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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Blondkopf steht und mit seiner Weidenrute hierhin und dorthin zeigt als wär es ein Zauberstab. Abwärts davon, in einer Vertiefung unter den Bäumen, qualmt und knistert ein Feuer, an dessen Rande, neben anderem Topfwerk, eine jener weitbauchigen braunen Kannen steht, die den Namen ihrer schlesischen Vaterstadt ruhmreich über die Welt getragen haben; dahinter aber, auf einer natürlichen Bank, sitzt pastor loci, kenntlich durch Haltung und Sammetkäpsel, und reicht seiner neben ihm stehenden jungen Frau die Hand. »Es ist gut so«, scheint seine freundliche Miene zu sagen, und die Glückliche, glücklich in seinem Besitze, neigt sich und küßt ihm die Stirn, auf einen kurzen Augenblick unbekümmert um Kannen und Kinder und um das brodelnde Wasser, das eben zischend in die Flamme fährt. Wir stehen noch im Bann dieser reizenden Szene, da knickt es dicht neben uns im Unterholz, und das rasche, laut-ängstliche Atmen einer Asthmatischen läßt keinen Zweifel darüber, wer im Anzuge sei. Wirklich, ihre Zwillinge vorauf, den Ehgemahl mit der Janitschar unmittelbar hinter sich, ist die Frau Amtsaktuar auf die Waldwiese getreten. Und vor ihrer Erscheinung ist der Zauber entflohen. Der Ringelreihen schweigt, die Werneuchner Dorfjugend hat ihr Elfentum abgestreift, und das gesamte junge Volk stürzt mit Jubelgeschrei den Ankommenden entgegen.
    Wir sind nicht Zeugen der Begrüßungsszene, die nun folgt, sehen nicht, wie der reizende Blondkopf, der noch eben auf einem Elsenstumpfe stand, das bewunderte Geschenk aus den Händen seines Paten entgegennimmt, und beteiligen uns noch weniger an »Hirsch und Jäger« oder gar an dem Wettkampfe, der abschließend zwischen den Horatiern oder Curiatiern von Werneuchen und Löhme zur Aufführung kommt – wir gönnen den Alten am Feuer ihr Geplauder und den Kindern im Wald ihre Lust und gesellen uns ihnen erst wieder, als sie gegen Abend, unermüdet vom Singen und Springen, ihren Heimmarsch antreten. Halben Weges zwischen dem Garnen-Grund und Werneuchen begegnen wir ihnen und lassen den phantastischen Zug an uns vorüberziehn. Voran Klein-Ulrich, der Held des Tages. Unmittelbar hinter ihm die Zwillinge, von denen einer auf einem Kaffeetrichter bläst. Und nun der Fahnenträger, einen Birkenbusch vor sich. Andre folgen mit zinnernen Bechern und blechernen Löffeln – alles in allem ein Bacchuszug aus jenen Regionen, wo das Besingkraut an die Stelle des Weinlaubs tritt.
    Neben dem Zuge her mahlt der Löhmer Amtswagen. Unsere stattliche Freundin, die seit dem Abendgange durchs Korn, auf dem sie sich verlobte, nie mehr einen Spaziergang wagte, thront mit dem Ausdruck wachsenden Behagens auf ihrem Wagensitz, und gelegentliche Zurufe, die sich auch jetzt noch auf nicht abzureichende Distance der Erziehung ihrer Zwillinge widmen, geben ihr mehr Befriedigung als Verdruß. Eine kurze Strecke hinter dem Zuge folgen die Männer in lebhaftem Gespräch, und der Amtsaktuar, der die Berliner Zeitung hält, rektifiziert die rechte Flügelaufstellung bei Wagram, »ein Fehler, den er dem Erzherzog Karl nie zugetraut hätte«. Neben ihnen her aber, gleich unangefochten durch die Fehler bei Wagram wie durch die Korrekturen des Amtsaktuars, trottet Boncœur, aller Liebling und Vertraute, mit einem so ehrlichen Pudelgesicht, als hab er's jedem einzelnen versprochen, für verlorene Tücher und Schuhbänder mit seiner Person aufkommen zu wollen.
    Dämmerung liegt auf der Dorfstraße. Die Spielgefährten schlüpfen rechts und links in Hof und Türe, während unsere Freunde vor der Pfarre halten.
    Die Sterne ziehen herauf, und es wird still in Dorf und Haus.
     
    So sah es im Sommer 1809 in Werneuchen aus, allwo der vielgenannte »Pastor Schmidt von Werneuchen« damals im Amte war. Ich glaubte den Mann, dem diese Darstellung gilt, nicht besser einführen zu können als durch ein Bild, das ihn uns in Wald und Feld und im Kreise der Seinen zeigt. Eine kindliche Natur, hing sein Herz an dem Stilleben der Familie.
    Bevor ich seine Charakteristik versuche, schick ich eine Zusammenstellung des biographischen Materials vorauf, das ich über den äußerlichen Gang seines Lebens erhalten konnte.
    Friedrich Wilhelm August Schmidt, genannt Schmidt von Werneuchen, wurde den 23. März ( nicht Mai) 1764 in dem reizend gelegenen Dorfe Fahrland 1) bei Potsdam geboren. Sein Vater war Pfarrer daselbst. Von den glücklichen Tagen seiner Kindheit erzählt uns eine seiner gelungensten Idyllen: »An das Dorf Fahrland«:
    Ach, ich

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