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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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abfällt. Diesen Weg machte wahrscheinlich der König, wenn er in seinem Gichtstuhl in den Garten hinein- und wieder zurückgerollt wurde. Bekanntlich war Treppensteigen nicht seine Sache.
    Wir aber treten jetzt ebenfalls ins Freie hinaus und atmen auf im Sonnenlicht und in dem Wiesendufte, den eine Luftwelle herüberträgt. Eine mächtige alte Linde, hart zu Füßen der Rampe, ladet uns ein, unter ihrem Zweigwerk Platz zu nehmen, und wir sitzen nun mutmaßlich unter demselben Blätterdach, »unter dem die Damen, wenn's regnete, bis an die Waden im Wasser saßen«. Die Parkwiese liegt vor uns, Hummel und Käfer summen darüber hin, und das Mühlenfließ uns zur Rechten fällt leis über das Wehr. Träume nehmen den Geist gefangen und führen ihn weit, weit fort in südliche Lande, zu Tempeltrümmern und Götterbildern. Aber ein Satyr lauscht plötzlich daraus hervor. Es ist derselbe, der der tanzenden Bacchantin da drinnen im Nacken sitzt und siehe, die Prosabilder von Schloß Wusterhausen schieben sich plötzlich wieder vor die Bilder klassischer Schönheit.
    Hatte die Memoirenschreiberin doch recht? Ja und nein. Ein prächtiger Platz für einen Weidmann und eine starke Natur, aber freilich ein schlimmer Platz für ästhetischen Sinn und einen weiblichen esprit fort.
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    Prinzessin Wilhelmine (die Markgräfin) erzählt an einer andern Stelle ihrer Memoiren: »Ich war all die Zeit über so leidend, daß ich versichern darf, zwei Jahre lang von nichts anderem als Wasser und trocken Brot gelebt zu haben.« Ähnliche Klagen wiederholen sich. Es ist aber, aller Sparsamkeit oder meinetwegen auch alles Geizes des Königs unerachtet, nicht sehr wahrscheinlich, daß es so knapp in Wusterhausen hergegangen sein sollte. Der König war ein sehr starker Esser, und alle Personen von gutem Appetit haben die Maxime: »Leben und leben lassen.« Außerdem liegen glaubhafte Berichte vor, aus denen sich ganz genau ersehen läßt, was an Königs Tisch gespeist wurde. Es gab: Suppe, gestovtes Fleisch, Schinken, eine Gans, Fisch, dann Pastete. Dazu sehr guten Rheinwein und Ungar. In Wusterhausen kamen noch, weil es die Jahreszeit mit sich brachte, Krammetsvögel, Leipziger Lerchen und Rebhühner hinzu, besonders auch Früchte zum Dessert, darunter die schönsten Weintrauben. Das klingt schon einladender als die Beschreibung der Prinzessin. ._.
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2. Teupitz
    Winde hauchen hier so leise,
Rätselstimmen tiefer Trauer.
    Lenau

     
    Teupitz verlohnt eine Nachtreise, wiewohl diese Hauptstadt des »Schenkenländchens« nicht das mehr ist, als was sie mir geschildert worden war.
    All diese Schilderungen galten seiner Armut. »Die Poesie des Verfalls liegt über dieser Stadt«, so hieß es voll dichterischen Ausdrucks, und die pittoresken Armutsbilder, die mein Freund und Gewährsmann vor mir entrollte, wurden mir zu einem viel größeren Reiseantrieb als die gleichzeitig wiederholten Versicherungen: »Aber Teupitz ist schön.« Diesen Refrain überhört ich oder vergaß ihn, während ich die Worte nicht wieder loswerden konnte: »Das Plateau um Teupitz herum heißt ›der Brand‹, und das Wirtshaus darauf führt den Namen ›Der tote Mann‹.«
    Ich hörte noch allerhand anderes. Ein früherer Geistlicher in Teupitz sollte bloß deshalb unverheiratet geblieben sein, »weil die Stelle einen Hausstand nicht tragen könne«, und ein Gutsbesitzer, so hieß es weiter, habe jedem erzählt: »Ein Teupitzer Bettelkind, wenn es ein Stück Brot kriegt, ißt nur die Hälfte davon; die andere Hälfte nimmt es mit nach Haus. So rar ist Brot in Teupitz.« All diese Geschichten hatten einen Eindruck auf mich gemacht. Zu gleicher Zeit erfuhr ich, König Friedrich Wilhelm IV. habe gelegentlich, halb in Scherz und halb in Teilnahme, gesagt: »Die Teupitzer sind doch meine Treusten; wären sie's nicht , so wären sie längst ausgewandert.«
    Dies und noch manches der Art rief eine Sehnsucht in mir wach, Teupitz zu sehen, das Ideal der Armut, von dem ich in Büchern nur fand, daß es vor hundert Jahren 258 und vor fünfzig Jahren 372 Einwohner gehabt habe, daß das Personal der Gesundheitspflege (wörtlich) »auf eine Hebamme beschränkt sei« und daß der Ertrag seiner Äcker eineinviertel Silbergroschen pro Morgen betrage. Angedeutet hab ich übrigens schon, und es sei hier eigens noch wiederholt, daß ich die Dinge doch anders fand, als ich nach diesen Schilderungen erwarten mußte. Wie es Familien gibt, die, trotzdem sie längst leidlich wohlhabend

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