Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
hatte, kam zum Stehen und empfing die Nachstürmenden mit mehreren Salven. Gleichzeitig eröffnete eine jenseits des Kanals aufgefahrene Batterie ihr Feuer gegen die Unseren und so in Front und Flanke zusammengeschossen, blieben im Nu 210 von 343 Mann. Fast zwei Drittel also waren tot oder verwundet. Der Rest, zurückeilend, suchte das schützende Vorwerk (Meierei Le Rouvray) zu erreichen. Der Feind nach. Da rafften Hauptmann von Rathenow und Leutnant von Johnston ein paar Gruppen Fliehender zusammen, warfen sich den Verfolgern entgegen und retteten dadurch die Meierei. 49
    Das andere Bataillon unseres Regiments, Major von Borcke, nahm nur mit einem Schützenzuge an den mehr nördlich sich hinziehenden Kämpfen teil und hatte geringe Verluste.
    Tags darauf, am 31. März, war »Einzug in Paris«. Linie und Landwehr blieben bekanntlich davon ausgeschlossen. Unsere Bataillone besetzten an diesem Tage die Barrieren de l'Etoile und du Bassin.
    Am 30. Mai Friedensschluß. Bald darauf Rückkehr der Truppen in die Heimat.
     
    Das 24. Infanterieregiment
     
    1815
     
    Unser Regiment – damals noch unter seinem alten Namen: 12. Reserve-Infanterie-Regiment – war am 8. Juli 1814 in die ihm zugewiesene Garnison Luxemburg eingerückt. Major von Laurens, von seiner Verwundung hergestellt, übernahm wieder das Kommando. Nicht eben zum Vorteil des Regiments wurden viele Rheinländer eingestellt, was sich jetzt, nachdem sie aus »Muß-Preußen« längst zu loyalen Alt-Preußen geworden sind, ohne besonderen Anstoß sagen läßt. Sie wollten damals keine guten Preußen sein.
    Die Reorganisation war nur erst oberflächlich beendet, als eine kurze Meldung das Friedenswerk unterbrach: »Napoleon zurück von Elba!« Also wieder Krieg. Am 27. Mai 1815, verließ unser Regiment – das seit dem 1. Mai letztgenannten Jahres den Namen 24. Infanterie-Regiment führte – Luxemburg und marschierte in die Niederlande hinein, um seine Stellung innerhalb der 1. Brigade des I. Korps einzunehmen. Die Stärke des Regiments belief sich, alles in allem, auf etwa 2200 Mann und zwar: 1. Bataillon 21 Offiziere und 717 Mann, 2. Bataillon 19 Offiziere und 727 Mann, Füsilier-Bataillon 20 Offiziere und 694 Mann, Summa 60 Offiziere und 2138 Mann.
    Die 1. Brigade, General von Steinmetz, bestand aus dem Brandenburgischen Infanterieregiment Nr.12, und dem 24. Regiment und dem 1. Westfälischen Landwehrregiment. Dazu das 6. Ulanenregiment und eine Fußbatterie. Am 7. war Revue der Brigade, am 8. Vorlesung der Kriegsartikel, am 9. kündigte sich der Feind an, aber sein Erscheinen verzögerte sich. Am 14. Aufstellung auf der großen Straße nach Binche; am 15. fanden bereits einzelne Rencontres statt. So kam der Tag von Ligny, der auch unserm Regiment erhebliche Opfer auferlegte.
     
    Ligny, 16. Juni
     
    Napoleon stand bei Fleurus mit vier Korps: Grouchy, Gérard, Vandamme und den Garden, Blücher eine Meile weiter nördlich, hart links an der von Fleurus auf die Chaussee Brüssel-Namur führenden Straße. Er hatte nur drei Korps zur Hand; das vierte Korps (Bülow) war noch zurück. Im Vertrauen auf die Unterstützung Wellingtons – die später, nach Lage der Sache, ausbleiben mußte – nahm er die Schlacht an. Diese hat man sich einigermaßen ähnlich vorzustellen wie die Schlacht bei Vionville: drei an einer Chaussee liegende stark besetzte Dörfer, gegen die sich von Süden her drei Angriffskolonnen richten. Was am 16. August 1870 die Dörfer Mars la Tour, Vionville und Rezonville waren, das waren am 16. Juni 1815 die Dörfer St. Amand, Ligny und Sombreffe. Gegen die rechten Flügeldörfer geschah an beiden Tagen nichts Erhebliches; wie sich der eine Tag bei Mars la Tour und Vionville entschied, so der andere bei St. Amand und Ligny.
    St. Amand, Ligny, Sombreffe – so folgten die Dörfer einander von West nach Ost. Da wir mit Front gegen Süden standen, von wo Napoleon angriff, so war St. Amand unser rechter, Sombreffe unser linker Flügel; Ligny Zentrum.
    St. Amand war durch das Zietensche, Ligny durch das zweite, Sombreffe durch das Thielemannsche Korps besetzt.
    Um zwei Uhr ging Napoleon vor. Vandamme, französischer linker Flügel, gegen St. Amand, Gérard, Zentrum, gegen Ligny, Grouchy, französischer rechter Flügel, gegen Sombreffe. Nach mehrstündigem Hin-und Herschwanken entschied sich der Kampf dadurch, daß Napoleon, die Garden zur Unterstützung Gérards vorziehend, mit diesen unser Zentrum bei Ligny durchbrach. Blücher, sich an die Spitze

Weitere Kostenlose Bücher