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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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einer Stelle Erdtrichter und Krater, wo die Leine des Senkbleis den Dienst versagt, und gleich daneben Pfuhle und Tümpel, wo auch das flachgehendste Boot durch den Sumpfgrund fährt. So diese Wasserstraße. An ihren Ufern hin, ähnlich wie im Spreewald, hielten sich, bis in unsere Tage hinein, die wendischen Elemente. Wer die Gegend kennt, nennt sie deshalb die »Wendei«. Sie hat wenig Dörfer, keine Städte; selbst der Eisenbahnzug geht nur wie eine Erscheinung durch sie hin.
    So ungefähr waren die Resultate, die mir Buch und Karte bei flüchtigem Studium an die Hand gaben.
 
Vor Anker in Köpenick
    (Reisevorabend)
    Am 6. abends war ich in Köpenick. Ich hatte die Wahl, ob ich von der Land- oder Wasserseite her an Bord gehen wollte, entschied mich aber für letzteres. Alle Dinge haben ihr Gesetz. Wer zu einer Parforcejagd geladen ist, muß in einem roten Frack kommen oder wegbleiben. Also zu Wasser. Ein Boot führte mich um die Schloßinsel herum bis an die Ankerbucht, in der die »Sphinx« still und friedlich unter einem Dach weit vorgestreckter Ulmenzweige lag. Ein leiser Rauch stieg anheimelnd aus ihrem Küchenschornstein auf. Nach kurzem Anruf faßte ich eines der zwischen Mast und Schiffswandung straff ausgespannten Taue und kletterte die Stufen, bloße angenagelte Brettstücke, hinauf. Ich fand die Reisegesellschaft bereits versammelt. Es waren: Kapitän Backhusen, Lieutenant Apitz, Supercargo Nettermann. Zu diesen drei Herren, die sich als Mitglieder des Seglerklubs bereits bei mancher Regatta bewährt hatten, gesellte sich, als einziger Nicht-Gentleman an Bord, das Faktotum Mudy. Er vereinigte in sich alle niedrigeren Schiffsgrade, vom Vollmatrosen bis zum Kajütenjungen, und führte jeden dieser Titel nicht nur als scherzhaften nom de guerre, sondern mit allervollster Berechtigung. Mit dem Stoßruder in der Hand hatte er sein halbes Leben auf Rüdersdorfer Kalk- und Linumer Torfkähnen zugebracht. Seine Dienste, wie immer die der Subalternen, waren unentbehrlich. Er war auch Koch.
    Nach Begrüßung und Vorstellung durch den Kapitän baten alle drei Herren, sich auf eine gute halbe Stunde verabschieden zu dürfen, da eine meine eigenen Interessen mitberührende Frage, die der Verproviantierung, noch zum Abschluß zu bringen sei. Mudy werde mittlerweile die Honneurs machen, wenn ich es nicht vorzöge, mich im Köpenicker Schloßpark zu ergehen. Ich entschied mich für den Park. Mudy blieb mir immer noch; man hat nirgends so viel Zeit zu Personalstudien wie an Bord eines Schiffes. Eine schmale Falltreppe führte mich ans Ufer; dann, meine Richtung auf das Schloß zu nehmend, erreichte ich ein großes, von einem Kiesweg eingefaßtes Wiesenrondell. Um diesen Kiesweg herum, in weiter gespanntem Bogen, wuchsen Buschwerk und Unterholz auf, aus deren dichtem Gewirr einzelne alte Bäume, Eichen und Akazien, emporstiegen. Die Akazien füllten die Luft mit Wohlgeruch. Es war ein köstlicher Abend. In den Nischen des Buschwerkes standen halbzerbrochene Sandsteinfiguren, Urnen und trauernde Engel, anzeigend, daß hier in halbvergessenen Tagen irgendein prinzeßlicher Vorleser, irgendein Mitglied von Hofstaat oder Kapelle begraben worden sei. Nun schlugen die Nachtigallen darüber. Eine dieser Begräbnisstätten – nicht aus Pietät, sondern aus Gärtnerlaune – war von einem Blumenbeet umgeben. Alles Grün fehlte; nur Lilien, weiße und rote, drängten sich dicht durcheinander. Diese prätentiöse Pracht wirkte beinah unheimlich. Ein junges Köpenicker Paar ging an mir vorüber, das vielleicht Auskunft geben konnte. »Wer liegt hier?« fragt ich. »Da liegt der Flötenspieler«, lautete die Antwort. Und dabei kicherten beide.
    Ich schlenderte noch den Kiesweg auf und ab, als ich meine Reisegefährten von der Schloßbrücke her zurückkommen sah. Es folgten ihnen drei Paar Träger mit großen Deckelkörben, die den angekündigten Proviant herantrugen. Die Körbe über den schmalen Steg hin direkt an Bord zu schaffen war unmöglich; ihr Inhalt mußte also vom Ufer aus in Einzelstücken herübergereicht werden, etwa wie sich Bauarbeiter die Steine zureichen. Dies gab mir Gelegenheit, die Verproviantierung der »Sphinx« im Detail kennenzulernen. Der Eindruck, den ich davon empfing, war ein gemischter, denn alles Tröstliche, was er mit sich brachte, wurde durch ebensoviel Beängstigendes balanciert. Durch welche Gegenden mußten wir kommen, um zu solchen Vorsichtsmaßregeln gezwungen zu sein! Es wurden eingeschifft:

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