Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow
diese reizlosen, aber für die Wissenschaft der Torf- und Moorbildungen vielleicht nicht unwichtigen Wassertümpel, die vor uns, unaufgerüttelt, in smaragdner Klarheit, hinter uns in graugelber Trübe, wie ein Quirlbrei von Lehm und Humus, lagen.
Es wurde still und stiller an Bord. Jene Schweigelust überkam uns, die nach einem schönen, an Bildern und Eindrücken reichen Reisetage auch den Heiter-Gesprächigsten anzuwandeln pflegt und, weder in Ermüdung noch in Verstimmung wurzelnd, ihren Grund in dem plötzlichen Berührtwerden von dem Ausgehen alles Glückes, von der Endlichkeit aller Dinge hat. Auch wir hatten diesen Tribut zu zahlen, stärker als bei mancher anderen Gelegenheit, da nichts da war, uns dieser Stimmung zu entreißen. Die Dörfer hörten auf; nur in einiger Entfernung lag Sputendorf. Es klang wie eine Mahnung, und wir ließen sie uns gegeben sein. Ein neues Segel bei! Der Wind setzte sich hinein, und plötzlich, wie aufatmend, fuhren wir aus einem Gewirr von Tümpeln und Schmalungen, die wir während der letzten zwei Stunden zu passieren gehabt hatten, in ein imposantes und beinah haffartig wirkendes Wasserbecken ein. Nur in sehr unbestimmten Umrissen erkannten wir die Ufer. Nach links hin, in langer Linie, blitzten Lichter und spiegelten sich in dem dunkelen See. An Bord drängte alles zu neuer Tätigkeit. Lieutenant Apitz, mit eigner Hand, feuerte den landeinwärts gerichteten Böller ab; Mudy, auf Befehl des Kapitäns, ließ eine Rakete in den Nachthimmel aufsteigen. In wenigen Minuten sahen wir unseren Zweck erreicht: Gestalten, hin und her laufend, sammelten sich an einer Stelle, die ein Landungsplatz, eine Anlegebrücke sein mochte. Stimmen klangen herüber. Gleich darauf fiel der Anker.
Im Angesicht von Teupitz, dunkel und rätselvoll, lag die »Sphinx«.
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An der Spree
Schloß Köpenick
»Wo liegt Schloß Köpenick?« An der Spree;
Wasser und Wald in Fern und Näh,
Die Müggelberge, der Müggelsee.
Schloß Köpenick ist eines der vielen Hohenzollerschen Schlösser, die sich unter den mannigfachsten deutschen und französischen Namen im Spree- und Havellande vorfinden und von deren Nochvorhandensein die wenigsten unter uns eine Kenntnis haben. Wir entsinnen uns in der Regel, von diesem und jenem Schloß in diesem oder jenem Geschichtsbuch gelesen zu haben, und knüpfen die Vorstellung, oft auch die Hoffnung daran, daß dasselbe mit all seinen ihm Leben leihenden Personen zugleich vom Schauplatz abgetreten sei. In der Tat, die Bemühungen unserer Phantasie, wenn wir von königlichen Schlössern sprechen oder sprechen hören, gehen gemeinhin nicht viel über die Bilder von Sanssouci, Rheinsberg und Charlottenburg hinaus, und einem glücklichen Zufalle bleibt es vorbehalten, uns durch den Augenschein zu belehren, daß auch Schwedt und Küstrin und Wusterhausen und Oranienburg noch ihre wirklichen Schlösser haben. Zu diesen seitab gelegenen und verschollenen Existenzen gehört auch Schloß Köpenick, in betreff dessen wir ein altes, ein mittleres und ein neues unterscheiden.
Das alte Schloß Köpenick stand schon, als die Deutschen unter Albrecht dem Bären ins Land kamen. Jaczko oder Jasso, der letzte Wendenfürst, an dessen Bekehrung die schöne Schildhornsage anknüpft, residierte daselbst. Nach seiner Unterwerfung wurde seine Residenz, eine Wendenveste, zur markgräflichen Burg, aber weder Bild noch Beschreibung sind auf uns gekommen, aus denen wir ersehen könnten, wie Schloß Köpenick zur Zeit der Askanier oder Bayern oder ersten Hohenzollern war. Es muß uns genügen, daß wir von seiner Existenz wissen. Auch seine Geschichte verschwimmt in blassen, charakterlosen Zügen, und alles, was mit bestimmterem Gepräg an uns herantritt, ist das eine, daß es in diesem alten Schlosse zu Köpenick war, wo der von Otterstedt an die Türe seines kurfürstlichen Herren schrieb:
Jochimken, Jochimken, höde dy,
Wo wi di krigen, do hängen wi dy.
Das alte Schloß stand bis 1550. Kurfürst Joachim II., ein leidenschaftlicher Jäger, dessen Weidmannslust ihn oft in die dichten Forsten um Köpenick herum führte, ließ den alten Bau niederreißen und ein Jagdschloß anstelle desselben aufführen.
Dies Jagdschloß Joachims II. oder das mittlere Schloß Köpenick stand wenig über 100 Jahr, aber seine Geschichte spricht schon in deutlicheren Zügen, und die Meriansche »Topographie« hat uns ein Bild desselben (etwa aus dem Jahre 1640) aufbewahrt. Nach diesem Bilde war es
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