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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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solche Fertigkeit in dem damals noch ganz ungewöhnlichen Schießen im Lauf und im Fluge aus, daß er bei den älteren Jägern in den Verdacht der Zauberei kam. Erst als er die feierliche Versicherung gegeben, daß alles natürlich zugehe, traute man ihm und ließ sich von ihm förmlich in der Fertigkeit des im Fluge Schießens unterrichten. Als Ziele dabei dienten rollende Kegelkugeln.
    Samuel von Hertefeld folgte dem Kurfürsten übrigens nicht nur auf seinen Jagden, sondern auch auf den Kriegszügen desselben gegen Frankreich und wohnte namentlich der bekannten Belagerung von Bonn bei. Im Jahre 1697 wurde er Clevescher Jägermeister, 1704 aber, wie vor ihm sein Oheim Jobst Gerhard, Oberjägermeister in den brandenburg-preußischen Landen überhaupt.
    Um eben diese Zeit, oder doch nicht viel später, war es auch, daß er die durch eben diesen Oheim begonnene Kolonisation von Neu-Holland beendete.
    Dieses, wie schon angedeutet, überaus ersprießliche Werk entging nicht der Aufmerksamkeit König Friedrich Wilhelm I., der, die Bedeutung derartiger Arbeiten erkennend, bald nach seinem Regierungsantritt den Oberjägermeister mit der Entwässerung und Urbarmachung des großen Havelländischen Luches beauftragte. Die sinnreiche Methode, durch welche Samuel von Hertefeld das Gefäll des anscheinend immer waagerecht und geradezu bewegungslos dastehenden Wassers entdeckte, verdient einer besonderen Erwähnung. Bei hohem Wasserstand und an windstillen Tagen befuhr er in einem kleinen Kahn das überschwemmte Luch und streute Papierschnitzel aus. Die Richtung, in welcher die Papierschnitzel mit der Strömung fortschwammen, gab ihm die Richtung des richtigen Gefälles an, und mit Hilfe dieses ebenso einfachen wie sinnreichen Verfahrens entdeckte er den höchsten Punkt, die Wasserscheide der in Frage kommenden Gewässer. Wobei sich's einem unwillkürlich aufdrängt, welche Summen jetzt wohl für die Auffindung dieses Punktes liquidiert werden würden! Auf dem Boden, der durch Abzugsgräben innerhalb des Luchlandes gewonnen worden war, erstand das einträgliche Amt Königshorst, das so wichtig für die ganze Viehwirtschaft der Mark geworden ist.
    Späterhin leitete der Oberjägermeister, unterstützt durch den geschickten Baumeister, Kriegs- und Domänenrat Stolzen, ähnliche Urbarmachungen in Ostpreußen und Litauen.
    In gleicher Weise schöpferisch verfuhr er auf seinem eigenen Grund und Boden. Er gab Liebenberg seine gegenwärtige Gestalt: Herrenhaus, Kirche, Dorf, alles datiert aus seiner Zeit. Insonderheit gilt dies von dem ebenso durch seine Größe wie durch seinen Stil ausgezeichneten Park. Ich komme später darauf zurück.
    Samuel von Hertefeld starb am 16. Januar 1730 zu Liebenberg und wurde den 22. desselben Monats in dem daselbst befindlichen Gewölbe beigesetzt. Ich entnehme diese Daten, im Gegensatz zu davon abweichenden Angaben, dem Liebenberger Kirchenbuche, das zugleich auch seine gesamten Besitz- und Ehrentitel gibt. Er war danach: Ritter des Schwarzen Adlerordens, Oberjägermeister, Geheimer Oberfinanz-, Kriegs- und Domänenrat, Clevischer Jägermeister, Drost zu Kranenburg, Waldgraf zu Nergena, Erbherr auf Hertefeld, Weeze, Kolk, Liebenberg, Häsen, Guten-Germendorf, Clevische Häuser, Bergsdorf, Grüneberg, Bötzlar, Appeldorn und Wenn und Jurisdiktionsherr zu Hönnepel und Nieder-Mörmter.
    Wie von Jobst Gerhard, so befindet sich auch von ihm ein gutes Bildnis im Liebenberger Herrenhause.
     
Kammerherr Ludwig Kasimir von Hertefeld bis 1790
    Aus seiner Ehe mit Anna Marie Isabella von Wylich zu Bötzlar waren dem Oberjägermeister Samuel von Hertefeld drei Söhne geboren worden: Friedrich Wilhelm, Ludwig Kasimir und Friedrich Samuel. Unter sie wurde das große Erbe verteilt.
    Friedrich Wilhelm (der älteste) erhielt Hertefeld und Kolk.
    Friedrich Samuel (der jüngste) erhielt Häsen und Guten-Germendorf.
    Ludwig Kasimir (der mittlere) erhielt Bötzlar und Liebenberg.
    Nur der letztgenannte, weil er, neben anderem, auch die Liebenberger Erbschaft antrat, ist für uns von Belang, trotzdem er nur etwa ein Viertel seines Lebens (er bracht' es bis auf achtzig Jahre) auf dieser märkischen Besitzung zubrachte.
    Ludwig Kasimir wurde 1709 geboren und trat 1728 in das Regiment Gensdarmes, war also noch zwei Jahre lang ein Regimentskamerad Hans Hermanns von Katte. 1743, nachdem er vorher den ersten Schlesischen Krieg mitgemacht hatte, schied er aus dem Dienst. Abermals sieben Jahre später, 1750, wurde er Kammerherr

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