werde. Es war ein feierlicher Morgen. Gewehr und Munition wurden nachgesehen und letztere kriegsmäßig ergänzt. Jeder brachte sein Bindezeug in Ordnung, und alles Überflüssige (namentlich Karten) wurde fortgeworfen.
Es war schon voller Tag, als das Korps gegen Leipzig aufbrach; wir hatten vollständig abgekocht. Die Gewehre wurden beim Antreten geladen. Anfänglich bewegten wir uns in der gewöhnlichen Marschordnung; als es aber das Terrain neben der großen Straße zu gestatten begann, formierten wir Angriffskolonne, was unser Vorgehen gegen die Höhen von Möckern beschleunigte. Bald gerieten wir in ein heftiges Granatfeuer, avancierten aber bis zu einer Terrainfalte, wo wir vor den feindlichen Wurfgeschossen einigen Schutz fanden, und während eines kurzen Haltens Atem schöpfen und unsere schon etwas gelichteten Rotten wieder voll machen konnten. Eine Kanonenkugel schlug hier in unser 1. Bataillon und tötete den Sekondeleutnant Knopki, mit dem ich mich kurz vorher wegen seines reglementswidrigen Platzes in der Kolonne gestritten hatte. Er usurpierte den Platz, der mir zukam, und wurde dafür statt meiner mit dem Tode bestraft. Ich habe mich darüber lange nicht beruhigen können.
Als für uns der Moment zum ersten Bajonettangriff gekommen war, stiegen unsere Stabsoffiziere vom Pferde, und nun hörte
Weitere Kostenlose Bücher