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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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schrie nachstürmende Landwehrkavallerie: ›schlagt ihn tot‹. Er war für einen Franzosen gehalten worden, und nur die Dazwischenkunft des Majors Friccius entriß ihn der Gefahr und rettete sein Leben.«
     
    39 Nach einer andern Lesart war ihr Verlobter ein französischer Offizier, der, in der Schlacht bei Groß-Beeren verwundet, ins Herrenhaus geschafft und von Frau von Beeren gepflegt wurde. Diese Pflege schloß dann, wie gewöhnlich, mit einer Verlobung. Diese Version läßt sich übrigens mit der im Text erzählten in Einklang bringen. Kapitän Willemer, wie sein Name ergibt, war ein Deutscher; da aber bei Groß-Beeren zwei sächsische Divisionen auf französischer Seite fochten, so ist es wohl möglich, daß er als verwundeter sächsischer Offizier die Bekanntschaft der Frau von Beeren machte.
     
    40 Friedrich Tietz, ein halbes Jahrhundert lang Berliner Publizist und Mitarbeiter an einer großen Zahl unserer Blätter (Vossische, Fremden-Blatt, Kreuz-Zeitung) wurde den 24. September 1803 zu Königsberg i. Pr. geboren und starb am 6. Juli 1879 zu Berlin. Alles Beste, was er geschrieben, sind Theater- und Lebenserinnerungen. Mitunter gelang ihm auch ein Gelegenheitsgedicht usw. Eins derselben – bei Gelegenheit der Geburt des Prinzen Wilhelm (27. Januar 1859) gedichtet – ist so gut, daß es in glücklichem Einfall und graziösem Humor der Ausführung als Musterstück gelten kann. Ich setz es hierher und bin der Meinung, daß der Verfasser desselben in nichts Besserem fortleben kann.
     
    Preußischer Frühling im Januar 1859.
     
    Noch ist es lang hin bis zum Frühlingsgrün,
    Bis zu Blütenduft und Blumenblüh'n,
    Bis zum Jubel der kleinen Waldvögelein,
    Bis zum Fluge der Schwalben im Sonnenschein.
    Und dennoch aus fernem, aus warmem Land,
    Wohin der Winter den Flücht'gen verbannt,
    Ist heimgekehrt ein verfrühter Gast,
    Ein allbekannter zu erneuter Rast.
    Er sucht sich die höchsten Giebel wohl aus
    Und baut dort sein Nest auf der Menschen Haus,
    Und wo er es tut, tönt's ihm entgegen:
    »Willkommen! Du bringst dem Hause Segen!«
     
    Wer mag noch fragen zu dieser Stund',
    Welchen Gast wir meinen? Des Volkes Mund
    Ruft jubelnd aus: »Nun ist er da!
    Der Storch ist gekommen! Viktoria!«
    Und alle schau'n herzfreudigen Blicks
    Hinauf zur erwählten Stätte des Glücks,
    Zum Königspalast, dess' höchste Spitze
    Der schwarzweiße Vogel erwählt zum Sitze.
    Der Adler daneben dehnt majestätisch
    Die Fittiche aus und spricht gravitätisch:
    »Weil du, mein beflügelter Herr Kumpan,
    Am Preußenland so was Braves getan,
    So will ich dich ehren fortan als Freund,
    Und hoff', wir seh'n uns hier oft noch vereint!«
    Der Storch beugt sein langgeschnäbeltes Haupt
    Und spricht: »Wenn's gnädigst mir ist erlaubt,
    So bring' ich alljährlich, was heut' ich gebracht.«
    Da hat der preußische Adler gelacht:
    »Herr Vogel-Bruder, ich halt' dich beim Wort!
    Vermehre du fleißig der Preußen Hort;
    Der Storch bringt den Segen, ihn hütet der Aar
    Und Gott schützt das Haus jetzt und immerdar!«
     
    So haben die beiden Luftsegler da oben
    Es abgesprochen, wir können's nur loben. –
    Und drinnen im Haus singt ins Land hinein
    Sein erstes Lied unser Prinzlein klein. –
     
    »Gott laß dich wachsen, du kleiner Mann,
    Bis du reichst zum Großen Fritze hinan!«
     
    41 Meine Quelle gibt an, dieser Oberst sei Savary selbst gewesen, was aber aus vielen Gründen unmöglich ist. Savary war seit 1804 Divisionsgeneral und wurde bereits 1807, also wenige Monate nach den hier geschilderten Vorgängen, zum Herzog von Rovigo ernannt. Ein so hochgestellter Offizier konnte durch Caulaincourt, der an Rang kaum über ihm stand, nicht gut persönlich zu einer Untersuchungsreise nach Ruppin veranlaßt, am allerwenigsten aber mit einem »taisez vous« zur Ruhe verwiesen werden.
     
    42 Vgl. die Kapitel »Gröben und Siethen« und »Saarmund und die Nutheburgen«.
     
    43 In der Regel wurde dieser Dank brieflich abgestattet und ein paar dieser Dankesbriefe liegen mir vor: »Berlin, 17. April 1843. Meine vortreffliche Frau Gevatterin. Ihr wahrscheinlich mit eigenen Händen gebackener Osterfladen hat mich um so unerwarteter angenehm überrascht, als ich annehmen konnte, daß Sie mich altes Exemplar vergessen hätten. Ich kann weite Wege nicht mehr mir Annehmlichkeit machen und Besuche werden mir schwer, weil ich immer eine lästige Begleitung dabei nötig habe; sonst käm ich, Ihnen persönlich meinen Dank zu bringen. Von dem Kuchen habe

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