Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow
Beeren, vielmehr machte letztrer seinem Unmut in einer kleinen Brochure Luft, die den Titel führte: »Die preußische Landwirtschaft ohne Theer «. Alles lachte. Der kleine Tückebold hatte sich aber diesmal verrechnet, und es erschien eine Gegenschrift unter dem Titel: »Die preußische Landwirtschaft ohne Geist «. Solchem Repartie war er nicht gewachsen, und er gab die Fortsetzung des Kampfes auf.
Sein bester, weil treffendster Streich war vielleicht der folgende. Wir hatten ein Kienraupenjahr, und die Forstheiden der Mark befanden sich in einem allertraurigsten Zustande. Die Potsdamer Regierung sah sich deshalb veranlaßt, eine Verfügung zu treffen, in der sie mitteilte, wie den Raupen am besten beizukommen und weiterer Schaden zu vermeiden sei. Die Verfügung schmeckte freilich etwas nach »grünem Tisch« und war unpraktisch. Geist antwortete wenige Tage später: »Probatum est! Ich bin in den Wald gegangen, habe den Kienraupen das Reskript einer königlichen Regierung vorgelesen, und siehe da, die Raupen haben sich sämtlich totgelacht .«
Solche Repliken gingen alsbald von Mund zu Mund und machten ihn beim Landvolk, auch wohl bei manchem Gutsbesitzer beliebt, die, um solcher Abfertigungen und Verhöhnungen willen, gern vergaßen, was sonst wohl gegen den »tollen Geist« zu sagen war. Denn der Landmann unterhält eine natürliche Feindschaft gegen den Städter, dessen überhebliches Wesen ihn verdrießt und dessen Erlassen und Gesetzen er mißtraut. »Der Städter weiß nichts vom Land«, das ist ein Satz, der sich von Vater auf Sohn vererbt.
Bis in sein hohes Mannesalter blieb Geist von Beeren unverheiratet und führte ein wüstes, sittenloses Leben. Er hielt einen völligen Harem um sich her. Von seiner »Favoritin« hatte er einen Sohn, der des Vaters würdig war und zweimal das ganze Gehöft anzündete und in Asche legte. Geist von Beeren indes nahm keinen Anstoß daran, vielleicht weil er sein Abbild darin sah, und ging damit um, diesen Sohn zu adoptieren. Dazu gehörte jedoch die Einwilligung seines (des alten Geist) einzigen Bruders, der als General in preußischen Diensten stand und in Erscheinung und Sinnesart das volle Gegenteil unseres Helden und Kobolds war. Er kommandierte die spätern Brandenburger Kürassiere, die nach ihm damals die »von-Beeren-Kürassiere« hießen. Der General verweigerte die Zustimmung. Geist von Beeren seinerseits war natürlich nicht der Mann, dergleichen ruhig hinzunehmen, und beschloß, sich zu verheiraten, lediglich seinem Bruder zum Tort. Der Harem wurde mit großen Kosten von ihm aufgelöst, und gleich danach erfolgte seine Vermählung mit einem Fräulein von Eysenhardt. Es währte jedoch nur kurze Zeit. Er starb 1812 und hinterließ eine einzige Tochter. Auch diese schied jung aus dem Leben. Das plötzliche Erlöschen der Familie, wie aller Unsegen überhaupt, der teils vor, teils nach dem Tode des alten Geist die Zugehörigen des Hauses traf, wird mit der Familiensage vom » Allerhühnchen « in Verbindung gebracht. Es ist dies die folgende.
Vor mehreren hundert Jahren war eine Frau von Beeren eines Kindleins glücklich genesen. In einem großen Himmelbett, dessen Gardinen halb geöffnet waren, lag die junge Frau, neben sich die Wiege mit dem Kind, und verfolgte in träumerischem Spiel die Schatten, die in dem spärlich erleuchteten Zimmer an Wand und Decke auf und ab tanzten. Plötzlich bemerkte sie, daß es unter dem Kachelofen, der auf vier schweren Holzfüßen stand, hell wurde, und als sie sich aufrichtete, sah sie deutlich, daß ein Teil der Diele wie eine kleine Kellertür aufgehoben war. Aus der Öffnung stiegen alsbald allerhand zwergenhafte Gestalten, von denen die vordersten kleine Lichtchen trugen, während andere die Honneurs machten und die nach ihnen Kommenden willkommen hießen. Alle waren geputzt. Ehe sich die Wöchnerin von ihrem Staunen erholen konnte, ordneten sich die Kleinen zu einem Zuge und marschierten zu zwei und zwei vor das Bett der jungen Frau. Die zwei vordersten baten um die Erlaubnis, ein Familienfest feiern zu dürfen, zu dem sie sich unter dem Ofen versammelt hätten. Frau von Beeren war eine liebenswürdige Natur, ihr guter Humor gewann die Oberhand, und sie nickte bejahend mit dem Kopf. Alsbald kehrten die Kleinen unter den Ofen zurück und begannen ihr Fest. Aus der Kelleröffnung wurden Tischchen heraufgebracht, andere deckten weiße Tücher darüber, Lichterchen wurden aufgestellt, und ehe viele Minuten um waren, saßen
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