Wanderungen durch die Mark Brandenburg
bereits ausführlicher erzählt. Schöning wird der Ruhm nicht genommen werden können, Brandenburg damals sowohl durch sein persönliches Auftreten, wie durch den Aplomb, mit dem er seine Truppen in den Vordergrund schob, glänzend repräsentiert zu haben, glänzender wahrscheinlich, als es der ihm unterstellte Barfus vermocht hätte; dem letzteren aber bleibt seinerseits das Verdienst, in der Nähe des »Ofens, der sehr heiß war«, am andauerndsten ausgehalten und zweimal allerpersönlichst die Kastanien aus dem Feuer geholt zu haben. Seine Sturmkolonne war es, die, neben der kaiserlichen des Herzogs von Croy, über das Schicksal Budas entschied.
Zwei ruhmreiche Türkenzüge lagen hinter ihm. Aber ein dritter, ruhmreicherer stand ihm bevor. Im Jahre 1691 stieß abermals ein Korps Brandenburger als Auxiliartruppe zu den Kaiserlichen und am 19. August erfolgte angesichts von Peterwardein die große Türkenschlacht bei Slankamen. Markgraf Ludwig von Baden führte das christliche Heer. Da Barfus diesen wichtigen Tag zu »Ehren der Christenheit« entschied, so ziemt es sich wohl, bei den Details dieses Tages etwas ausführlicher zu verweilen.
Die Türken, 100000 Mann stark, hatten eine sehr feste, aber zugleich sehr gefährliche Position eingenommen, eine Position, in der sie siegen oder notwendig zugrunde gehen mußten. Sie standen nämlich mit ihrem Fußvolk, 50000 Mann, meist Janitscharen, auf den Hügeln an der Donau, den Fluß im Rücken, die Ebene vor sich. Auf dieser Ebene standen andere 50000 Mann, lauter Reiterei, Spahis. Die Janitscharen führte der Großvezier Köprülü, die Reiterei der Seraskier-Pascha. Die kaiserliche Armee war viel schwächer und betrug im ganzen kaum 50000 Mann. Den rechten Flügel führte Feldzeugmeister Graf Souches, den linken Feldmarschall Graf Dünnewald, im Zentrum aber befehligte Hans Albrecht von Barfus. Siebzehn Bataillone und einunddreißig Schwadronen standen unter seinem Kommando.
Der Plan des Markgrafen Ludwig war vortrefflich. Graf Dünnewald sollte vom linken Flügel her mit fünfundachtzig Schwadronen die Spahis von der Ebene fortfegen und Graf Souches, in Benutzung dieses Moments, die Hügelposition erstürmen. Aber der große Reiterangriff unterblieb, und so griff denn Graf Souches unter sehr ungünstigen Verhältnissen an. Dreimal vordringend, ward er dreimal zurückgeschlagen und schon schickte die ganze türkische Reiterei sich an, die Vernichtung des rechten Flügels vollständig zu machen, als Barfus mit seinen Bataillonen vorrückend, einfach rechts schwenkte und dadurch eine schützende Mauer zwischen den eben angreifenden Spahis und unserm fliehenden rechten Flügel aufrichtete. Diese eine Bewegung stellte die Schlacht wieder her.
Aber Barfus sollte nicht nur die schon verlorene Schlacht wiederherstellen, er sollte sie bald darauf auch gewinnen.
Der sieghafte Sturm der Spahis war gehemmt, noch ehe er seinen vollen Anlauf hatte nehmen können. Die Schlacht stand. Da endlich kam Graf Dünnewald mit dem linken Flügel heran. Markgraf Ludwig stellte sich selbst sofort an die Spitze der Reiterei und brach jetzt von links her in die Spahis ein, während 6000 Kürassiere, die gesamte Reserve des christlichen Heeres, denselben feindlichen Reiterschwarm in der Front angriffen. Dieser Angriff war unwiderstehlich. Die Fortfegung der Spahis, womit die Schlacht hätte beginnen sollen, jetzt war sie vollzogen. Aber kein rechter Flügel existierte mehr, um die Gunst des Moments zu nutzen. Graf Souches selbst lag tot auf der Wahlstatt.
Nur das Zentrum stand noch. Barfus erkannte die volle Bedeutung des Augenblicks. Was der rechte Flügel nicht mehr konnte, das konnte das Zentrum. Nur noch das Zentrum. Die Aufgabe jenes war auf dieses übergegangen. Barfus rückte vor und siegreich, wie vor Buda, stieg er die Höhen hinauf. Ein rasendes Gemetzel begann. Was nicht in Stücke gehauen wurde, warf sich in die Donau und ertrank. Der Großvezier Köprülü, der Stolz und Abgott der Türken, der Janitscharen-Aga, achtzehn Paschas, fünfzehn Torbaschis der Janitscharen und zwanzigtausend Gemeine bedeckten das Schlachtfeld. Die Heeresfahne des Großveziers von grüner Farbe mit Gold, 145 Kanonen, die Kriegskasse, 10000 Zelte usw. waren erbeutet, und wohl mochte Markgraf Ludwig berichten, »daß diese Schlacht die schärfste und blutigste in diesem Säkulo gewesen, maßen die Türken wie verzweifelte Leut' gefochten und mehr als eine Stunde den Sieg in Händen gehabt hätten«.
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