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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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unterweise sie etwas in der Botanik... Das war ein schwerer Mai (Lützen und Bautzen). Wie klingt doch so seltsam mit einem Male in mir das Wort Fouqués:
     
    Im Mai, im Mai, im jüngsten Mai,
    Wo alles Leben sonst geht auf,
    Da ist des jungen Helden Lauf
    Ganz wider Blumenart vorbei.
     
    O Gott, möchte er es nicht von sich selber gesungen haben! Grüß mir die Bekannten und Freunde, die Dir in den Wurf kommen. Gott verzeihe mir meine Sünden; aber es ist wahr:
     
    Das ist die schwere Zeit der Noth,
    Das ist die Noth der schweren Zeit,
    Das ist die schwere Noth der Zeit,
    Das ist die Zeit der schweren Noth.
     
    Da hast Du ein Thema.«
     
    An Hitzig (Cunersdorf; wahrscheinlich im September).
     
    »... Du hast nichts weniger von mir erwartet als ein Buch! Lies das Deiner Frau vor, heute Abend, wenn Du Zeit hast. Wenn sie neugierig wird zu erfahren, wie es Schlemihl weiter ergangen und besonders, wer der Mann im grauen Kleide war, so schick mir gleich morgen das Heft wieder, auf daß ich daran schreibe; – wo nicht, so weiß ich schon, was die Glocke geschlagen hat. Vom dritten Kapitel ist das erst der Anfang; dies und das folgende sind mir sehr beschwerlich – es stehen die Ochsen am Berge.«
     
    An Hitzig (Cunersdorf, Spätherbst 1813).
     
    »Dieses zur Erinnerung, daß Du einen Freund in Cunersdorf hast, dem Du eben nicht sehr oft schreibst. Es ist eine ganz fatale Empfindung, wenn alle Tage der Postbote einläuft, und die Austheilung der Briefe im Salon geschieht und für einen Jeden etwas da ist, und für den Herrn von Chamisso – nischt niche!
    ... Ich kratze immer an meinem ›Schlagschatten‹, und wenn ich's Dir gestehen muß, lache und fürchte ich mich manchmal darüber, so wie ich daran schreibe; – wenn die anderen nur für mich nicht darüber gähnen. Mein viel gefürchtetes viertes Kapitel habe habe ich mir, nach vielem Kauen, gestern aus einem Stücke, wie eine Offenbarung, aus der Seele geschnitten und heute abgeschrieben. Es ist auch schon eher Morgen als Nacht, darum ade. Das Blitz-Prosa-schreiben wird mir ungeheuer sauer, mein Brouillon sieht toller aus als alle Verse, die ich je gemacht.«
    Bald nach diesem Briefe scheint Chamisso nach Berlin zurückgekehrt zu sein. Es wird zwar in Cunersdorf erzählt, er habe sich zunächst nach Nennhausen hin, zu Fouqué, auf den Weg gemacht, um diesem seinen Schlemihl vorzulesen; es liegen aber doch wohl Monate dazwischen, da, wie wir aus dem letztzitierten Briefe ersehen, bis etwa Mitte Oktober erst vier Kapitel von elf beendigt waren. Übrigens stand Fouqué damals auch wohl im Felde.
     
    So waren die Erlebnisse von Schloß Cunersdorf, so waren die Personen, die während eines halben Jahrhunderts und darüber dort kamen und gingen.
    Wir durchschreiten jetzt zunächst die Zimmer und Säle des Erdgeschosses und verweilen vor älteren und neueren Familienporträts von zum Teil künstlerischem Interesse. Die Aufzeichnung dieser Bilder aber für eine andere Gelegenheit vertagend, wenden wir uns nunmehr dem im oberen Stockwerk gelegenen Bibliothekzimmer zu, wo wir zunächst den Bildnissen derer begegnen, die einst Freunde des Cunersdorfer Hauses waren: Thaer, Wildenow, Alexander von Humboldt, Reil usw. Was aber unser Interesse lebhafter in Anspruch nimmt, das ist ein großer pultartiger Schrank, der in seinen verschiedenen Kästen und Fächern alles das umschließt, was sich auf den Generalmajor von Lestwitz bezieht. Das ganze Arrangement erinnert mehr oder weniger an die großen Glaskästen, in denen man in England (im britischen Museum, im Greenwich-Hospital, in Abbortsford usw.) allerhand Erinnerungsstücke an historische Persönlichkeiten, z.B. an Nelson, Walter Scott oder Sir John Franklin auszustellen pflegt. Auch unsere »Kunstkammer« hat ähnliches.
    In diesem Lestwitz-Schranke, dessen oberer Teil aus ebensolchem Glaskasten besteht, befinden sich folgende Gegenstände:
    1. Die beiden Degen des Generalmajors von Lestwitz, jeder mit drahtumsponnenem Griff und einfacher Lederscheide.
    2. Der Schlachtplan von Torgau (»der Lestwitz-Tag«) groß und in sauberster Ausführung. Dazu: »Ausführlicher Bericht, wie die merkwürdige Schlacht bei Siptitz, ohnweit Torgau, am 3. November 1760 geschehen ist. Leipzig, bei Christian Gottlieb Hilscher.«
    3. Karten und Manöverpläne, die der Generalmajor von Lestwitz selbst gebraucht.
    4. Karten, die auf den Siebenjährigen Krieg Bezug haben, bis 1763.
    5. Militärische Pläne und Karten seit 1763.
    Alle unter

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