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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Befähigung waren gut, aber er hütete sich auch, sein Licht unter den Scheffel zu stellen, und wer dies Licht dennoch nicht sehen wollte, der war sein Feind. Das Oberhaupt dieser rathsherrlichen Körperschaft war Bürgermeister v. Schultz, früher Offizier in dem in Ruppin garnisonirenden Infanterie-Regiment.
    So war der Magistrat. Neben diesem aber gab es auch freiere, natürlich in beständiger Fehde mit- und untereinander lebende Gemeinschaften, die Capulets und Montecchi's von Ruppin, von denen jene die Gruppe der Haus-, diese die Gruppe der Ackerbesitzer bildeten. Unter den Capulets der Hausbesitzer (nur dieser einen Gruppe sei hier in Kürze gedacht) ragten zwei hervor: zunächst der Sattlermeister Rosenhagen, ein Greis von über achtzig, der aus verschiedenen Gründen als ein Orakel galt. 1789 war er in Paris gewesen und hatte den Bastillensturm miterlebt, weshalb er – wohl mit sehr fraglichem Recht – der ›Bastillenstürmer‹ hieß. Es paßte dazu, daß seine beiden Söhne sich in Frankreich niedergelassen hatten; er selber trug sich französisch, in der Tracht des vorigen Jahrhunderts. – Neben ihm, auch aus der Gruppe der Hausbesitzer, und von ähnlicher Bedeutung wie Rosenhagen, wenn auch nicht voll so wichtig, stand Schmiedemeister Krausnick, der sich auf den Philosophen hin ausspielte. Von ihm hieß es, daß er die sämmtlichen Bände des Allgemeinen Landrechts besessen habe, was auf seine Mitbürger derartig wirkte, daß seine juristische Befähigung außer Zweifel war.
    Hausbesitzer und Ackerbesitzer waren zwei große Körperschaften außerhalb des Rahmens der eigentlichen Stadtregierung, während eine mit der Stadtforstverwaltung betraute Bürgergruppe, deren nebenherlaufende Zugehörigkeit zu der einen oder andern der großen Körperschaften unerörtert bleiben mag, schon mehr innerhalb des Regierungsrahmens stand. Es waren ihrer zwölf. Vorsitzender war der schon als Magistratsmitglied genannte Kürschnermeister Emden, ein ordentlicher, einsichtsvoller Mann, dem Drechslermeister Krengemann als ›Sachverständiger‹ beigegeben war. Der wußte von Wald und Forst zu reden, daß es eine Freude war, und wenn Gott für den ausgestreuten Kiefernsamen rechtzeitig Regen und Sonnenschein schickte, so bewies sich unser ›Sachverständiger‹ auch als Sachverständiger commeil-faut. Blieb aber der liebe Gott aus, ja, wo blieben da Krengemann und seine Fichten! Neben Krengemann lagen dem Schuhmacher Lehmann die vorzunehmenden ›Culturarbeiten‹ ob und er unterzog sich dieser Aufgabe mit einer fast ans Krengemannsche grenzenden Wald- und Forst-Weisheit. Von ähnlicher Bedeutung oder auch von größerer – weil er das Amt eines Kassen-Rendanten verwaltete – war Schlosser Grunow, ein wohlhabender, kinderloser Mann, bei dem die 800 Thaler, die nach stattgehabter Holz-Auktion den jedesmaligen Höhepunkt der Kasse bildeten, wenigstens schloßsicher lagen. Im übrigen war sein Kopf so zäh wie das Eisen, das er schmiedete. Vieler Ehren war er theilhaftig und als er auch noch Schützenmajor wurde, trug er einen Schnurrbart. Fünfter im Kreise war Kürschnermeister Michaelis, ein Mann von frommem Gemüth, dem, weil er richtig schreiben konnte, die Protokollführung und die höheren Arbeiten zufielen. Nicht auf gleicher Höhe stand Schneidermeister Werner. Er war, wie Sattlermeister Rosenhagen, ›der Bastillenstürmer‹ bis Paris gekommen und von dort her als ›Tailleur für die höheren Stände‹ zurückgekehrt. Er hielt zu dem Satze, ›daß der Rath immer mehr sei als die That‹, weshalb er denn auch einem Maurer, der einen hohen Dampfschornstein von innen her aufmauerte, den Rath gab, ›lieber ein Gerüst anzulegen, der Schornstein würde sonst krumm‹. Da Werner einen Puckel hatte, so fiel die Antwort drastisch genug aus. Lohgerber Gienboldt (der siebente) wählte von 1848 an immer demokratisch, ohne sich um ›untergeordnete Fragen‹ zu kümmern, und Schuhmacher Eberhardt tat dasselbe, vorausgesetzt, daß er gerade nüchtern genug war, um beim Wahlakt erscheinen zu können. Seiler Heyer und Sattler Schommer waren freundliche Leute, was man vom Böttcher Kisten auch sagen konnte, wenn er nicht gerade seinen groben Tag hatte. Über den zwölften und letzten schweigt des Sängers Höflichkeit. Zu vielen dieser Männer, namentlich aus der Gruppe der in Einzelgestalten von mir nicht skizzierten Acker-Besitzer trat ich, beim Ankauf der Kahlenberge, in geschäftliche Beziehungen und kann nicht

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