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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Talrand und besetzten das Dorf
    Henschhausen, wo demnächst die ganze Brigade sich
    sammelte. Das Ersteigen der Höhen war um so be-
    schwerlicher, als der Morgen inzwischen Glatteis ge-
    bracht hatte. Dies veranlaßte ein häufiges Ausglei-
    ten, welches denn auch nicht ohne Folgen blieb: der
    interimistische Regimentskommandeur Major von
    Herrmann beschädigte sich durch einen unglückli-

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    chen Sturz vom Felsen so sehr, daß er zurückbleiben
    und später wegen Invalidität seine Verabschiedung
    nachsuchen mußte.

    Der Marsch der Brigade ging nun zunächst auf Saar-
    brücken, das am 7. Januar erreicht wurde, dann ins
    Lothringische hinein. Am 11. stand man bei St-Avold,
    am 18. aber überschritt man bei Pont-à-Mousson die
    Mosel und wurde den zur Einschließung von Metz
    bestimmten Truppen vorläufig zugeteilt. Das
    1. Bataillon kam nach Moulins-les-Metz und Longevil-
    le, das 2. und 3. Bataillon in die Nähe von Plappevil-
    le, Namen, die seitdem wieder in unserem Ohr und
    Herzen lebendig geworden sind.
    Der Aufenthalt vor Metz dauerte nur kurze Zeit;
    schon am 26. trafen russische Truppen als Ablösung
    ein. »Die Unseren wurden dadurch von einem Dienst
    befreit, der, infolge naßkalter Witterung und von Bi-
    vouacs im halbgeschmolzenen Schnee, zahlreiche
    Verluste herbeigeführt hatte.« Aufgabe war gewe-
    sen, das formidable Metz womöglich einzunehmen, was beim Yorckschen Corps, das bekanntlich eine
    schonungslose Kritik gegen alle Anordnungen des
    Blücherschen Hauptquartiers übte, vielleicht nicht
    ohne Grund die »Champagner-Disposition« genannt wurde.

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    Am 26. Januar brachen unsere Bataillone auf und
    marschierten auf St-Mihiel. Von dort aus auf Com-
    merey, Ligny, St-Dizier, Vitry, also hart an der jetzi-
    gen Straßburg-Pariser Eisenbahnlinie hin. Am
    3. Februar standen die Brigaden des Yorckschen
    Corps vor Vitry.
    Am folgenden Tage wurde die Bewegung auf
    Châlons-sur-Marne fortgesetzt. Die 8. Brigade langte
    gegen Mittag vor der Festung an, und schon sollte
    zum Sturm geschritten werden, als General Yorck
    von jedem Vorgehen der Art Abstand nahm und die
    Stadt mit Granaten zu bewerfen begann.
    Bald sah man Feuer aufgehen. Einige Zeit später ließ
    sich eine von einem französischen Offizier begleitete
    Deputation der Bürgerschaft melden, welche der Ge-
    neral von Yorck auch empfing. Alles harrte neugierig
    des Ausgangs der Unterredung.
    Endlich kam es zur Kapitulation, und speziell unsere
    Brigade, die jetzt vom Prinzen Wilhelm geführt wur-
    de1), rückte tags darauf in die Reimser Vorstadt ein,
    wo man (wie am Abend vorher in der Vorstadt St-
    Mihiel) volle Champagnerkeller fand und die schäumende Flüssigkeit, die man für Weißbier hielt, gierig hinunterstürzte . Die Folgen blieben nicht aus, und unter einem wilden Gejauchze drang man endlich in
    die Stadt selber ein.
    Am 6. Februar sollte der Marsch in der Richtung auf
    Montmirail fortgesetzt werden. Die 8. Brigade blieb
    in Châlons. Mit ihr unser Regiment. Hier sollte nun-

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    mehr dem Champagnerrausch eine sehr unange-
    nehme Ernüchterung folgen. General von Yorck ließ
    nämlich um zehn Uhr vormittags Generalmarsch
    schlagen und die Truppen bis nach eingetretener
    Dunkelheit beim ärgsten Regen unter dem Gewehr
    stehen .

    Mitte Februars war die ganze Blüchersche Armee im
    »Lager von Châlons« vereinigt; sie zählte jetzt,
    nachdem auch General von Bülow eingetroffen war,
    vier Corps. Am 18. brach man auf. Es ging auf Paris.
    Unter Gefechten wurde Laon erreicht. Am 9. März
    früh nahmen die Corps der Blücherschen Armee die
    durch das Terrain gebotene Aufstellung, das Yorck-
    sche Corps in zwei Treffen. Man hörte die Schlacht
    auf dem rechten Flügel, dem Yorckschen Corps ge-
    genüber aber zeigte sich kein Feind. Endlich nach-
    mittags vier Uhr erschien Marschall Marmont auf der
    Straße von Reims. Die Batterien begannen ihr Spiel,
    und gegen Abend kam Befehl zum Angriff. Prinz Wil-
    helm, der jetzt eine Division führte, ging im Sturm-
    schritt gegen das brennende Dorf Athies vor, das
    Bataillon Borcke mit seinen Schützen in der Front. Es
    ward immer finsterer; nur das flammende Athies, die
    auflodernden Bivouacfeuer, die brennenden Lunten
    bei den in Position gebliebenen feindlichen Kanonen
    und die Sterne leuchteten. Unser Bataillon Blücher
    folgte links dem Bataillon Borcke; beide drangen in
    die nordwestliche Ecke des Dorfes ein, stießen erst
    auf Tirailleure, dann auf Massen. Kein Schuß

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