Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
einen Mann tun lassen, dem ich nicht gewogen bin, durch meinen Hauptmann. Früher trat ich an der Hand meiner Geschwister und meines guten sel. Vaters vor meiner Mutter Ruhebett und beschenkte sie mit Blumen und anderen Kleinigkeiten, sagte auch als der Älteste ein hübsches Gedicht her. Jetzt darf ich ihr nicht einmal schreiben! Bei Gott, das schmerzt tief, das kränkt mich; doch weg mit trüben Gedanken. Wiederkommen bringt Freude. Weiß ich doch, daß liebende Herzen mir entgegenschlagen. Ich sende Dir auf Deinen Wunsch eine Locke so gut ich sie habe. Gib aber davon nicht jedem oder auch nicht jeder. Brauchst Du mehr, so steht mein Kopf zu Diensten, doch bitte ich Dich um die Namen der Expektanten. Habe Dank für die Flasche. Hast Du nicht ein altes Spiel Karten zu meiner Unterhaltung, es wird Tod und Leben gespielt. Morgen also siehst Du Kl. »Ach, süße Quelle meiner Leiden, ewig, ewig lieb ich Dich.« Beobachte sie gut. Wenn sich irgend ein fremder Schnippschnapp an sie machen sollte, sieh, ich schwöre Dir, meine Hand griffe zum zweiten Male nach der Mordwaffe und dieses Ziel würde sie noch weniger fehlen. Ach, ich bin ein schrecklicher Mensch in meiner Einsamkeit geworden und denke nur an blutige Rache. Du verzeihst mir, daß ich so rede. Aber Du weißt, lügen ist nicht meine Passion. Auf ein fröhliches Wiedersehn. Gott segne Dich! Wie immer Dein Vetter Emil von A.
     
Adalbert von L. an Emil von Arnstedt
    Lieber guter Arnstedt! Ich habe eben jetzt keine guten Nachrichten für Dich bekommen; der König soll das kriegsgerichtliche Urteil dem Kammergericht übergeben und dieses das Urteil bestätigt haben. Doch harre und hoffe. Vielleicht, daß Dir doch noch die Gnade offen steht. Wenn Dir Dein Urteil publiziert ist, kannst Du verlangen, die zu sehen und zu sprechen, welche Du gern hast, und ich glaube, ich werde doch einer der ersten sein. Hoffentlich aber ist alles nur Fama.
     

Emil von Arnstedt an Adalbert von L.
     
    Lieber Adalbert! Laß das gut sein. Im Fall der Not weiß ich zu sterben. Ich beschwöre Dich bei allem was Du liebst, laß Dir ein schnell wirkendes Gift für mich bereiten, denn ich bin fest überzeugt, daß Du mich nicht willst richten sehn. Wenn es dann Not am Mann ist, schickst Du mir die Pülverchen oder die Mixtur und ich lache dem Schaffot Hohn. Du wirst mir dies nicht abschlagen. Volto (?) subito. Dein Emil von A.
     
Derselbe an Denselben
    2. April 1837. Mein lieber Vetter Adalbert. Du antwortest mir nicht. Das ist nicht recht; denke Dir doch meine Ungeduld! Ich rechne zum 5. auf einen langen Brief von Dir. Ich habe jetzt die Erlaubnis, Reisebeschreibungen zu lesen und bin deshalb bald in den Sandwüsten Afrikas, bald in Amerikas reizenden Gefilden. Könnt' ich dort in Wirklichkeit mit Dir sein! Wie lauten die Nachrichten über mich? Zum Tode wird es wohl noch nicht gehen; ich habe ja noch nichts gemacht im Leben und sollte schon sterben! Aber sorge nur immer für eine kleine Phiole mit Rettung aus der Not. Wie ist es Dir am Freitag ergangen? Was macht Modeste, Louise, Flora, Agnes, und vor allem was macht sie? Schreibe bald Deinem alten Vetter.
    Nachschrift. Das Wetter ist furchtbar und tobt und heult. Es würde sich bessern, wenn ich frei wäre. Dein Aemilius Buridan, Hauptmann der schwarzen Bande.
     
Adalbert von L. an Emil von Arnstedt
    6. April 1837. Lieber Arnstedt. »Harren und Hoffen, hat oft eingetroffen.« Ich rufe es Dir heute zu. Deine Sache soll jetzt wie folgt stehen. Der König hat zu seiner Beruhigung das (wahrscheinlich auf Tod lautende) Urteil dem Ober-Auditoriat übergeben; dieses hat sich die Zeichnung des Ganges, in welchem Du Wenzel erschossen hast, schicken lassen und hat nach Kenntnisnahme dieser Zeichnung den Ausspruch getan: daß ein Zielen in diesem Gange nicht möglich gewesen sei. Worauf Du nun, so heißt es, und in gleichzeitiger Berücksichtigung Deiner Jugend, zu zwanzig Jahr Festung verurteilt seist. Nun weiß der König nicht, was er tun soll. Das ursprüngliche Urteil liegt zu seiner Unterschrift da. Er wird es aber hoffentlich nicht unterschreiben... (Es folgen nun wieder ganz gemütlich Ball- und Gesellschaftsnachrichten, allerlei kleiner Klatsch, Rendezvous und zuletzt Bemerkungen über Treue und Untreue...) »Du darfst nicht zu viel von Klara fordern und darfst nicht vergessen, daß sie Deine erste Liebe nicht war und Deine letzte hoffentlich nicht sein wird. Ich glaube bestimmt, wenn Du schönere Mädchen sähest, würdest Du Klara

Weitere Kostenlose Bücher