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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Kirchenbuch meldet: »Den 24. Juni 1745 hat S. Exc. Herr Friedrich von Görne, Seiner Majestät hochbestallter wirklicher geheimer Etats-und Kriegsminister, Vize-Präsident und erster dirigierender Minister bei dem General-Oberfinanz- Kriegs-und Domainen-Direktorio, Ritter des schwarzen Adlerordens, Generalpostmeister, Erbherr auf Plaue, Golwitz etc. etc. nach einer langwierigen Schwachheit im 75. Jahre Dero Alters das Zeitliche mit dem Ewigen verwechselt und ist seine Leiche den 28. Juni in dem hochadligen Gewölbe zu Golwitz beigesetzt worden.«
    Plaue blieb noch zwanzig Jahre in von Görneschem Besitz, bis es Leopold von Görne, Sohn Friedrichs von Görne, im Jahre 1765 für 160000 Taler an den königlich preußischen Obersten von der Infanterie, Wilhelm von Anhalt, Generalquartier- und Hofjägermeister, auch Domherr der hohen Stiftskirche zu Havelberg, verkaufte.
     
3. Kapitel
     
Plaue von 1765 bis 1793. von Anhaltsche Zeit
    Wilhelm von Anhalt war der natürliche Sohn des Prinzen Wilhelm Gustav von Anhalt (ältesten Sohnes des Fürsten Leopold von Dessau), mithin ein Enkel des alten Dessauers. Er glich diesem in vielen Stücken, aber freilich mehr in seinen Fehlern als in seinen Tugenden. Trotzdem, oder vielleicht auch eben deshalb, war er eine »interessante Figur«. Dem wundersamen Regiment, das er achtundzwanzig Jahre lang in Plaue führte, schicke ich seine biographische Skizze voraus.
    Prinz Wilhelm Gustav von Anhalt unterhielt ein Verhältnis mit der Tochter eines Superintendenten namens Schardius. Diesem Verhältnis entsprossen zwei Söhne, Wilhelm und Philipp, die beide zu Kapelle bei Radegast im Anhaltischen das Licht der Welt erblickten. Der älteste, Wilhelm, geboren 1734, trat bei dem Prinzen Moritz von Anhalt, seinem Onkel, unter dem Namen Wilhelmi in Dienst und zeichnete sich durch Anlagen und Anstelligkeit derart aus, daß Prinz Moritz ein Patent als Leutnant für ihn erwirkte. In dieser Eigenschaft blieb er vier Jahre lang in des Prinzen Gefolge, und als dieser, bei Hochkirch schwer verwundet, das Heer verließ, empfahl er seinen Schützling dem General von Hülsen, dem er gleichzeitig das Ehrenwort abnahm, über die Geburtsverhältnisse Leutnant Wilhelmis unverbrüchliches Schweigen beobachten zu wollen.
    Leutnant Wilhelmi folgte nun seinem neuen Gönner nach Sachsen und zeichnete sich hier in einem Gefechte, welches Hülsen den Österreichern lieferte, aus. Der glückliche Ausgang des Gefechtes erschien Friedrich so wichtig, daß er sich selbst zum General Hülsen begab, mit demselben das Terrain überblickte und einen seiner Ingenieure beauftragte, einen genauen Plan anzufertigen. Zufällig hörte Wilhelmi den Befehl und bat den General, er möge ihm die Erlaubnis verschaffen, ebenfalls einen Plan anfertigen zu dürfen. Der König willfahrte diesem Wunsche, und Wilhelmi lieferte seine Arbeit früher ab als der Ingenieur. Friedrich war mit derselben zufrieden, erkundigte sich näher nach dem jungen Mann und trug Hülsen auf, ihn zu ihm zu schicken. Hülsen jedoch, in der Meinung, daß der König den betreffenden Auftrag sehr wahrscheinlich wieder vergessen habe, nebenher aber auch wohl fürchtend, daß die Zusammenkunft zur Entdeckung Wilhelmis führen und sein (Hülsens) gegebenes Ehrenwort in Gefahr bringen könne, verschwieg Wilhelmi des Königs Begehren.
    Friedrich hatte seinen Auftrag aber nicht vergessen, und als er Wilhelmi auf der Parade erblickte, fuhr er ihn mit den Worten an: »Warum ist Er nicht, wie ich befohlen, gestern zu mir gekommen?«
    »Ew. Majestät, ich weiß von keinem Befehl.«
    »Folg' Er mir«, sagte der König.
    In seinem Kabinett angekommen, legte ihm Friedrich etliche Pläne vor, sprach längere Zeit mit ihm und fragte ihn, da er bestimmte und klare Antworten erhielt, ob er sich wohl getraue, einige dieser Zeichnungen zu kopieren. Wilhelmi bejahte und erhielt den Auftrag, einen der Pläne abzuzeichnen.
    Mißvergnügt darüber, daß sein General ihm des Königs Befehl verschwiegen habe, verschwieg er nun auch diesem seine Unterredung mit dem Könige.
    So verging eine kurze Zeit.
    In aller Stille und mit Zuhilfenahme der Nachtstunden vollendete Wilhelmi die Zeichnung und überreichte sie dem Monarchen, der sie wohlgefällig prüfte und ihn dann fragte:
    »Wer ist Er denn eigentlich? Wo stammt Er her?«
    »Ew. Majestät, ich heiße Wilhelmi und bin der Sohn des verstorbenen Prinzen Gustav von Anhalt.«
    »Wie? Was sagt Er da?« rief der König überrascht und warf die

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