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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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verriet hier eine bemerkenswerte Neigung, sich über die Vermögensverhältnisse von »ihrer Mutter Bruder« ausführlicher auszulassen, weshalb ich, ohne jede Neugier nach dieser Seite hin, die Frage zwischenwarf: wem denn eigentlich der See gehöre, was er Pacht trage und wer ihn gepachtet habe.
    »Der See gehört zum Gut. Zum Gut gehören überhaupt zweiunddreißig Seen, aber der Teupitz-See ist der größte. Der Fischgroßhändler in Berlin, der ihn vom Gut gepachtet hat, zahlt 800 Taler, und die Teupitzer Fischer, die hier fischen und die Fische zu Markte bringen, sind nicht viel mehr als die Tagelöhner und Dienstleute des reichen Händlers. Meiner Mutter Bruder...«
    »800 Taler«, unterbrach ich, »ist eine große Summe. Ich kenne Seen, die nur vier Taler Pacht bezahlen. Ist der Teupitz-See so reich an Fischen?«
    »Ob er's ist! Die Stadt führt nicht umsonst einen Karpfen im Wappen. Unser See hat viel Fische und schöne Fische; freilich, wenn der Zanderzug fehlschlägt –«
    »Der Zanderzug ?«
    »Ja. Er ist nur einmal im Jahr, und von seinem Ausfall hängt alles ab. In der Regel bringt er 600, oft 1500 Taler, mitunter freilich auch gar nichts. Dann muß das nächste Jahr den Schaden decken. Aber weil es unsicher ist, was der Zanderzug bringen wird, deshalb können unsere Fischer den See nicht pachten.«
    »Wann ist der Zug?«
    »Im Januar und Februar. Immer im Winter, denn die Netze werden unteren Eis gespannt und gezogen. Es ist jedesmal ein Festtag für Teupitz.«
    Die »Stern«-Wirtin begann nun mit vieler Lebhaftigkeit, mir die verschiedenen Phasen des Zanderzuges zu beschreiben, dabei mehr ermutigt als gestört durch meine Fragen, die ganz ernsthaft darauf aus waren, das Verfahren nach Möglichkeit kennenzulernen. Die Handgriffe beim Spannen und Ziehen der Netze blieben mir aber unklar, und nur soviel sah ich, daß es die größte Ähnlichkeit mit einer Treibjagd, und zwar mit einem Kesseltreiben, haben müsse. Die Fischer, wohlvertraut mit dem See, fegen mittelst weitgespannter Netze den Zander in ihnen bekannte Kesselvertiefungen hinein, umstellen ihn hier und schöpfen ihn dann, wie man Goldfischchen aus einem Bassin schöpft, aus der fischgefüllten Tiefe heraus.
    Inzwischen erfuhr ich, daß das Boot bereitläge, das mich laut Verabredung auf den See fahren sollte. Gleich vom »Goldnen Stern« aus läuft ein schmaler Gang auf die Anlegestelle zu. Rechts und links standen Hof- und Gartenzäune, sämtlich in jenen seltsamen Biegungen und Wellenlinien, die bemoostes Zaunwerk im Lauf der Jahre zu zeigen pflegt. Über die Zäune hinweg wuchsen die Kronen der Bäume von hüben und drüben zusammen, was sich namentlich in Nähe des Wassers überaus malerisch ausnahm, wo zugleich der See bis zwischen das Plankenwerk vordrang und mal höher, mal tiefer mit seinem gelblichen Schaum eine Grenzmarke zog.
    An dieser Stelle lag auch das Boot. Ein Fischermädchen vom andern Ufer stand in der Mitte desselben, und während ihr weißes Kopftuch im Winde flatterte, stießen wir ab.
    Der Teupitz-See ist fast eine Meile lang und eine Viertelmeile breit, an einigen Stellen, wo er sich buchtet, auch breiter. Sein Wasser ist hellgrün, frisch und leichtflüssig; Hügel mit Feldern und Hecken fassen ihn ein, und außer der schmalen Halbinsel, die das »Schloß« trägt und sich bis tief in den See hinein erstreckt, schwimmen große und kleine Inseln auf der schönen Wasserfläche umher. Die kleinen Inseln sind mit Rohr bestanden, die größeren aber, auch Werder geheißen, sind bebaut und tragen die Namen der beiden Seedörfer, Egsdorf und Schwerin, denen sie zunächst gelegen sind. Also der Egsdorfer und der Schweriner Werder.
    Wir fuhren von Insel zu Insel, von Ufer zu Ufer; abwechselnd mit Ruder und Segel ging es auf und ab, planlos, ziellos. Die Teupitzer Kirche, der alte Schloßturm hinter Pappeln, die roten Dächer der Stadt, das Schilf, die Hügel – alles spiegelte sich in dem klaren Wasser, aber so schön es war, ich hatte doch ein Gefühl, all dies schon einmal gesehn zu haben, nur schöner, märchenhafter, und diese Märchenbilder sucht ich nun in Näh und Ferne. Lächelnd gestand ich mir endlich, daß ich sie nicht finden würde. Noch einmal umfuhr der Kahn die Halbinsel, auf der die Überreste des alten Teupitz-Schlosses gelegen sind; dann trieben wir, durch den Schilfgürtel hindurch, den Kahn wieder ans Land.
    Die Stelle, wo wir landeten, lag in dem Winkel, den Ufer und Landzunge bilden, und das alte

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